Bessere Aufklärung nötigGeflüchtete in Köln nehmen Impfangebot bisher wenig an

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5672 Geflüchtete leben in Köln, einige von ihnen in der  Herkulesstraße.

Köln – Noch ist ein Großteil der in Gemeinschaftsunterkünften untergebrachten Geflüchteten nicht geimpft – dabei ist diese Gruppe vom Bund in die Prioritätsgruppe 2 eingeordnet worden. Das liegt nicht nur an zu wenig Impfstoff – sondern auch an Vorurteilen und Ängsten bei den Geflüchteten gegenüber der Impfung.

Aktuell leben in Köln 5672 Geflüchtete, zum Teil auf begrenztem Raum. In Gemeinschaftsunterkünften teilen sie sich Küche, Aufenthalts- und Waschräume. Viren breiten sich dort schnell aus, zum Teil mussten in der Vergangenheit ganze Heime unter Quarantäne gestellt werden. Warum geht das Impfen dort also nicht voran? „Es ist logistisch nicht machbar, auch aufgrund der nur begrenzt verfügbaren Impfdosen, dass alle Personengruppen der Prio-Gruppe 2 gleichzeitig ein Impfangebot erhalten“, teilt ein Sprecher der Stadt Köln mit.

Weniger Resonanz als gedacht

Dennoch habe man bereits am 30. April mit der Impfung in einigen wenigen Gemeinschaftseinrichtungen begonnen. Mit weniger Resonanz als scheinbar gedacht: Bei den ersten drei Impfaktionen vor Ort, unter anderem in der Notaufnahmeeinrichtung in der Herkulesstraße, nahmen nur 44 von 108 impffähigen Bewohnerinnen und Bewohnern teil.

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„Man kann nicht einfach so mit einem Impftrupp in die Einrichtungen gehen“, sagt Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats. Er fordert deshalb: „Wir brauchen eine systematische Impfstrategie für die Bewohner von Flüchtlingsunterkünften.“ Denn viele der Bewohner seien skeptisch gegenüber staatlichen Informationen, oft resultierend aus ihrer Fluchtgeschichte. „Viele wissen nicht, welchen Informationen sie trauen können. Vertraut wird eher der eigenen Community.“ Auch wenn viele generell aufgeschlossen seien, untereinander und im Internet werden oft auch Fehlinformationen ausgetauscht, weiß Susanne Rabe-Rahman von der Flüchtlingsberatungsstelle der Caritas.

Angst vor Abschiebung

Es gebe Gerüchte, man dürfe sich während des Ramadan nicht impfen lassen, bis hin zu Vermutungen, dass Geimpfte schneller abgeschoben werden. „Die Menschen brauchen vor allem eine richtige Übersetzung der Informationen und eine einfache Sprache“, sagt Susanne Rabe-Rahman. Die Stadt plant daher nun eine persönliche Ansprache jedes Flüchtlings durch die Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes des Amtes für Wohnungswesen oder Sozialarbeiter.

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Dies werde derzeit vorbereitet. „Die gezielten Impfungen sollen voraussichtlich am 21. Mai in den gemeinschaftlichen Einrichtungen fortgesetzt werden“, so ein Stadtsprecher. Erhalten sollen sie den Impfstoff der Firma Johnson & Johnson, so werde „der organisatorische und zeitliche Aufwand einer zweiten Impfung vermieden“, heißt es auf Nachfrage. Auch die Impfungen für alle anderen Geflüchteten, die nicht in abgeschlossenen Unterbringungseinheiten leben, seien in Planung.

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