ADFC will mehr MitspracheWie die Sicherheit der Kölner Radfahrer erhöht werden kann

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Schmaler Weg, viele Radfahrer: Die Venloer Straße ist die Messstelle mit den meisten registrierten Radfahrten in Köln: 1,94 Millionen Fahrten in 2018.

Schmaler Weg, viele Radfahrer: Die Venloer Straße ist die Messstelle mit den meisten registrierten Radfahrten in Köln: 1,94 Millionen Fahrten in 2018.

Köln – Am 24. April 2018 fuhr eine 56-jährige Frau auf der Boltensternstraße in Riehl Richtung Norden. Ein heranfahrender Lkw-Fahrer hielt an, weil ein anderer Radler entgegenkam, das Opfer vermutete, der Fahrer habe auch sie gesehen und fuhr weiter. Doch sie befand sich im toten Winkel, der Lkw fuhr an und riss die Frau mit. Die Kölnerin starb noch an der Unfallstelle.

Acht tödliche Unfälle hat es im vergangenen Jahr in Köln gegeben, acht zu viel, da sind sich alle einig. Nur bei den Konsequenzen gehen die Meinungen auseinander.

Drei Todesfälle nach dem Abbiegen

Vielerorts hält die Infrastruktur nicht mit dem rasanten Wachstum des Radverkehrs Schritt. Oft fehlen Schutzstreifen und Radwege, oder sie sind zu schmal oder in einem schlechten Zustand. Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil Kraftfahrzeugführer beim Rechtsabbiegen parallel fahrende Radfahrer übersehen und ihnen die Vorfahrt nehmen – 2018 geschah dies in Köln drei Mal mit tödlichem Ausgang.

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Dass freilaufende Rechtsabbieger stadtweit geprüft werden, ist eine Konsequenz aus den seit Jahren hohen Unfallzahlen. Beim Umbau der Kreuzung Ulrichgasse/Sachsenring ist auf einen solchen Abbieger verzichtet worden. Nach dem Unfall an der Olpener Straße in Höhenberg sei ein warnendes Blinklicht für Fußgänger und Radfahrer installiert worden, teilt die Stadt mit. Nachdem ein E-Bike-Fahrer am Heinrich-Lübke-Ufer starb, ist dort Tempo 30 eingerichtet worden, der Mann war von der Rodenkirchener Brücke gekommen.

ADFC will Teil der Unfallkommission werden

Häufig stürzen Radfahrer ohne Fremdeinwirkung: Laut Polizei war 2018 bei jedem vierten Unfall mit Radfahrer-Beteiligung keine weitere Person Teil des Geschehens. Die deutlich gestiegenen Unfallzahlen stehen in krassem Gegensatz zum Ziel der Polizei, die Zahl der Unfälle mit Radfahrern zu reduzieren. Von den 5273 Menschen, die bis Ende November bei Verkehrsunfällen verunglückten, sind 37 Prozent Radfahrer – obwohl der Radverkehr nur etwa 20 Prozent des Gesamtverkehrs in der Stadt ausmacht. Auch ihr Anteil an den 671 schwer verletzten Unfallopfern liegt mit 40 Prozent überdurchschnittlich hoch, ebenso ihr Anteil an den 4576 leicht Verletzten mit 37 Prozent.

ADFC-Sprecher Christoph Schmidt fordert, dass der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Teil der Unfallkommission wird, um über Konsequenzen mitreden zu können. Die Kommission wird von Stadt und Polizei nach einem tödlichen Unfall gebildet. „Da geht es vor allem um die Unfallsituation, wir können besser die Radperspektive vermitteln.“ Die Stadt lehnt das mit Verweis auf einen Ministerialerlass ab. In der Vergangenheit seien Interessenverbände wie der ADFC zu Ortsterminen eingeladen worden, teilte die Stadt mit. „Ein Anspruch auf ständige Mitgliedschaft eines Verbandes besteht nicht.“ Der ADFC sei an den Gesprächen über freilaufende Rechtsabbieger beteiligt.

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