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75 Millionen Euro nötigFlughafen Köln Bonn bekommt frisches Geld

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Der Flughafen Köln/Bonn 

Köln – Die Sitzungen am Flughafen zogen sich in die Länge. Zunächst tagte am Freitag der Aufsichtsrat ungewöhnlich lange. Danach kamen noch die Eigentümer zusammen, um ab dem Nachmittag über eine Geldspritze für den Flughafen zu befinden. 75 Millionen hatte die Geschäftsführung des schwer unter der Corona-Pandemie leidende Unternehmen für nötig erachtet.

Jetzt haben beide Gremien den Weg frei gemacht für die Stärkung der Eigenkapitalbasis, wie der Aufsichtsrat am Abend mitteilte. Die Eigentümer  – die Stadt Köln, die etwas über 31 Prozent hält, Bund und Land NRW mit knapp 31 Prozent, die Stadt Bonn mit etwas über sechs Prozent sowie die Kreise Rhein-Sieg und Rhein-Berg mit 0,59 und 0,35 Prozent – müssen nach ihren Anteilen zwischen gut 23 Millionen und 262 000 Euro aufbringen. Mit dem frischen Geld sei der Flughafen auch in der Lage, zukünftige betriebsnotwendige Investitionen zu tätigen, heißt es in der Mitteilung.

Überraschender Ausstieg

Eine wirkliche Überraschung war die Kapitalerhöhung nicht mehr. Die gab es dann am Ende der Sitzungen. Aufsichtsratschef Friedrich Merz gab bekannt, dass er sein Amt zum Jahresende niederlegt. Er  bedankte sich bei den Mitgliedern von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung für die „konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit“. „Nach der Kapitalerhöhung ist der Flughafen trotz der gravierenden Folgen der Corona-Pandemie für die nächsten Monate gut aufgestellt“, sagte Merz. Er hatte das Amt Ende 2017 übernommen. Da war  der damalige Flughafen-Chef Michael Garvens nach einer Schlammschlacht aus dem Unternehmen ausgeschieden, dann wurde der damalige Aufsichtsratschef Kurt Bedewig aus dem Amt gedrängt.

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Und still dürfte es um den Flughafen nicht werden. Die Zusagen des Kölner Rats von 23 Millionen stehen unter einem Vorbehalt. Die Grünen als stärkste Fraktion und ihre Partnern CDU und Volt verlangen, das der Airport leiser wird. Der angedachte Hebel: Die Stadt Köln soll darauf hinwirken, dass die Start- und Landegübühren für Passagierflüge in der Nacht „signifikant“ höher werden. Passagierflüge machen etwa ein Drittel der 43 753 Nachtflüge in Köln/Bonn aus. Zudem soll der Airport bis 2035 klimaneutral sein.

Am 14. Januar geht es weiter

Weniger Lärm als eine Bedingungen für die Kapitalspritze hält auch Roland Rickes, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rheinisch-Bergischen Kreis für sinnvoll. Hier sind die Grünen als zweitstärkste Kraft Partner der CDU, der Nummer eins im Kreistag. Im Koalitionsvertrag habe man vereinbart, dass der Kreis alles in seiner Macht Stehende tun werde, um Verkehrslärm zu reduzieren. Der Kreistag befasst sich wohl am 14. Januar bei der Einbringung des Haushalts mit der Kapitalerhöhung.  

Auch im Rhein-Sieg-Kreis ist die Kapitalspitze für den Flughafen Köln/Bonn noch nicht entschieden worden. Dies werde im Rahmen der Haushaltsberatungen im Finanzausschuss im März 2021 erfolgen, so eine Kreis-Sprecherin.

Das könnte spannend werden. In ihrem Koalitionsvertrag haben CDU und Grüne das Ziel einer Kernruhezeit für den nächstlichen Passagierflug festgezurrt. „Der Wunsch des Flughafens nach Kapitalerhöhung wird ohne sein Einverständnis zu einem zukünftgen Passagiernachtflugverbot (0:00 bis 5:00 Uhr) abgelehnt“, heißt es in dem Papier.

Nachflüge sind nach der derzeitigen Betriebserlaubnis des Flughafens bis 2030 erlaubt. Auch Gebührenfestsetzungen folgen strengen und umfangreichen Regeln und müssen  vom NRW-Verkehrsministerium genehmigt werden.  

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Der Flughafen rutscht in diesem Jahr tief in die roten Zahlen. Der Frachtverkehr brummt zwar. Von Januar bis November zählte er aber nur knapp drei Millionen Passagiere, 74,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

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