15 Cent/kmVRS sucht „eTarif“-Tester – Digitale ÖPNV-Abrechnung könnte kommen

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Die neue KVB-App ist gerade erfolgreich gestartet. Bald schon könnte die Erweiterung durch den „eTarif“ kommen.

Die neue KVB-App ist gerade erfolgreich gestartet. Bald schon könnte die Erweiterung durch den „eTarif“ kommen.

Köln – An der Tarifgrenze scheiden sich die Geister. Da liegt nur eine Haltestelle zwischen dem günstigeren und dem teureren Ticket. Wie immer man es dreht und wendet, es bleibt ungerecht. Jetzt naht eine Lösung. Die Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und damit auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) suchen ab sofort Testpersonen für den sogenannten „eTarif“.

Bei dem wird nur ein Grundpreis von 1,50 Euro und für jeden Kilometer Luftlinie 15 Cent gezahlt. Intern wurde dieser Tarif schon von Mitarbeitern rund ein Jahr lang getestet. Nun geht er ins wahre Leben. Und sollte auch dieser Test positiv verlaufen, ist die offizielle Einführung des „eTarifs“ nicht mehr weit.

15 Cent pro Kilometer Luftlinie

„Wir suchen 4000 Tariftester“, sagt Holger Klein, Sprecher des VRS. Am 9. April startet die Testphase, bis zum 11. August soll sie laufen. Wer teilnehmen möchte, kann sich auf der Seite des VRS anmelden. „Daraufhin bekommt man einen Code zugesendet, mit dem man sich eine App aufs Smartphone herunterladen kann“, erklärt Klein.

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Treten die Tester ihre Fahrt mit Bus oder Bahn an, drücken sie in der App einen Startbutton. Beenden sie ihre Fahrt, melden sie das wiederum über die App. Abgerechnet werden dann 1,50 Euro Grundpreis plus 15 Cent pro Kilometer Luftlinie zwischen Start und Stopp. Der Höchstpreis liegt fix bei 15 Euro, der Preis für ein Tagesticket. „Da es sich um eine Testphase handelt, sind wir kulant, sollte es zu Problemen kommen“, so der VRS-Sprecher.

Nur geringer Netzempfang nötig

Problematisch könnte alleine der Netzempfang werden. Ist der nicht gegeben, wird es schwer, sich für die Fahrt an- oder abzumelden. Doch Klein ist optimistisch: „Das System basiert auf GPS-Technik. Es braucht nur einen ganz geringen Netzempfang, damit es funktioniert. In der ersten Testphase waren wir in den tiefsten Tiefen der KVB und auf den höchsten Höhen des Bergischen Landes. Es lief alles stabil.“

Fahrscheinloser Tag

0 Euro müssen die Fahrgäste der KVB am 23. Juni zahlen, wenn sie mit Bus oder Bahn unterwegs sind. Und das nicht nur wie geplant in Köln, sondern im Gesamtgebiet des Verkehrsverbundes Rhein Sieg. Denn die Zweckverbandsversammlung des VRS hat entschieden, sich dem fahrscheinlosen Tag in Köln anzuschließen.

Beantragt hatte die Ratsgruppe Bunt den fahrscheinlosen Tag für Köln. Auf ihre Initiative hin hatte es den auch schon in 2018 gegeben. Doch damals fand die Aktion wenig Resonanz. Kritik wurde an der KVB laut, sie habe den Tag unzulänglichbeworben. Selbst an den Fahrscheinautomaten fehlten Hinweise für die Kunden, dass sie keine Tickets ziehen müssen. Nun kann die Aktion massiv von KVB und VRS zusammen beworben werden. (ngo)

Doch schneiden sich VRS und KVB nicht durch den e-Tarif ins eigene Fleisch? Viele Strecken werden durch das neue Abrechnungssystem preiswerter. „Unser erhoffter Gewinn ist, dass viele Menschen durch den neuen Tarif umsteigen, weil er einfach und ohne jede Netzkenntnis zu nutzen ist“, sagt Klein. Raus aus dem Dschungel der Tarifzonen.

„eTarif“ könnte in naher Zukunft kommen

Klar ist, der e-Tarif kommt nur für Gelegenheitsfahrer in Frage. Bei Zeit-Tickets erübrigt er sich. Und eins ist Klein sehr wichtig: „Wir schaffen das Papierticket und auch die jetzigen digitalen Tickets nicht ab.“ Die Systeme sollen parallel laufen. „Jeder kann sich das aussuchen, was für ihn am besten funktioniert oder auch am preiswertesten ist.“

Wenn im August die Testphase mit den 4000 eTarif-Nutzern abgeschlossen ist, werden mindestens noch bis Ende des Jahres die Ergebnisse ausgewertet. Und wann kommt der „eTarif“ für alle? „Wir denken da nicht weit in die Zukunft hinein“, sagt der VRS-Sprecher.

www.vrs.de/etarif

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