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Beeindruckender BildbandWie Köln sich im Laufe der Jahrhunderte veränderte

Lesezeit 3 Minuten
Held Carneval: Simon Meister malte den Rosenmontagszug auf dem Neumarkt 1836.

Held Carneval: Simon Meister malte den Rosenmontagszug auf dem Neumarkt 1836.

Köln – An Selbstbewusstsein hat es dieser Stadt und ihren Bewohnern noch nie gemangelt. Die Silhouette mit Dom und Groß St.Martin ist millionenfachfach reproduziert worden, vom Kunstdruck bis zum Ein-Euro-Abziehbild. „Aber lange Zeit war die Stadtbefestigung mit dem Bayenturm und dem Rhein viel prägender“, sagt der Fotograf und Kurator Wolfgang Vollmer.

Die Stadt hat sich auch nicht um den Dom herum entwickelt, er war nur ein Orientierungspunkt unter anderen. Das änderte sich, als er endlich fertig war. „Köln von Anfang an“  heißt der neue Bildband von Vollmer und Reinhard Matz (siehe Infotext unten). Das Fotografen-Duo hatte drei opulente Bände zur Stadtgeschichte vorgelegt und sich nun mit dem „Was bisher geschah“ beschäftigt. Und das ist einiges.

Von der ersten Besiedlung bis zur Schleifung der Stadtmauer 1880 reicht die Bildersammlung, die in dem Band zu entdecken ist. Naturgemäß haben  die Verfasser das Feld der Fotografie verlassen müssen, nicht aber ohne ihren Blick vollständig zu ändern. „Für uns ist wichtig geblieben, was ein Bild sagt, was es erzählt“, sagen sie. Die kulturhistorische Bedeutung war kein k.o.-Kriterium, im Gegenteil.

Die Autoren

Als Chronisten der bebilderten Stadtgeschichte dürfen Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer gelten. In den Bänden „Köln vor dem Krieg“, „Köln und der Krieg“ sowie „Köln nach dem Krieg“ haben sie bereits die Jahre von 1880 bis 1990 bilderreich dokumentiert.

Reinhard Matz hat nach einer Fotografenlehre Philosophie und Germanistik studiert. Er war 20 Jahre lang fester freier Fotograf der Dombauhütte und arbeitet als Autor und Künstler. Wolfgang Vollmer studierte Künstlerische Fotografie, er war Dozent an verschiedenen Hochschulen.

Alle Bildbände sind im Greven-Verlag erschienen. „Köln von Anfang an“ enthält einordnende Texte, darunter die „Erinnerung an die Straßenordnung“ vor dem Besuch Napoleons 1804. Darin heißt es: „Es ist verboten, Schweine durch die Straßen irren zu lassen.“ Unrat auf die Straße zuschütten, ist ebenfalls untersagt.

Reinhard Matz, Wolfgang Vollmer: Köln von Anfang an. Leben, Kultur, Stadt bis 1880. Greven-Verlag. 392 S., 50 Euro

So entdeckte Vollmer im Wallraf-Richartz-Museum das Gemälde vom Martyrium der heiligen Cordula. Entstanden ist es Ende des 15. Jahrhunderts. Es erzählt neben dieser  weniger bekannten Legende die Ursula-Geschichte und zeichnet ein Stadtpanorama, das die römische Rheinbrücke, die Kirchen St. Gereon und St. Severin und  den Dom in seiner letzen mittelalterlichen Bauphase vereint. Eine Collage der Epochen, simultan erzählte Stadtgeschichte.

„Zentrale Rolle im Geflecht der Metropolen“

Mainz und Vollmer sind auf die Suche gegangen nach solchen Zeugnissen. Köln sei in seiner langen Geschichte durch rheinische Sammelleidenschaft und Bürgerstolz eine Stadt der Bilder geworden. „Es sind Bilder, die eine Welt vorstellen, nicht aber analysieren.“ Wie der Handel auf dem Alter Markt, die  Zollprüfungen oder den Alltag der französischen Besatzer.

Das Buch erzählt die Geschichte von römischer Zeit und Franken, von der Stadt der Zünfte und Gaffeln bis hin zu französischer Besatzung und Preußenzeit. Dazu natürlich der Karneval, der Genuss  und das erzbischöfliche Köln. Mit Bildern vom Diatretglas und dem Dreikönigenschrein. Mit Details, die durch den hochwertigen Druck gefühlt dreidimensionale Qualität erreichen.

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Fündig wurden die Autoren in heimischen Museen und Kulturstätten, aber auch in Archiven in London, Paris, Stockholm oder Los Angeles. „Das Buch erschließt Kölns zentrale Rolle in einem Geflecht internationaler Metropolen“, sagt Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin an der Universität Berlin. Es helfe, Köln zu verstehen und zeige all den Reichtum, nach dem wir uns in Krise so sehnen.

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