Blumen statt MüllDieses Kölner Start-up lässt aus Konfetti Pflanzen wachsen

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Bunte Farben und „gute Flugeigenschaften“: Christoph Trimborn mit dem Konfetti, das Samen von 26 heimischen Pflanzenarten enthält.

  • Wie wird der Karneval klimafreundlicher? Ein Start-Up hat eine bunte Idee.
  • Statt Schnipselmüll verteilt das neue Konfetti Blumensamen, die bunte Pflanzen sprießen lassen sollen.
  • Alle Hintergründe zu der Idee.

Köln – „Unter Naturschutz stehende Beauty-Queen. Die Blüten werden von Insekten, meist Falter, bestäubt und schließen um 20 Uhr (kein Witz)“, heißt es auf der Spielkarte zur „Heide-Nelke“. Sie steht unter Naturschutz. Demnächst könnte das purpurfarbene Pflänzchen weit verbreitet sein. Denn ihr Samen steckt gemeinsam mit dem Samen von 25 anderen heimischen Pflanzenarten in den Tütchen von Saatgutkonfetti.

Rot, blau, weiß, gelb, grün sind die Farben der Konfetti-Schnipsel, in denen die Samen mit bloßem Auge noch zu erkennen sind. Das Konfetti besteht aus einem Träger auf Stärkebasis, der sich nach kurzer Zeit auflöst. Übrig bleibt der Samen – und möglicherweise später ein Blumenmeer.

Die Freude des Werfens

„Mit dem Werfen von Konfetti verbindet man immer Freude“, sagt Christoph Trimborn (29). Er meint Hochzeiten, Geburtstage oder auch den Karneval. „Und unser Konfetti produziert keinen Müll und trägt zur Biodiversität bei.“ Der Kölner hat im April gemeinsam mit Philip Weyer (30) und Katja Filippenko (32) das Start-up Saatgutkonfetti gegründet. Bei einer Crowdfunding-Kampagne kamen in kurzer Zeit 27 000 Euro zusammen, die Produktion der bunten Mischung konnte beginnen. Einige der 26 unterschiedlichen Pflanzenarten sind bedroht, andere gelten gemeinhin als Unkraut. „Alles, was als Unkraut verschrien ist, hat ja doch seine Funktion im Ökosystem“, erklärt Christoph Trimborn.

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Er hat Geografie und Botanik studiert. „Die Saatgutmischung ist speziell darauf ausgelegt, Heimat und Nahrung für (Wild-) Bienen, weitere Insekten und Kleintiere zu bieten“, heißt es auf der Webseite des jungen Unternehmens. Das Konfetti soll außerdem „hervorragende Flugeigenschaften“ haben. Auch eine Anleitung zum richtigen Werfen wird mitgeliefert.

Fünf Gramm Konfetti samt Saatgut kosten 2,70 Euro, zehn Gramm gibt es für 4,90 Euro und die große Tüte mit 20 Gramm kostet 8 Euro. Auf der Rückseite der kompostierbaren Verpackung werden die unterschiedlichen Pflanzenarten genannt. Das „Biodiversitäts-Kartenspiel“, das zusätzlich für 9,95 Euro verkauft wird, erläutert sie noch ausführlicher. „Der zeitlose Klassiker und allseits beliebt. Hummeln, Bienen, Schwebfliegen und vor allem Fliegen sind häufige Besucher“, wird etwa beim Gänseblümchen alias Herz Zehn erklärt.

Produktion von regionalen  Mischungen geplant

„Wir meinen es ernst mit der Nachhaltigkeit“, sagt Christoph Trimborn. Er wünscht sich, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren wächst, Geld für Bildungsprojekte zur Verfügung stellt und auch in anderen Ländern dazu beiträgt, dass Konfetti nach der Benutzung nicht mehr einfach als Müll auf Straßen oder Wiesen liegenbleibt. Die Produktion von regionalen Mischungen ist bereits angedacht.

Im Moment steht noch der Warnhinweis „Bitte nicht in Naturschutzgebieten und außerhalb Europas werfen“ auf den Tütchen. Nach Angaben von Saatgutkonfetti wird die aktuelle Mischung über den Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten bezogen. Die meist von Hand gesammelten Mengen seien so gering, dass die lokale Population nicht gefährdet werde. Das Konfetti, das als Herzchen, Blume oder Raute geformt ist, muss nach der Benutzung nicht mehr eingegraben werden. Die Samen seien „Lichtkeimer“.

saatgutkonfetti.de 

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