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2,8 Millionen EuroErzbistum bedauert hohe Kosten in Missbrauchsaffäre

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Das Kreuz auf dem Maternushaus in Köln, dem Tagungszentrum des Erzbistums.

Köln –  Das Erzbistum Köln hat bisher 2,8 Millionen Euro für externe Rechts- und Beratungsleistungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt ausgegeben. An die Betroffenen flossen dagegen bisher lediglich 1,5 Millionen Euro, allerdings hat das größte deutsche Bistum dafür insgesamt sechs Millionen Euro zurückgestellt. Diese Zahlen gab das Erzbistum am Wochenende vor dem Kirchensteuerrat und dann auch öffentlich bekannt.

Größter Posten für Kommunikationsberater für Woelki

Das erste, wegen schwerer rechtlicher Bedenken nicht veröffentlichte Gutachten der Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW) kostete 757.500 Euro, wie das Erzbistum am Sonntag bestätigte. Das zweite, veröffentlichte Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke war mit 516.200 Euro deutlich günstiger. 588.000 Euro flossen für „weitere rechtliche Beratung“ und 87.800 Euro für die Pressekonferenz zur Vorstellung des Gercke-Gutachtens.

Dazu kamen 36.000 Euro weitere Sachkosten. Größter Einzelposten sind 818.000 Euro für externe Kommunikationsberater, die Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki einschaltete.

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Weihbischof Rolf Steinhäuser, der als Apostolischer Administrator während Woelkis Auszeit vorübergehend das Bistum leitet, hatte die Veröffentlichung der Zahlen veranlasst. Woelkis früherer Generalvikar Markus Hofmann, der auch unter Steinhäuser als Verwaltungschef („Delegat“) amtiert, sagte, das Erzbistum habe mit der Untersuchung juristisch und publizistisch Neuland betreten und dafür Lehrgeld bezahlt: „Das war ein schmerzhafter und teurer Prozess.“

Gelder kamen nicht aus Kirchensteuermitteln

Um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, müsse man transparent mit den Zahlen umgehen. Hofmann legte Wert darauf, dass die Gelder nicht aus Kirchensteuermitteln aufgebracht wurden, sondern aus einem „„Fonds für Bedürfnisse des Bistums (BB-Fonds)“, der durch Abgaben von Klerikern über Jahrzehnte hinweg aufgebaut worden sei.

Im Gespräch mit der Rundschau übte die Kölner Gemeindereferentin Marianna Arndt scharfe Kritik: „Es ist unverantwortlich, wie das Bistum hier Geld rausgeworfen hat“, sagte die Seelsorgerin, die der Reformbewegung Maria 2.0 angehört.

Die 2,8 Millionen entsprächen der Hälfte der Rückstellunge zugunsten der Missbrauchopfer. Dabei zählte es nicht, ob Kirchensteuermittel oder Fondsvermögen eingesetzt werden – „in jedem Fall geht es doch um Geld, das den Menschen zugutekommen sollte und nicht zum Schutz eines Systems eingesetzt werden soll, das nicht schützenwert ist, sondern aufdeckenswert“. Die Gemeindearbeit werde immer weiter beschnitten, während fast 820 000 Euro an die Leipziger Agentur Ewald & Rössing geflossen seien: „Das steht in keinem Verhältnis.“

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Hofmann rechtfertigte die Einschaltung der Agentur mit einer „medialen Ausnahmesituation“, die ohne externe Hilfe nicht zu bewältigen gewesen sei. Die Agentur selbst erklärte, ihr Auftrag sei der Schutz des Aufklärungs- und Aufarbeitungsprozesses gewesen: „Die Reputation des Erzbistums Köln oder seiner Amtsträger war diesem Ziel untergeordnet.“

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