Bike-TowerFünf Fahrrad-Parkhäuser in Köln geplant

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Platzsparend: In diesem fünfstöckigen Rad-Parkhaus können 120 Velos sicher abgestellt werden – auf einer Fläche, die fünf Pkw-Parkplätzen entspricht.

Platzsparend: In diesem fünfstöckigen Rad-Parkhaus können 120 Velos sicher abgestellt werden – auf einer Fläche, die fünf Pkw-Parkplätzen entspricht.

Köln – Parkplatznot herrscht in Köln nicht nur für Autofahrer. Auch wer mit dem Rad unterwegs ist, findet längst nicht überall sichere Abstellmöglichkeiten. Zwar übertrifft die Stadt ihr selbstgestecktes Ziel, jährlich 1000 zusätzliche Fahrradabstellplätze im öffentlichen Raum zu schaffen, seit 2014 um mehr als das Doppelte. Doch der Bedarf wächst noch schneller. Vor allem vor Bahnhöfen und KVB-Stationen, aber auch an vielen Orten in der Innenstadt drängen sich die Drahtesel dicht an dicht.

Sicherer Schutz für hochwertige Räder

Weil der Platz knapp ist, will die Stadt jetzt in die Höhe bauen. Geplant sind fünf so genannte Bike-Tower – Spezial-Parkhäuser für Fahrräder nach Art des 2013 in Offenburg als Pilotprojekt errichteten „Radhauses“, von dem zurzeit ein weiteres Exemplar in Ravensburg gebaut wird. In der 10,77 Meter hohen Anlage können auf einer Fläche von nur 62 Quadratmetern 120 Räder sicher und geschützt untergebracht werden. „Die Zugangskontrolle erfolgt über Chipkarten. Man stellt das Fahrrad in einer dreieckigen Box ab, die fährt danach vollautomatisch in ein Regal mit fünf Ebenen“, beschreibt Projektleiter Gerd Schneider vom Hersteller Nussbaum Technologies in Kehl das Konzept. Sein Velo wieder abzuholen, dauere nur ein bis zwei Minuten. „Und damit sich keine Schlangen bilden, können bis zu zwölf Personen gleichzeitig ihre Räder bringen oder holen.“

Der Zugang erfolgt rund um die Uhr per Chipkarte.

Der Zugang erfolgt rund um die Uhr per Chipkarte.

„Das Radhaus wird sehr gut angenommen. Es ist vor allem bei Bahnpendlern beliebt und inzwischen voll ausgelastet“, sagt Andreas Demny, Leiter des Tiefbauamts in Offenburg. Die Technik habe sich in der Praxis bewährt, man denke bereits über den Bau einer zweiten Anlage nach.

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1,5 Millionen Euro stellt die Stadt im Haushalt 2018 für den Bau der Bike-Tower bereit. Ein Radhaus kostet rund 500 000 Euro brutto zuzüglich Fundament, die Stadt hofft auf Fördermittel. Fließen die, würde ein Platz im Velo-Parkhaus 60 Euro pro Jahr kosten.

Novum für Köln

Für Köln sind solche Radhäuser ein Novum. Bislang gibt es in der Stadt nur die Radstation am Hauptbahnhof mit 900 bewachten Stellplätzen – hier werden auch Wartungen und Reparaturen sowie Leihräder angeboten. Pendler, die das Fahrrad mit Bus und Bahn kombinieren wollen, finden vergleichbare Angebote auch an den Bahnhöfen in Dormagen (360 Plätze), Bergisch Gladbach (256), Brühl (340) und Kerpen-Horrem (320).

Insgesamt gibt es an Bahnhaltestellen auf Kölner Stadtgebiet rund 13 400 Fahrradabstellplätze. 500 davon sind abschließbare Fahrradboxen – sehr begehrt und kaum noch zu bekommen. Beispiel: In Weiden-West gibt es insgesamt 107 Abstellplätze, darunter 35 Boxen. Auf der Warteliste stehen 80 Personen.

Die Räder werden ebenerdig in eine Box gestellt, danach vollautomatisch  in ein Regal gestapelt. 

Die Räder werden ebenerdig in eine Box gestellt, danach vollautomatisch  in ein Regal gestapelt. 

Um die hohe Nachfrage zu decken und mehr Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen, will die Stadt an fünf Standorten Bike-Tower bauen. Im Gespräch sind die Park-and-ride-Anlage Weiden-West und der Bahnhof Köln-Porz-Wahn, aber auch KVB-Endhaltestellen wie Thielenbruch. „Die konkrete Standortauswahl und Ausführungsplanung wollen wir bis 2019 abschließen. Dann wird ausgeschrieben. Gebaut werden sollen die Bike-Tower von 2019 bis 2020“, sagt Hendrik Colmer vom Team des Fahrradbeauftragten der Stadt.

„Wir finden die Idee prima“, sagt Christoph Schmidt vom ADFC Köln. „Solche Bike-Tower gehören an jeden größeren Knotenpunkt. Zum Beispiel an den Bahnhof Deutz. Aber auch in der Innenstadt, etwa am Neumarkt wäre das interessant.“ Sichere Abstellmöglichkeiten für hochwertige Räder seien ein großes Thema in Köln, sagt Schmidt. Am Bike-Tower gefalle ihm besonders gut, „dass solche Anlagen rund um die Uhr genutzt werden können, während Radstationen oft nur zu den Öffnungszeiten erreichbar sind“. Beim Bau der Bike-Tower solle die Stadt darauf achten, „dass man alle mit derselben Chipkarte nutzen kann“.

Hendrik Colmer bezweifelt, dass der fast elf Meter hohe Bike-Tower für die Innenstadt geeignet ist. „Da brauchen wir andere Lösungen.“ ADFC-Vorstand Schmidt schlägt vor, Flächen in Auto-Parkhäusern für das Fahrradparken umzuwidmen. „Viele, die mit dem Fahrrad in die Innenstadt pendeln, haben Interesse an einem sicheren Dauerparkplatz.“

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