7. Kölner TreppenlaufWenn 1200 Menschen 39 Etagen hoch rennen

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Die 1200 Teilnehmer – neben Feuerwehrleuten auch andere Läufer – rennen das enge Treppenhaus hoch.

Die 1200 Teilnehmer – neben Feuerwehrleuten auch andere Läufer – rennen das enge Treppenhaus hoch.

Köln – Am Sonntag war im Mediapark richtig was los. Denn dort steht das höchste Bürogebäude Kölns, 149 Meter hoch. Der siebte Kölnturm-Treppenlauf stand an – und der war wieder frühzeitig ausgebucht. 1200 Meldungen hat Veranstalter Holger Wesseln von der Agentur Pulsschlag angenommen, mehr geht nicht. Denn ein Massenstart wie bei Volksläufen ist nicht möglich. Das Treppenhaus ist viel zu eng, und überholen soll man ja auch noch können. Deshalb starten die Läufer einzeln im Abstand von zwanzig Sekunden. So können 180 Läufer pro Stunde auf die Strecke geschickt werden.

Die Herausforderung ist nicht klein: 132 Höhenmeter müssen überwunden werden, sprich 39 Etagen oder 714 Stufen. Besonders schwer haben es die Feuerwehrleute, die hier ihre Meisterschaft austragen. Die laufen in voller Ausrüstungsmontur mit Druckluftflasche und angeschlossener Atemschutzmaske. Das wiegt 15 bis 17 Kilo.

Spenden für ein Kinderhospiz

„Das Schwierige ist der Schutzanzug“, sagt Feuerwehrmann Jens Walter (46) aus Braunschweig. „Darin kann man nicht abschwitzen wie in Sportkleidung. Man erhitzt immer mehr, eventuell bis nichts mehr geht.“ Die Anstrengungen würden aber durch die Atmosphäre belohnt, durch die Kameradschaft. Denn Feuerwehrleute dürfen nur als Duo starten und müssen zu zweit ankommen.

Einsatzbereit: Max Everett und Stefan Herrmannsfeldt stehen vor dem Lauf vor dem 149 Meter hohen Kölnturm.

Einsatzbereit: Max Everett und Stefan Herrmannsfeldt stehen vor dem Lauf vor dem 149 Meter hohen Kölnturm.

Mit 20 Teilnehmern ist der Feuerwehrsportverein Köln am Start, der auch Mitveranstalter ist, darunter fünf Frauen. Überhaupt ist die Frauenbeteiligung sehr gut, sagt Pressesprecher Maxim Hützen. Für Kinder habe man auch etwas im Angebot, die spielerische „Firefighter combat challenge“, die Spenden einbringt, sie kommen einem Kinderhospiz zugute.

Dreieinhalb Minuten für 714 Stufen – mindestens

Am Start sind Feuerwehrleute aus vielen europäischen Ländern. Bei den Einzelstartern kommen einige aus Übersee, sogar aus der Mongolei ist ein Quartett dabei. Die schnellsten Männer schaffen die 714 Stufen in dreieinhalb Minuten. Die flottesten Frauen bleiben unter fünf Minuten. Mit dabei sind Kinder von zehn Jahren, aber auch Veteranen, die die achtzig schon überschritten haben. Sogar die ehemalige Weltrekordlerin über 100 Kilometer flach, Birgit Lennartz, ist dabei.

Treppenläufe

Der Kölnturm-Treppenlauf ist ein junger Wettbewerb mit vergleichsweise geringer Höhe. Der erste Treppenlauf der Welt fand 1909 in Paris (Eiffelturm) statt, der erste der Neuzeit 1978 in New York (Empire State Building), er gilt als Vorbild späterer Wettkämpfe.

Besonders hoch wird die Bauch- und Beinmuskulatur beansprucht, bis zu zehn mal mehr als auf flacher Strecke. Treppenläufe werden beliebter und extremer. So gibt es in Radebeul einen Stiegenlauf, bei dem die Höhe des Mount Everest erklommen wird. Beim Vertikalmarathon in Hannover stehen mehr als 83.000 Stufen im Weg. (msc)

„Besondere Ambitionen habe ich nicht“, sagt Jennifer Winkler aus Aachen, „ich will nur schauen, ob ich so was kann.“ Die 29-Jährige treibt sonst keinen Sport, möchte aber ankommen. Das hohe Startgeld (27 Euro), sagt sie, habe zunächst Zweifel aufkommen lassen. Jetzt steht sie etwas nervös doch an der Startlinie. Während Jennifer noch unterwegs ist und es in 17 Minuten schaffen wird, ist die 22-jährige Kölner Feuerwehrfrau Anna Moeler schon zurück. Anstrengend sei es gewesen, aber mit Partner Martin Brieden habe sie die Mixed-Wertung in knapp neun Minuten gewinnen können.

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