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Antisemitismus bleibt ein Problem60 Jahre Wiedereröffnung Synagoge Roonstraße

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Unter den zahlreichen Gästen wurde vor allem Dr. Josef Schuster (v.l.), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet von Synagogenvorstand Abraham Lehrer begrüßt.

Unter den zahlreichen Gästen wurde vor allem Dr. Josef Schuster (v.l.), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet von Synagogenvorstand Abraham Lehrer begrüßt.

Köln – „Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“ Ausgesprochen wurde dieser Satz vor über 60 Jahren. In einem unverkennbaren rheinischen Singsang. Es war die Antwort des Bundeskanzlers Konrad Adenauer auf die Frage, wovon denn die wenigen Überlebenden der Shoa in Köln wieder eine Synagoge aufbauen sollten. „Der Alte“ nahm die Sorge, er kümmerte sich. Und am 20. September 1959 wurde die 1938 verwüstete und im Krieg zerbombte Synagoge an der Roonstraße wiedereröffnet. Ein Jahrestag, zu dem die Synagogengemeinde zum Festakt einlud.

Gesellschaftspolitische Gewichtung reicht nicht

Welche Bedeutung die Synagoge und ihre Gemeinde für Nordrhein Westfalen hat, ließ sich an der Gästeliste ablesen. Ministerpräsident Armin Laschet kam. Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nahm in der ersten Reihe Platz. Der ehemalige Kölner Polizeipräsident und jetzige Staatssekretär Jürgen Mathies reihte sich unter die Gäste. Abraham Lehrer, Mitglied des Vorstandes der Synagogengemeinde und Vizepräsident des Zentralrats der Juden, konnte neben weiteren zahlreichen Landespolitikern und Amtsträgern auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker begrüßen.

Soweit die gesellschaftspolitische Gewichtung, die für Abraham Lehrer bei weitem nicht reicht: „Für mich ist sie die schönste der wiedereröffneten Synagogen in Deutschland.“ Und das soll sie bleiben: „Wir haben damit begonnen, dieses Haus vom Keller bis zum Dach zu sanieren und zu modernisieren“, sagte der Gemeindevorstand.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Doch alle Prominenz, alle Schönheit und alle Erhaltungsmaßnahmen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gemeinde trotzdem immer noch nicht ohne Anfeindungen leben kann. „Er war nie weg“, sagte Ministerpräsident Laschet über den Antisemitismus. Schon drei Monat nach der Wiedereröffnung 1959 beschmierten Rechtsradikale die Fassade der Synagoge mit Hakenkreuzen. Jüngst bestätigte Rabbiner Yechiel Bruckner der Rundschau, dass er wegen judenfeindlicher Beleidigungen in Köln fortan auf Bus und Bahn verzichte. „Diese Vorfälle dürfen wir nicht akzeptieren“, so Laschet unter dem Applaus der Anwesenden.

Erste Einweihung war 1899

60 Jahre sind seit der Wiedereröffnung vergangen. Und das ist nur die Hälfte der Geschichte des Gotteshauses an der Roonstraße. Die erste Einweihung fand 1899 statt, nachdem es der Gemeinde in der Goldgasse zu eng wurde. Köln ohne jüdische Gemeinde ist also kaum denkbar. „Diese Synagoge ist prägend für die Stadt“, sagte entsprechen Kölns OB Reker. „Sie gehört zu Köln wie der Dom und der Rhein.“

Noch während des Festaktes demonstrierten in Köln Zehntausende Menschen dafür, den Klimawandel zu stoppen. Das griff Zentralratspräsident Schuster auf. „Einen politischen Klimawandel hingegen brauchen wir“, forderte er wegen des politischen Rechtsrutschs. „Er ist möglich, denn wir sind viele.“

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