Ärger um FinanzierungDiözesanrat fordert Auflösung von Kölner Theologie-Hochschule

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Bei einer Protestaktion  vor der Hochschule wurde die fragwürdige Finanzierung der Einrichtung kritisiert. 

Bei einer Protestaktion  vor der Hochschule wurde die fragwürdige Finanzierung der Einrichtung kritisiert. 

Köln – Der Diözesanrat der Katholiken, die Laienvertretung im Erzbistum Köln, verlangt eine juristische Prüfung der Vorgänge rund um die Finanzierung der Kölner Hochschule für katholische Theologie. Dies müsse ebenso untersucht werden wie die verschiedenen Auftragsvergaben im Erzbistum Köln, deren Untersuchung noch der frühere Apostolische Administrator Rolf Steinhäuser angestoßen hatte, sagte Bettina Heinrichs-Müller, stellvertretende Vorsitzende des Rates, der Rundschau.

Die Hochschule müsse aufgelöst werden, sagte Heinrichs-Müller weiter. Die Finanzierung aus dem BB-Fonds des Erzbistums, aus dem auch Anerkennungsleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt fließen, sei nicht hinnehmbar. Nach dem aktuellen Wirtschaftsplan will das Erzbistum dem Fonds im laufenden Jahr 3,24 Millionen Euro zugunsten der Hochschule entnehmen, im Vorjahr waren es 3,42 Millionen. Ende 2020 umfasste dieser Fonds noch 16,8 Millionen Euro, Ende 2022 dürften es noch gut zehn Millionen sein.

Kölner Theologie-Hochschule „überflüssig“ – Finanzierungskonzept fehlt

Für Heinrichs-Müller ist kein Konzept erkennbar, wie die Hochschule nachhaltig zu finanzieren sei – und: „Wissenschaftlich ist das Projekt komplett überflüssig.“ Sie verweist auf die Theologische Fakultät der Universität Bonn, die Priester ausbildet und aus Exzellenzfördermitteln stark ausgebaut wird, und auf weitere Hochschulen. Das Kölner Projekt wertet sie als Ausdruck von „Hybris“ (extreme Selbstüberschätzung, ihrer Ansicht nach befördert durch Opus-Dei-nahe Netzwerke, und als Versuch, das Vermächtnis des verstorbenen Kardinals Joachim Meisner zu erfüllen, der von einer solchen kirchlichen Hochschule schwärmte.

Beispiel Paderborn

516 Millionen Euro beträgt das Anlagevermögen der „Stiftung Dietrich IV. von Fürstenberg“, Trägerin der Theologischen Fakultät Paderborn. Selbst dessen Ertrag (3,6 Millionen Euro) und und knapp 500.000 Euro Zuschüsse reichten im Geschäftsjahr 2020 nicht, um die Fakultät mit 54 Mitarbeitern zu finanzieren: Die Stiftung schrieb ein Minus von 1,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Paderborner Stiftungsvermögen entspräche etwa einem Achtel des gesamten Kölner Bistumsvermögens. (rn)

„Wir hatten immer schon Bedenken“, sagt Heinrichs-Müller zu dem Hochschulprojekt. Der Rundschau liegen zwei Anfragen des Diözesanrats an Hochschulkanzlerin Martina Köppen vor, die bis heute nicht beantwortet wurden: Am 17. Februar 2020 fragte der Rat unter anderem nach Quelle und Höhe des Stiftungsvermögens und der Rolle des BB-Fonds. Am 19. März 2021 ging es dann um die – später gescheiterte – Berufung des Fundamentaltheologen Dominikus Kraschl nach Köln. Kraschl hatte sich gegen die Segnung homosexueller Partnerschaften mit dem Argument ausgesprochen, dann müsse man alle möglichen anderen alternativen Beziehungsformen "wie serielle Monogamie, offene, polyamore oder polygame Beziehungen“ moralisch anerkennen.

Finanzplanung der Theologie-Hochschule von Anfang an unklar

Erst am 8. November 2019 hatte das Erzbistum nach Heinrich-Müllers Angaben in allgemeiner Form über den Plan informiert, die damalige Ordenshochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin zu übernehmen – bereits zum 1. März 2020 wurde dies vollzogen.

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Am 26. Oktober 2021 empfingen Rektor Christoph Ohly und Kanzlerin Köppen schließlich zwei Vertreter des Diözesanrates, darunter Heinrichs-Müller. Auch damals gab es aber keine näheren Angaben zur Finanzplanung der Hochschule. Auch die Rundschau, die erstmals am 1. März bei Köppen anfragte, hat bisher von ihr keine Auskünfte erhalten.

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