Ausverkaufte PhilharmonieDirigent Teodor Currentzis vergeigt Kölner Auftritt

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Teodor Currentzis (1)

Der griechische Dirigent Teodor Currentzis. (Archivbild)

  • Wenn an Weiberfastnacht die Kölner Philharmonie ausverkauft ist, dann ist das erst einmal ein Ausrufezeichen.
  • Doch das SWR-Symphonieorchester spielte am Donnerstag bei weitem nicht ihr bestes Konzert.
  • Da halfen auch die wilden Bewegungen des Leiters Teodor Currentzis nicht.

Köln – Kein Zweifel, der Mann ist ein Popstar. Eine ausverkaufte Kölner Philharmonie an Weiberfastnacht – darauf darf sich Teodor Currentzis nun wirklich was einbilden. Und auch das SWR-Symphonieorchester, das er seit zwei Jahren leitet, strahlt. So viel Aufmerksamkeit hat es in der Vergangenheit nie bekommen.

Kölner Philharmonie: Kein guter Auftritt des SWR-Symphonieorchesters

Das Problem ist bloß: Es hat in der Vergangenheit schon sehr oft sehr viel besser geklungen. An Currentzis‘ Erfolgen mit seinem eigenen Ensemble musicAeterna lässt sich nicht rütteln oder an seinen von der Kritik hochgelobten Mozartaufnahmen. Der in der sibirischen Einöde zum Geheimtipp und dann zum vermeintlichen musikalischen Wunderheiler aufgestiegene Grieche kann was. Vor dem SWR-Orchester allerdings wirkt er wie ein Amateur.

Man könnte über die Show, das Zuschaustellen der eigenen Erschütterung und Hingabe und Weltverlorenheit noch hinwegsehen, sowas tun auch andere. Bloß hat man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass irgendeine der so expressiven Gesten das Orchester erreichte. Currentzis zeichnet virtuose Figuren in die Luft, hören tut man davon nichts. Es scheint vielmehr, als hätten die Musiker in ihrer Not beschlossen, sich von ihrem ekstatischen Chef nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und ihn zu ignorieren, zumal sich Currentzis die meisten Zeit über eh nur auf die vorderen Pulte der Streicher konzentriert. Dass da hinten auch noch gut und gerne dreißig Bläser sitzen, scheint ihm erst im Finale von Mahlers erster Sinfonie wieder einzufallen: Als er dann endlich mal ein vernünftiges Zeichen gibt, ist das Blech allerdings schon auf halbem Weg. Und wo waren die neun Kontrabässe?

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Und so erlebt man, auch bei Strauss‘ Tondichtung „Tod und Verklärung“, ein Orchester, das verzweifelt versucht, den Abend irgendwie allein nach Hause zu schaukeln. Reserven dafür hat es, die Pulte sind durchweg gut besetzt. Doch Balance zwischen den einzelnen Stimmgruppen, Kombination der Register, Schattierung der Farben, vor allem auch Übergänge und Einsätze kann man bei derart umfangreichen und kompositorisch ausdifferenzierten Partituren nicht mehr selbst organisieren, schon gar nicht bei Mahler. So wackelt und scheppert es und läuft im Modus „Autopilot“ dem Ende zu. Laut: ja. Schön: nein. Es ist ein Jammer.

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