Bahn zu breit?Gemeinsamer Fahrzeugtyp für KVB und Rheinbahn crasht bei Probefahrt

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Imposant kommen die neuen Bahnen daher. Zumindest für Duisburg zu imposant. Die zusammen mit der KVB bestellten Fahrzeuge passen dort nicht an der Bahnsteigkante vorbei.

Imposant kommen die neuen Bahnen daher. Zumindest für Duisburg zu imposant. Die zusammen mit der KVB bestellten Fahrzeuge passen dort nicht an der Bahnsteigkante vorbei.

Köln – „Faust auf Faust.“ So sang es einst Klaus Lage für den Duisburger Tatort-Kommissar Schimanski. Und nun kann das Lied auch auf die Düsseldorfer Rheinbahn mit ihrer Strecke nach Duisburg gemünzt werden. Die Rheinbahn hatte 2015 neue Stadtbahnen bestellt. Eine erste davon ist nun zur Probe auf die Duisburger Strecke gegangen – und an der Haltestelle Duissern kam es hart auf hart: Die Bahn knallte an die Bahnsteigkante. Das Gefährt ist zu breit. Bei der Ausschreibung hatte keiner die Maße bedacht. Peinlich. Und was hat das mit Köln zu tun?

Leider viel. Denn die Düsseldorfer Rheinbahn bestellte damals ihre 42 Bahnen zusammen mit 20 Bahnen für die Kölner Verkehrs-Betriebe beim Hersteller Bombardier. Die beiden Verkehrsbetriebe taten sich zusammen, um mit einer Großbestellung Kosten zu sparen. In Summe ein 200-Millionen-Euro-Auftrag. 2020 sollen die ersten dieser Stadtbahnen gleichen Bautyps nach Köln geliefert werden. Heißt es dann auch an hiesigen Bahnsteigkanten „Faust auf Faust – hart, ganz hart“.

„Die Schürze der Bahn ist gut sechs Zentimeter zu breit“

Der Kontaktpunkt ist nach menschlichen Maß ungefähr auf Kniehöhe. Ein bisschen was an der Bahn oder an der Bahnsteigkante wegnehmen, wird nicht helfen. Es hat nämlich ordentlich gescheppert bei der nächtlichen Probefahrt. „Die Schürze der Bahn ist gut sechs Zentimeter zu breit“, sagt Georg Schumacher, Sprecher der Rheinbahn.

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Wie konnte es soweit kommen: „Beim dem Lastenheft, in dem alle Maße und Vorgaben für die neuen Bahnen aufgelistet sind, wurden die Bedingungen an der Duisburger Haltestelle Duissern schlichtweg nicht bedacht. „Nun werden wir gemeinsam mit dem Fahrzeughersteller prüfen, ob Anbauteile neu platziert oder anders dimensioniert werden können“, sagt Schumacher. Das klingt nach langwierigen und kostenintensiven Nachbesserungen.

In der Hauptzentrale der KVB an der Scheidtweilerstraße hat die Nachricht von den Kollegen aus Düsseldorf hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Was der „Kontakt zwischen Bahn und Haltestellenkante“ – so die offizielle Beschreibung des Vorfalls in einer Mitteilung der Rheinbahn – für Köln bedeutet, können die Kölner noch nicht absehen. KVB-Pressesprecher Matthias Pesch will sich nur einen Satz dazu entlocken lassen: „Die von uns bestellten Stadtbahnen sind exakt auf unsere Bedürfnisse und Gegebenheiten abgestimmt.“

Blick muss sich auf Haltestellen richten

Dass die Bahnen für Köln schmaler sind, kann aber ausgeschlossen werden. Der Bautyp ist gleich. Zwar gab es bei den Bahnen für Köln Abweichungen zu den Bahnen für Düsseldorf und Duisburg. Doch die liegen eher in kleineren Details.

Also muss sich der Blick auf die Haltestellen richten. Gibt es in Köln Bahnsteige, die vergleichbar sind mit denen in Duissern? Die wurden ja nicht nach Gutdünken gebaut, sondern basieren auf Richtlinien, die auch in Köln gelten. KVB-Sprecher Pesch muss passen. Die Verkehrs-Betriebe konnten das auf die Schnelle nicht klären, ob es auf ihrem Streckennetz vergleichbare Haltestellen wie die in Duisburg gibt.

Schumacher springt aber als Rheinbahn-Sprecher seinem Kölner Kollegen zur Seite. „An der Haltestelle Duissern haben wir sehr spezielle Bedingungen. Dort kommen Niederflurbahnen mit Hochflurbahnen in einem Haltestellenbereich zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es vergleichbare Bedingungen auch in Köln gibt.“ Selbst auf dem Streckennetz der Rheinbahn ist Duissern eine Ausnahme. Auf den anderen U-Bahn-Linien würden die neuen Bahnen durchaus passen. Jedoch hilft das nicht weiter, da die Bahnen nicht nur auf einer Linie fahren, sondern in der Regel im gesamten Netz eingesetzt werden.

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