Akzeptanz gesunkenWie es mit dem Home Office in Köln läuft

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In vielen Haushalten mittlerweile ein gewohntes Bild: Home Office mit gleichzeitiger Kinderbetreuung.

In vielen Haushalten mittlerweile ein gewohntes Bild: Home Office mit gleichzeitiger Kinderbetreuung.

Köln – Der Reiz des Neuen scheint verflogen, die Botschaft „bleibt zu Hause“ abgestumpft – oder aber, die verschärften Corona-Schutzverordnungen sind insbesondere bei kleineren Betrieben kaum umzusetzen. Anders kann man sich die Zahlen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kaum erklären: Während beim ersten Lockdown im April etwa 27 Prozent der Befragten im Home Office arbeiteten, waren es im November zum zweiten Lockdown nur noch 14 Prozent. Und noch etwas kristallisiert sich heraus: Je größer das Unternehmen, desto höher der prozentuale Anteil am Home Office. Regeln zu mobiler Arbeit würden insbesondere in Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat getroffen – im Juni 2020 bei rund 62 Prozent der dort Befragten im Gegensatz zu 37 Prozent bei Unternehmen ohne Arbeitnehmervertretung.

Insbesondere bei kleineren Büros unter zehn Mitarbeitern ist die Umsetzung der Schutzverordnungen mitunter schwierig, auch wenn es kaum valide Zahlen gibt. Vielerorts erfolgt der Wechsel ins Home Office auf Zuruf, einige wechseln sich in der Besetzung tageweise ab, einen echten Plan aber gibt es selten. Und ebenso selten wechselnde Wochenschichten, allein weil die Übergabe einzelner Projekte kompliziert wäre: „Konstruktionspläne müssen ständig weiterentwickelt werden, das baut aufeinander auf. Wir können nicht einfach Anfang der Woche wieder von vorne anfangen“, erklärt ein Kölner Maschinenbauer. Und zuhause am Laptop mal eben so ein Projekt weiterentwickeln – schwierig allein wegen der Hardware. Die Rechenleistung vieler Bürorechner lässt sich in den eigenen vier Wänden kaum abbilden.

Rechenleistung im Büro ist oft deutlich höher

Auskunft über den Anteil der Heimarbeit wird oft nur zögerlich gegeben, manchmal sogar ausgesprochen ungern. Nicht, dass man leichtfertig mit der Gesundheit der Mitarbeiter umginge, schon aus Eigeninteresse: Bei geringer Belegschaft fällt jeder einzelne Ausfall doppelt heftig ins Gewicht. Aber was die penible Einhaltung der Vorschriften angehe, „da bewegt sich schon manch einer in einer Grauzone“. Die Balance zwischen Schutzverordnung und laufendem Betrieb – für viele kleinere Unternehmen eine Existenzfrage.

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Ganz anders ist die Situation in Großbetrieben. Rund 14 000 Mitarbeiter arbeiten in der städtischen Verwaltung. Da ist klar, dass das Thema Home Office weit oben auf der Agenda steht: „Wo irgend möglich“, so die Direktive der Stadtoberen, soll auf Home Office umgestellt werden. Nur: Das Ganze in absoluten Zahlen auszudrücken ist auch hier gar nicht so einfach. Rund 12 000 Homeoffice-Zugänge hat die Stadt bislang bereitgestellt, vor Corona waren es rund 6000, und die Stadtverwaltung erweitert ihr Angebot sukzessive. Im Detail aber muss jedes Dezernat seinen eigenen Weg gehen, allein weil die Anforderungen ganz unterschiedlich sind. Rund 700 Berufe sind unter dem Dach der Verwaltung vereint, vom Finanz-Sachbearbeiter bis zum Friedhofsgärtner. Während die einen also ganz gute Voraussetzungen für das Home Office haben, müssen andere sozusagen qua Amt „raus“. Und bei der Stadt ist es letztendlich wie bei jedem anderen Großbetrieb auch – nicht überall sind die gleichen räumlichen Voraussetzungen gegeben.

Dienstvereinbarungen schon vor Corona

Wo es eng wird, setzen viele Dezernate auf einen Schichtbetrieb, in der einen Woche sind die einen dran, in der nächsten die anderen. Allerdings ist es auch möglich, individuelle Absprachen zu treffen. Schließlich haben manche mehr, manche weniger Probleme mit dem Home Office. Und noch etwas dürfte bei der Stadt – wenn auch hinter vorgehaltener Hand – dieselbe Rolle spielen wie bei anderen Firmen auch: Der „Zwang“ zum Home Office, schlicht weil es kaum noch eine sinnvolle Möglichkeit der Kinderbetreuung mehr gibt – daran wird sich so bald wohl auch nichts ändern.

Bei der Sparkasse Köln Bonn gab es schon vor Corona eine Dienstvereinbarung zur Nutzung von Home Office, die dann noch einmal entsprechend erweitert wurde. „Wo es betrieblich machbar ist“, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkasse Köln Bonn flächendeckend die technische und organisatorische Möglichkeit zu Hause zu arbeiten – „und nutzen dies auch intensiv“, so Sparkassen-Sprecher Jörg Wehner. Die technischen Möglichkeiten seien gegenüber dem erstem Lockdown deutlich erhöht worden.

Es gibt es eine Aufteilung in rollierende Teams und möglichst keinen Wechsel zwischen verschiedenen Standorten. Auf Präsenzveranstaltungen wird weitgehend verzichtet, stattdessen Telefon- oder Webkonferenzen abgehalten. Übrigens nicht nur intern: Die ersten virtuelle Kundenveranstaltungen laufen bereits. Jetzt müssen nur noch die Kunden mitmachen.

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