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Arbeitsplätze hinter GitternJVA Ossendorf braucht Personal – vielfältige Aufgaben

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Alltag im „Klingelpütz“: Zu den Aufgaben der Justizwachtmeister gehört auch die „Suizidkontrolle“, also der Blick durch das Zellenfenster.

Alltag im „Klingelpütz“: Zu den Aufgaben der Justizwachtmeister gehört auch die „Suizidkontrolle“, also der Blick durch das Zellenfenster.

Köln – Acht Quadratmeter, mit Bett, Tisch, Stuhl, Schrank sowie Toilette, Waschbecken und kleines Fenster. So übersichtlich sieht die Welt eines Strafgefangenen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ossendorf aus. Besonders in der U-Haft kann das bis zu 23 Stunden am Tag auf der Zelle bedeuten.

Eine Stunde Hofgang stehen jedem Häftling am Tag zu. „U-Haft ist für viele das Ende. Da neigt der eine oder andere zu Verzweiflungstaten“, erklärt Angela Wotzlaw, Leiterin der JVA am Montag 30 Berufs- und Arbeitsberatern der Bundesagentur für Arbeit. Währenddessen geht eine Vollzugsbeamtin acht Türen in dem mit 40 Frauen besetzten Hafthaus ab. „Suizidkontrolle“, nennt sich das.

Voraussetzungen

Bewerber für den Allgemeinen Vollzugsdienst in einer JVA müssen mindestens 20 Jahre alt sein, einen Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Ausbildung oder die Fachoberschulreife vorweisen. Ferner dürfen sie  nicht vorbestraft sein und müssen die deutsche Staatsbürgerschaft oder die eines EU-Landes haben. Die duale Ausbildung dauert zwei Jahre. Nach dem  Abschluss winkt die Verbeamtung in der Besoldungsstufe A6 (rund 2500 Euro) liegt. (bks)

www.justiz.nrw.de

www.jvs.nrw.de  

Gerade drogenabhängige U-Häftlinge oder solche mit psychischen Störungen oder Krankheiten seien besonders gefährdet. Alle 15 Minuten wird kontrolliert, Tag und Nacht.

Zweitgrößte JVA Deutschlands

Die Arbeit im Knast, das wird da schon deutlich, ist nicht wie jede andere. Doch was die Arbeit mit Gefangenen konkret ausmacht, welche Herausforderungen und Anforderungen sie an potenzielle Bewerber stellt, das wollen die Berater bei ihrem JVA-Besuch in Erfahrung bringen. Bedarf gibt es reichlich. „15 Leute könnte ich direkt einstellen“, sagt Wotzlaw. „Und einen Arzt suche ich auch dringend“, fügt sie hinzu. In den 38 Haftanstalten in NRW sind sogar 400 Stellen frei.

Insgesamt sitzen in Ossendorf derzeit rund 700 Männer und 300 Frauen Freiheitsstrafen ab. Die JVA Köln ist die größte in NRW und nach München die zweitgrößte Deutschlands. „Betreuung, Beaufsichtigung, Versorgung, das sind die Kernaufgaben eines Beamten im Allgemeinen Vollzugsdienst“, sagt Heinz Buhr-Simons, Leiter des Allgemeinen Vollzugsdiensts in Köln. Die Beamten in den Hafthäusern sind in allen Lagen die ersten Ansprechpartner der Gefangenen. Sie schätzen aber auch das Gefährdungspotenzial eines Insassen ab oder geben Bewertungen, wenn es um etwaige Lockerungen im Haftalltag geht.

Stellen auch in der Resozialisierungs-Arbeit

Ferner sind sie auch für Vorführungen der Häftlinge zuständig, beispielsweise in der Krankenstation oder beim Gesprächstermin mit einem Anwalt. Darüber hinaus versorgen sie die Insassen mit den Dingen des täglichen Bedarfs.

Neben Beamten im Allgemeinen Vollzugsdienst, den sogenannten Gefängniswärtern, werden aber auch Fachkräfte wie Elektriker, Schreiner, Bäcker, Köche, Drucker, Frisöre oder Buchbinder für den Werksdienst gesucht. Sie sollen die Gefangenen soweit fördern, dass sie nach der Haft eine realistische Perspektive bekommen, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt behaupten zu können. Neben dem Schutz der Bevölkerung vor Straftätern, sei „Resozialisierung, ein straffreies Leben nach der Haft, die wichtigste Aufgabe des Strafvollzugs“, so Buhr-Simons. Weitere Stellen sind in der Verwaltung zu besetzen.

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„Mich überrascht die Vielseitigkeit der Berufe in der JVA“, sagt Berufsberater Manfred Lack nach dem JVA-Rundgang. Die Atmosphäre sei schon „speziell“ die angebotenen Jobs sicher nichts für jeden. „Das sind schon körperliche und psychische Herausforderungen, mit denen man lernen muss umzugehen“.

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