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Drei Männer vor Gericht21-Jährige nach Karnevalsfeier missbraucht – Opfer gefilmt

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Eine mutmaßliche Vergewaltigung an Karneval 2020 beschäftigt das Kölner Landgericht.

Köln – Drei Männer fahren zum Karneval aus ihrer süddeutschen Heimat nach Köln. Sie nächtigen in einem Hotel, lassen es in den Kneipen krachen. Ein 31-Jähriger aus der Gruppe macht die Bekanntschaft einer 21-Jährigen und landet mit ihr in seinem Hotelbett. Anschließend schläft die alkoholisierte Frau. Als sie wach wird, soll ein Freund (35) ebenfalls Sex mit ihr gehabt haben — ohne ihre Einwilligung. Der dritte Freund soll gefilmt haben, statt der Frau zu helfen.

Seit Donnerstag stehen die drei Männer (31, 35 und 42) nun vor dem Landgericht, wo sie wegen Vergewaltigung, Anstiftung zur Vergewaltigung und unterlassener Hilfeleistung angeklagt sind. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll der 31-Jährige die spätere Geschädigte in einer Bar auf der Zülpicher Straße kennengelernt haben. Sie trinken, tanzen und küssen sich schließlich. Wenig später sollen sich beide auf das Hotelzimmer — das sich der 31-Jährige mit seinem 35-jährigen Landschaftsgartenbau-Kollegen teilte — zurückgezogen und einvernehmlich Geschlechtsverkehr gehabt haben.

Fotos der Vergewaltigung in Whatsapp-Gruppe geteilt

Anschließend soll die erheblich alkoholisierte Frau geschlafen haben, wovon der 31-Jährige Fotos gemacht hat — was er in einem Entschuldigungsbrief, der vor Gericht verlesen wurde, auch einräumte. Die Fotos stellte er dann in eine WhatsApp-Gruppe mit insgesamt 14 Teilnehmern ein. Der unter dem Titel „Stich-Gruppe“ firmierende Chat diente laut Staatsanwaltschaft „dem Austausch und Wettbewerb hinsichtlich sexueller Eroberungen der einzelnen Gruppenmitglieder“. Er habe mit seiner Neueroberung geprahlt, so die Staatsanwältin, die 21-Jährige als „guten Stich“ bezeichnet. Daraufhin soll der 31-Jährige den 35-Jährigen aufgefordert haben, auch aufs Zimmer zu kommen und mit der Frau zu verkehren — was die Anklage als Anstiftung zur Vergewaltigung wertet. Der 35-jährige habe dann „an der ihm völlig Unbekannten“ den Geschlechtsverkehr vollzogen.

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Auch der dritte Angeklagte, ein 42 Jahre alter Arzt, soll im Zimmer gewesen sein. Er soll ein Handyvideo davon gedreht haben, wie sich der 35-Jährige entkleidet, sich die alkoholisierte und schlafende 21-Jährige zurechtlegt und Sex mit ihr hat. Das Video postete er in der Chatgruppe. Kommentar: „Draufgekrabbelt auf die Bewusstlose.“ Dann soll die 21-Jährige wach geworden sein. Ihr sei übel gewesen, heißt es in der Anklageschrift, der 35-Jährige habe von ihr abgelassen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Bad habe die Frau, die in dem Verfahren als Nebenklägerin auftritt, sich angezogen und habe das Hotelzimmer verlassen.

31-Jähriger bittet um Entschuldigung

Der 35-Jährige stritt einen sexuellen Kontakt mit der Frau nicht ab. Jedoch habe die Frau, als sie wach geworden sei, ihn zu sich gezogen und ihn geküsst. Anschließend habe er sie sexuell berührt, jedoch nicht mit ihr verkehrt. Hierzu sei er aufgrund seines Alkoholkonsums nicht in der Lage gewesen. Im Prozess wurde ein Brief des 31-Jährigen an die Nebenklägerin verlesen. Darin bat der Landschaftsgartenbauer für die gemachten Videos um Entschuldigung. Ferner wurde bekannt, dass er 1000 Euro Schmerzensgeld an die Nebenklägerin überwiesen hat. Der Prozess wird fortgesetzt.

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