Bei ÜberfüllungKölner Wirte dürfen die Schaafenstraße sperren

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Beliebter Treffpunkt der LGBTIQ-Gemeinschaft: die Schaafenstraße.

Beliebter Treffpunkt der LGBTIQ-Gemeinschaft: die Schaafenstraße.

Köln – Die um die Sicherheit besorgten Wirte in der Schaafenstraße können ab Freitag, den 16. Juli die rund 300 Meter lange Straße sperren, wenn sie zu voll ist. Das teilte Stadtdirektorin Andrea Blome am Mittwochabend der Rundschau mit: „Aus verkehrlichen Gründen habe ich veranlasst, dass der Bauhof den Wirten und Wirtinnen – wie bereits im letzten Jahr – Absperrmaterial zur Verfügung stellt. Dies kann dann – lageangepasst und in Absprache mit dem Ordnungsamt – von den Wirten und Wirtinnen innen selbständig ausgebracht werden.“

Zuvor hatte Mario Becker, Betreiber des dort ansässigen Ladenlokals „Mumu“, in einer E-Mail an die Verwaltung und die Politik seine Sorgen deutlich gemacht. Die Schaafenstraße nahe des Rudolfplatzes entwickele sich vom Schutzraum für die LGBTIQ-Gemeinschaft zur „No-go-Area“. Die Abkürzung LGBTIQ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und queere Menschen. Die Kneipen rund um die Schaafenstraße sind ein beliebter Treffpunkt für sie. Becker schreibt: „Verbale Angriffe stehen nicht mehr nur am Wochenende auf dem Plan, sondern begegnen uns täglich.“ Auf Nachfrage der Rundschau wollte er sich dazu nicht äußern.

Fuhr Autofahrer absichtlich einen Mann an?

Vor allem ein Vorfall in der Nacht auf Sonntag sorgt für Angst. Er schreibt: „In dieser Nacht aber überfuhr jemand mit voller Absicht einen Gast, nachdem er vorher schon um ein Haar eine ganze Gruppe von Leuten überfahren hatte.“ Die Bezirksvertretung Innenstadt hatte deshalb die Sperrung von 19 bis 6 Uhr jeweils Freitags- und Samstagsnachts gefordert. Sie schreiben, der Vorfall erinnere an „Amokfahrten von Überzeugungstätern“.

Die Polizei teilte mit: „Die Polizei Köln hat die Ermittlungen in einem Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Gefährdung des Straßenverkehrs durch grob verkehrswidriges und rücksichtloses Fahren aufgenommen.“ Laut der aktuellen Erkenntnisse soll es in der Nacht auf Sonntag um 2.45 Uhr zu einem Streit zwischen drei Beteiligten gekommen sein, zwei etwa 20 bis 30 Jahre alte Auto-Insassen sollen sich mit einem 34-Jährigen gestritten haben. „Zeugenaussagen zufolge soll der Autofahrer im Laufe dieses Streits rückwärts gegen den 34-Jährigen gefahren sein, wodurch dieser stürzte. Der Auto-Fahrer soll dann seine Fahrt fortgesetzt haben.“ Die Ermittlungen zu dem Autofahrer sowie den Hintergründen des Sachverhalts dauerten an.

Auch getunte Fahrzeuge sind unterwegs

Die Polizei teilte mit, die Schaafenstraße sei kein Treffpunkt der Raserszene – allerdings berichten regelmäßige Besucher, dass sich mittlerweile durchaus getunte Autos in der Straße blicken lassen, möglicherweise weil auf den Ringen das große Publikum wegen der Corona-Pandemie fehlt. Laut Polizei registriert sie dort auch nicht viele Strafanzeigen wegen Beleidigung, was aber ja nicht heißen muss, dass es sie nicht gibt. Der Abschnitt ist laut Polizei kein Unfallschwerpunkt, „wir haben dort diesen einen Unfall in drei Jahren“, sagte ein Sprecher.

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In seiner E-Mail hatte Becker der Stadt Untätigkeit vorgeworfen, darin heißt es: „Die Stadt kann da nicht weiter wegsehen. Auf der einen Seite werden die Logos der Stadt in den sozialen Medien in Regenbogen gefärbt, ’Ach sind wir tolerant’, und auf der anderen Seite werden die Hilferufe des größten LGBTIQ-Schutzraumes der Stadt ignoriert.“ Es könne ja nicht sein, dass erst jemand sterben müsse.

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