20 Fahrgäste pro Tag„Geisterbus“ zum Lentpark soll eingestellt werden

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Einsam dreht er seine Runden, der Bus der Linie 127 zum Lentpark. Damit soll es ab Dezember ein Ende haben. Die Verwaltung will das stark kritisierte Angebot einstellen.

Einsam dreht er seine Runden, der Bus der Linie 127 zum Lentpark. Damit soll es ab Dezember ein Ende haben. Die Verwaltung will das stark kritisierte Angebot einstellen.

Köln – Wer im Großstadttrubel mal etwas Ruhe sucht, dem kann sie guten Gewissens empfohlen werden. Kaum ein Plätzchen ist in Köln so lauschig wie ein Sitzplatz in der Busline 127 auf ihrer Fahrt vom Ebertplatz zum Lentpark.

20 Fahrgäste pro Tag

Vor rund vier Jahren wurde diese Strecke auf Betreiben des Verkehrsausschusses in Betrieb genommen. Sie sollte das dortige Eis- und Schwimmstadion optimal anbinden, die Kölner direkt „vor die Tür“ des Lentparks fahren. Ein „verlockendes“ Angebot, das sage und schreibe von 20 Fahrgästen im Schnitt genutzt wurde. Nein, nicht pro Fahrt. Pro Tag. Und so „eng“ ging es auch nur in den Anfangstagen zu. Jüngste Fahrgasterhebungen zählten gar nur noch zehn Fahrgäste pro Tag. Nun soll dem Spuk ein Ende gemacht und der „Geisterbus“ eingestellt werden.

Mag der Absatz an Tickets auch nicht gerade reißend gewesen sein, einen ganz großen Fan hatte die Linienverlängerung zum Lentpark auf jeden Fall: den Bund der Steuerzahler. Der nahm sich der 127 direkt nach Einführung an. Jahr für Jahr wurden die Fahrten zum Eis- und Schwimmstadion von den Steuerwächtern kritisiert. Belaufen sich doch die Betriebskosten auf 128.000 Euro jährlich. Dazu kamen einmalig 13.000 für provisorische Bushaltestellen und den Ausbau des Wendebereichs. Und wofür das alles? Für die Erreichbarkeit des Lentparks? Der ist auch ohne die Linie 127 gut zu erreichen. Vier Stadtbahnlinien und eine Buslinie steuern vier Haltestellen rund um den Lentpark an. Allerdings sind von dort nochmals Fußwege von 300 bis 800 Meter zurückzulegen, um den Eingang zu erreichen. Diese Distanzen wurden vor vier Jahren von den Befürworten der Linienerweiterung für die 127 ins Feld geführt.

Taxi-Bus“ soll „Bedienung“ des Lentparks übernehmen

Bei der Stadtverwaltung verfingen sich die Argumente nicht. Verhältnismäßig offen ist die Ablehnung, die dem Beschluss des Verkehrsausschusses entgegenschlägt. Darin mag auch der Grund dafür zu suchen sein, dass die provisorischen Bushaltestellen über vier Jahre hinweg nie ausgebaut wurden. Um der Politik eine goldene Brücke zu bauen, hatte die Verwaltung bereits angekündigt, Alternativangebote zur Linie 127 vorzuschlagen. Ein „Taxi-Bus“ soll ganztägig die „Bedienung“ des Lentparks übernehmen. Er soll von den bereits bestehen AST-Haltestellen aus den Haupteingang ansteuern. Sein Betrieb würde mit rund 30.000 Euro im Jahr zu Buche schlagen – je nach dem, wie oft das Angebot angefordert wird. Denn auch wenn der Taxi-Bus auf der vorgegebenen Buslinie verkehrt, fahren wird er nur, wenn er geordert wird. Eine Einzelperson muss sich spätestens 30 Minuten vor Abfahrt anmelden, eine Gruppe ab fünf Personen gar drei Tage vorher. Bezahlt wird der VHS-Tarif ohne Zuschlag.

Vier Jahre drehte die Linie 127 ihre einsamen Runden zum Lentpark. Vier Jahre lang ließen die Verantwortlichen die Kritik des Bundes der Steuerzahler an sich abprallen. Doch jetzt muss es schnell gehen. Noch vor der Sommerpause soll der Verkehrsausschuss der Einstellung zustimmen, damit sie zum Fahrplanwechsel im Dezember umgesetzt werden kann.

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