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Aus dem Zoo auf den TellerWarum Clemenshof-Ferkel beim Schlachthof landen

Lesezeit 3 Minuten
Ferkel dpa

Symbolbild

  • Als der Clemenshof 2014 als historischer Bauernhof nach Bergischem Vorbild eingerichtet wurde, wollte man dort zu einem bewussteren Fleischkonsum anregen.
  • Der Hof im Kölner Zoo hat nun etwa die Hälfte der Schweinchen an Bauern übergeben.
  • Bis auf eins wird die andere Hälfte geschlachtet.

Köln – Am Anfang waren es noch neun: Die kleinen Schwäbisch-Hällischen Schweinchen balgten sich um den besten Platz bei Muttersau „Rita“. Da konnte man schon mal den Überblick verlieren. Das ist jetzt vorbei. Vom vielzähligen Nachwuchs auf dem Clemenshof im Kölner Zoo ist nur ein einziges Ferkel übrig geblieben. Es ist ordentlich gewachsen seit seiner Geburt Ende Juli. Aber wo sind die anderen hin?

Etwa die Hälfte ist zu regionalen Bauern umgezogen, wo sie in die Erhaltungszucht gehen: „Das ist bei dieser alten, vom Aussterben bedrohten Rasse wichtig und auch eines der Ziele des Clemenshofs“, teilt der Zoo mit. Schwäbisch-Hällische Schweine mit ihrem charakteristischen schwarzen Kopf und Hinterteil sind selten geworden.

Sinkende und wachsende Nachfrage

Früher war ihr fettes Fleisch sehr beliebt. Aber als die Verbraucher es magerer wollten, gingen die Haltungszahlen zurück. Inzwischen geht der Trend wieder in die entgegengesetzte Richtung, viele Verbraucher ernähren sich bewusster und setzen auf nachhaltig erzeugte Fleischwaren.

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In den 1980er Jahren beinahe ausgestorben

Elf verschiedene Haustierarten leben auf dem Clemenshof – vor allem solche, die vom Aussterben bedroht sind. Das Gelände im Zoo ist insgesamt 4000 Quadratmeter groß. Die Zoobesucher können sich hier über seltene heimische Tierarten und die kleinbäuerliche Lebensmittelproduktion informieren. Auch FC-Maskottchen Hennes IX hat seinen Stall im Clemenshof.

Das Fleisch vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein sei sehr hochwertig, erklärt Artur Tybussek, Geschäftsführer der Kölner Fleischer-Innung. Die Schweine müssen nach Vorgaben der Erzeugergemeinschaft gehalten werden, sie bekommen etwa Stroheinstreu, Tageslicht und leben in Gruppen. „Das ist das, was die Kunden heute nachfragen“, sagt Artur Tybussek. Auch in Köln gibt es Betriebe, die das Fleisch anbieten. Mitte der 1980er Jahre galten die Tiere schon fast als ausgestorben, dann begannen Landwirte mit nur noch acht reinrassigen Tieren eine neue Zucht. (kl)

Die Ferkel vom Clemenshof, die nicht auf andere Höfe umziehen, werden geschlachtet – „nach einem Leben, das definitiv besser ist als das der Tiere in konventioneller Haltung“, betont der Zoo. Er beauftragt dazu einen Metzger. Die Tiere werden „im Sinne von Transparenz und lokaler Wertschöpfung mit klarer Herkunft“ zu Wurst und Fleisch verarbeitet. Zum Beispiel für das „Bauernfrühstück“, das jeden Sonntag im Zoo angeboten wird.

Bewussterer Tierkonsum

Der Clemenshof wurde 2014 als historischer Bauernhof nach Bergischem Vorbild eingerichtet. Man wolle dort auch zu einem bewussteren Fleischkonsum anregen, wurde vor der Eröffnung erklärt. Im Gegensatz zur industriellen Massentierhaltung zeige der Zoo eine artgerechte Haltung von Nutztieren. Auf einem Kleinbauernhof war es früher auch üblich, die eigenen Tiere zu verwerten, heißt es nun. Dauerhaft leben nur drei Schwäbisch-Hällische Landschweine auf dem Clemenshof: Zuchteber „Harry“ sowie die beiden Säue „Rita“ und „Ramona“. Diesmal hat „Rita“ neun Ferkel geworfen – was vergleichsweise wenig ist. Zuvor gab es dreizehn- und zwölffachen Nachwuchs.

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Die Zoogastronomie wirbt mit „wöchentlich wechselnden Leckereien“ sowie „Wurst- und Käsespezialitäten“ für ihr Bauernfrühstück. Im Preis von 29 Euro für Erwachsene und 19 Euro für Kinder ist der Zooeintritt enthalten. Das Bauernfrühstück wird sonntags und an bestimmten Feiertagen von 9 bis 12.30 Uhr angeboten – und zwar mit Blick auf den Clemenshof.

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