Ausbildungsbörse im Köner RathausSchüler biegen Draht, hämmern und hobeln Holz

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Bei den Stuckateuren sind Kreativität und Mathematik wichtig.

Bei den Stuckateuren sind Kreativität und Mathematik wichtig.

Köln – 50 Zentimeter Kupferdraht, einen Millimeter dick, und eine Spitzzange. Damit soll der Draht zu einem Quadrat mit innenliegendem Kreis gebogen werden – und zwar exakt so wie auf einer Vorlage. „Es macht Spaß, aber es ist auch ein bisschen schwierig“, sagt Mahmood. Dabei hat er es schon fast geschafft – mit Geduld, Augenmaß und Fingerfertigkeit. „Es sind sehr gute Ergebnisse dabei“, lobt Alexander Ochtendung. Er selbst kann den Draht in fünf Minuten millimetergenau zurechtbiegen. Als gelernter Karosserie- und Fahrzeugbau-Mechaniker ist er aber auch Profi und betreut den Stand der Karosseriebauer im Historischen Rathaus. 20 Handwerksinnungen zeigen dort, was sie machen und versuchen, junge Leute für einen Beruf in ihrer Branche zu begeistern. Bei Mahmood ist das bereits gelungen.

Schon zum 13. Mal hat die Kreishandwerkerschaft Köln zur Ausbildungsbörse ins Rathaus eingeladen. 1300 Schüler aus allgemein- und berufsbildenden Schulen wurden erwartet, die meisten aus den achten oder neunten Schuljahren. An jedem Stand können sie eine charakteristische Tätigkeit ausprobieren „und direkt sehen, ob ein Beruf im Handwerk etwas für sie ist“, erklärt Dr. Thomas Günther, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Azubi-Speeddating im Stadion

Die Handwerkskammer veranstaltet am Dienstag, 19. März, ein Azubi-Speeddating. Von 13 bis 17 Uhr können Schüler, die in diesem Jahr mit der Ausbildung beginnen wollen, im Rheinenergie-Stadion Betriebe kennenlernen. Wenn Handwerksunternehmen und Interessenten gut zusammenpassen, besteht die Möglichkeit, direkt Praktika, Probetage oder Vorstellungsgespräche zu vereinbaren. Die Handwerkskammer bittet die Jugendlichen, ihre Bewerbungsunterlagen mitzubringen. Die Betriebe bieten Ausbildungen in 30 verschiedenen Berufen an, darunter zum Beispiel Anlagenmechaniker, Augenoptiker, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Glaser, Maler oder Mechatroniker. (kl)

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„Held der Nacht, Retter des Morgens“

Für Abdulsamet war das schon lange klar. Der Stuckateur-Azubi kennt das Handwerk von seinem Onkel. „In dem Beruf kann ich kreativ sein und muss mich mit Mathematik auskennen“, erzählt er den Schülern. Nach seiner Ausbildung will er den Meister machen. Das Bäckerhandwerk, das händeringend Nachwuchs sucht, wirbt mit dem Spruch „Held der Nacht, Retter des Morgens“, die Gerüstbauer haben in der Mitte des Saals ein begehbares Raumgerüst entstehen lassen, bei den Friseuren werden Locken gedreht, die Dachdecker verkünden „Täglich auf- und absteigen und trotzdem Meister werden“. Hier können die Schüler mit einem Hammer eine Schieferplatte behauen. „Da erkennt man gleich, ob jemand Talent hat“, sagt Dachdecker- und Klempnermeister Kurt-Michael Diensberg. Er selbst würde gerne einen Azubi einstellen. Was müsste der mitbringen? „Liebe zum Handwerk und zu körperlicher Arbeit, Fitness und er darf keine Angst vor Höhe haben.“

Jessica Held von der Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus ist mit ihrer Jahrgangsstufe 9 ins Rathaus gekommen. Ein Grüppchen interessiert sich für den Stand der Tischler-Innung und lässt sich dort neben Hobelspänen den Berufsalltag erklären. „Es ist wichtig, dass die Schüler anfangen, sich zu orientieren“, sagt die Lehrerin. „Das Handwerk bietet inzwischen auch viel für junge Leute, die einen Hauptschulabschluss erreichen. Gut, dass die Betriebe den Schülern entgegenkommen.“

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