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Abbiegende GefahrPflicht zu Assistenzsystemen kommt erst 2022

Lesezeit 4 Minuten
verkehrsproblem

Im Mai starb eine Frau am Friesenplatz, sie war unter einen Lkw geraten.

  • Immer wieder gibt es in Köln schwere Unfälle mit Lastwagen und anderen Verkehrsteilnehmern.
  • Polizei, Stadt, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) und andere Organisationen haben am Donnerstag die Wichtigkeit von Abbiegeassistenten in Lastwagen betont.
  • Doch erst 2022 wird der Assistent Pflicht.

Köln – Es sind schockierende Unfälle und sie passieren immer wieder: Lastwagenfahrer oder Müllwagenfahrer übersehen beim Abbiegen Fahrradfahrer, überrollen und fügen den Opfern schwere, oft tödliche Verletzungen zu. Am 14. Mai beispielsweise starb eine Radfahrerin aus dem Agnesviertel, als sie am Friesenplatz von einem abbiegenden Lastwagen getötet wurde.

Polizei, Stadt, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) und andere Organisationen haben am Donnerstag die Wichtigkeit von Abbiegeassistenten in Lastwagen betont. Dabei handelt es sich um Bilder oder Töne, die dem Fahrer signalisieren, dass er einen Fußgänger oder Radfahrer gefährdet. Häufig geschieht das im toten Winkel. „Wo der Mensch versagt, kann Technik Leben retten“, betonte Polizeipräsident Uwe Jacob. Aber der Behördenleiter weiß auch: „Man sollte sich nie zu 100 Prozent auf sie verlassen.“ Auch die Technik entbinde nicht von der richtigen Spiegeleinstellung und der generellen Vorsicht.

„Wer auf sein Recht pocht, geht ein hohes Risiko ein“

Doch mit der Vorsicht ist dies so eine Sache im hektischen Alltag. Jacob appellierte: „Wer auf sein Recht pocht, geht ein hohes Risiko ein.“ Dies ist auch der Tenor der Beteiligten beim „Rad-Aktionstag“ auf dem Rudolfplatz. Gerade im Großstadtdschungel mit seinen engen, viel befahrenen Straßen sollten Autofahrer und Radfahrer sich auch mal zurücknehmen und nicht immer auf ihr Recht pochen. „Wer die Entschuldigung eines anderen Verkehrsteilnehmers akzeptiert, kommt auch sicher durch den Tag.“ Auch für Verkehrsdezernentin Andrea Blome ist Rücksicht im Straßenverkehr wichtig. „Ich appelliere an die Verkehrsteilnehmer, Rücksicht zu nehmen.“

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Die Abbiegeassistenten

2022 wird der Abbiegeassistent in der Europäischen Union bei neuen Fahrzeugtypen für Lkw und Busse Pflicht. Erst 2024 gilt die Pflicht für alle neuangemeldeten Fahrzeuge dieses Typs. Auf diese Regeln hat sich der EU-Gesetzgeber in dieser Woche geeinigt.

Nach einem tödlichen Lkw-Unfall in Widdersdorf im Jahr 2018, bei dem ein Siebenjähriger ums Leben kam, haben die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) 85 Prozent aller Müllwagen in Köln mit einem Kamerasystem ausgestattet. Es soll den Fahrern einen Rundumblick über das Fahrzeug ermöglichen. So sollen Unfälle möglichst vermieden werden, bei denen sich Radfahrer oder Fußgänger im toten Winkel befinden. Wie lange es noch brauchen wird, auch die restlichen 15 Prozent mit dem neuen System auszustatten, ist offen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe haben sich lange gegen technische Hilfen dieser Art für die Fahrer gesträubt. Im Mai folgte die Wende: Zwei Systeme von Abbiegeassistenten werden nun getestet. Insgesamt 330 Busse rollen für die KVB in der Stadt. Im Januar des vergangenen Jahres war ein 63-Jähriger in Rodenkirchen unter einen Bus geraten. Der Mann erlitt tödliche Verletzungen. (mft)

Blome hatte sich über die Situation der freilaufenden Rechtsabbieger betroffen gezeigt. 480 gibt es in der Stadt. Durch diese Abbiegespuren muss der motorisierte Verkehr nicht an der Ampel halten, sondern kann über die eigens eingerichtete Spur nach rechts abbiegen – allerdings kreuzt er meistens Zebrastreifen und/oder Radwege. Für Radfahrer sind sie gefährlich, weil Autofahrer schon mal mit hohem Tempo abbiegen. „Ich habe selten eine Stadt gesehen, die so viele freilaufende Rechtsabbieger hat wie Köln“, sagte die Dezernentin zuletzt. 2019 wurden sieben freilaufende Rechtsabbieger von der Stadt sofort abgepollert, etwa an der Kreuzung Luxemburger Straße/Eifelwall. Momentan sind zehn weitere Abbieger in der Prüfung, bis Ende 2022 sind 50 weitere auf der Liste.

166 Verwarngelder und Anzeigen an zwei Tagen

Diese Forderung hat der ADFC schon lange gestellt: „Wird sind ausdrücklich für die Abbiegeassistenten. Aber sie lösen das Problem nicht. Kreuzungen müssen auch sicher gebaut werden.“ Dazu kommt es immer wieder zu Verkehrsbehinderungen und Delikten im laufenden Verkehr: Beispiel Venloer Straße.An zwei Tagen (24. und 25.Juni ) haben Stadt und Polizei 166 Verwarngelder und Anzeigen gegen Parksünder verhängt.

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In 35 Fällen wurden Autos abgeschleppt. Die zugeparkten Wege sind eine Gefahr für die Radfahrer auf der Venloer Straße, aber auch die Radfahrer halten sich nicht an die Regeln. So gab es in an den beiden Tagen 54 Knöllchen wegen Fahren auf dem Bürgersteig und anderer verbotener Flächen und acht wegen Handynutzung. Jacob sagte: „Bei der Verkehrsmoral ist noch Luft nach oben.“

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