Beginn der Arbeiten für 2020 geplantNeubau der JVA in Ossendorf droht Verzögerung

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In die Jahre gekommen: Ein Überwachungsturm der Justizvollzugsanstalt in Ossendorf.

In die Jahre gekommen: Ein Überwachungsturm der Justizvollzugsanstalt in Ossendorf.

Köln – Das Land prüft einen Neubau für 250 männliche Inhaftierte, der sich an die Justizvollzugsanstalt (JVA) Euskirchen anschließen könnte. Sanierungsbedarf besteht auch in der JVA Ossendorf. Der Zustand der rund 50 Jahre alten Anlage gilt als katastrophal, der Bau ist erheblich schadstoffbelastet. Geplant war der Neubau bislang ab dem Jahr 2020. Gerüchte, dass nun auf den Neubau in Euskirchen gewartet wird, um Gefangene aus Köln dort unterzubringen, weist das Land Nordrhein-Westfalen zurück. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, sagte Dirk Reuter, Sprecher des Justizministeriums.

Klar ist aber, dass Ersatzunterbringungen während der Bauphase notwendig sind. Und dass sich die Planungen hinziehen. Auf Anfrage der Rundschau teilte der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) mit: Derzeit werde geprüft, „wie das Bauvorhaben in Bezug auf Ausweichflächen optimiert“ werden kann. Gerüchte, dass sich der Baubeginn verschieben könnte, wollte der BLB nicht kommentieren. Von der aktuellen Prüfung sei der Baubeginn abhängig.

Was groß ist die JVA in Ossendorf?

Das Gefängnis in Ossendorf ist mit 1200 Plätzen die größte geschlossene Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen. Bei Vollbelegung ist Platz für 300 Frauen und 900 Männer. Derzeit sind aber nur 260 Frauen und 720 Männer untergebracht, dazu kommen 27 Personen, die im offenen Vollzug ihre Strafe abgelten. Das Gelände im Kölner Norden ist 25 Hektar groß. In Betrieb genommen wurden erste Teile des Klingelpützes 1968, der Vollbetrieb startete ein Jahr später.

Warum ist die Sanierung notwendig?

Kurz gesagt: Der 50 Jahre alte Bau ist völlig marode. Schon vor über einem Jahrzehnt hatte die Anstaltsleitung deutliche Mängel kritisiert. Heute kommt die Chefin der JVA, Angela Wotzlaw, kaum nach in der Auflistung der Probleme. So sei der gesamte Bau schadstoffbelastet. „Wenn wir irgendwo ein Bohrloch setzen, müssen wir prüfen, ob Schadstoffe freigesetzt werden.“ Das Haus 14, in dem Asbest gefunden worden ist, wurde inzwischen komplett geräumt und steht leer.

Zudem ist die Elektrik des Hauses völlig veraltet. Die Kanalleitungen des Hauses sind marode, davon profitieren leider: Ratten. Sie fühlen sich in Ossendorf heimisch und werden immer mehr zum Problem. Schwierigkeiten gibt es zudem immer wieder mit Legionellen. Dies liegt laut Wotzlaw an den langen Leitungen, das Wasser wird über eine Zentrale durch die Rohre gepumpt, diese müssen immer wieder „gespült“ werden. Wotzlaw sagt: „Die Wege sind insgesamt viel zu lang. Der Bau ist nicht mehr zeitgemäß.

Ist das Haus noch geeignet für den Betrieb?

Nicht mehr lange. Da legt sich Wotzlaw fest. Neben den bekannten großen Problemzonen der JVA gebe es eine Reihe praktischer Schwierigkeiten: Die Großküche und die Wäscherei seien für den Betrieb überhaupt nicht geeignet. Die Zellen hätten in der Regel eine Größe von 8,5 Quadratmetern und eine offene Toilette. Dies entspreche überhaupt nicht den Anforderungen. Heute liege die Zellengröße den Vorschriften entsprechend bei 10,5 Quadratmetern, die Toilette sei geschlossen. Außerdem sei die JVA insgesamt zu eng geworden, um ausreichend Arbeitsplätze für die Insassen zur Verfügung zu stellen. Die seien nur noch für rund 40 Prozent der Insassen möglich.

Wann soll es mit dem Neubau losgehen?

Die Vorarbeiten sollen 2020 beginnen, ein Jahr später der Neubau des ersten Teilbereiches. Die Arbeiten sollen sechs Jahre dauern. Wie der Bau organisiert werden soll, steht nicht fest. Zwangsläufig wird ein Teil der Häftlinge auf andere Anstalten verteilt werden müssen. Es sollen aber auch während des Baus Straftäter in Köln verbleiben. Bislang war der Plan, durch das Gelände eine Mauer zu ziehen und es so in einen betrieblichen Teil und einen Baustellenbereich zu trennen. Im zweiten Schritt würde die Hälfte der Häftlinge in den Neubautrakt ziehen und der andere Teilabgerissen und überbaut. Diese Planungen laufen aber noch. Die Kosten für den Neubau werden auf 240 Millionen Euro geschätzt.

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