Bluttat am EbertplatzAngeklagter bricht Schweigen: „Ich bin zutiefst betroffen“

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Razzia: Immer wieder finden am Ebertplatz Kontrollen von Drogendealern statt.

Razzia: Immer wieder finden am Ebertplatz Kontrollen von Drogendealern statt.

Köln – Im Ebertplatz-Prozess vor dem Landgericht hat sich am Donnerstag erstmals der Angeklagte (24) zum Vorwurf des Totschlags geäußert. Über seinen Verteidiger Wolfgang Kutsch ließ der Somalier erklären, er habe das Opfer aus Notwehr getötet. In den zurückliegenden elf Prozesstagen seit Ende Mai, hatte der 24-Jährige geschwiegen.

Die Anklage legt dem Somalier zur Last, in einem Tumult in den frühen Morgenstunden des 25. August 2019 einen Landsmann „mit einem Messer oder einer abgeschlagenen Glasflasche“ in den Hals gestochen zu haben. Dem Opfer wurden dabei die Halsschlagader durchtrennt und die Luftröhre geöffnet. Der Mann verblutete an Ort und Stelle. „Ich habe niemals vorgehabt, ihn zu erstechen und bin zutiefst betroffen, dass ein Mensch gestorben ist“, hieß es zum Abschluss der Erklärung.

Bier getrunken und Joints geraucht

Am Abend vor dem Vorfall hatte der 24-Jährige seinen letzten Arbeitstag vor seinem Urlaub, ihm war zum Feiern zu Mute. Bereits in Düren, wo er wohnt, trank er einige Dosen Bier und rauchte Joints. Immer wieder sei er von einem Bekannten aus Köln angerufen worden. Der wollte, dass der 24-Jährige vorbeikomme und Bier und Gras ausgebe, „du hast doch einen Job und Geld“, habe der immer wieder gesagt und genervt.

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Videokameras und Razzien

Die Drogenkriminalität auf der Platzfläche und in den Gängen auf dem Ebertplatz ist nach dem Einbau der Videokameras zurückgegangen – verschwunden sind die Drogendealer nicht. Die Geschäfte finden nun außerhalb des Platzes statt. Beispielsweise an den Treppenabgängen, wo die Kameras die Dealer nicht erfassen kann.

Der Bürgerverein Eigelstein betont, dass sich die Dealer in verschiedenen Straßen des Viertels treffen und dort ihre Geschäfte machen. Von Januar bis Ende Mai wurden 14 Personen festgenommen. Aktuellere Zahlen sollen erhoben werden. Die Kölner SPD hat die Landesregierung um Einsatzzahlen gebeten. Dabei geht es um die Zeit des Corona-Lockdowns.

2017 war der Ebertplatz als Schauplatz von Drogen und Gewaltdelikten bundesweit bekannt geworden. Ein 22–Jähriger starb, zwei Jahre später gab es wieder eine Bluttat. (ta)

Nach Mitternacht machte sich der 24-Jährige mit der Bahn auf nach Köln. Bereits am Hauptbahnhof traf er auf den Bekannten. Wieder wollte dieser, dass der 24-Jährige Alkohol und Drogen ausgebe. Aber der Angeklagte winkte ab. „Ich habe nicht eingesehen mein verdientes Geld zu teilen“, hieß es in der Erklärung. Dann sei er weiter zum Ebertplatz, kaufte etwas Kokain und Marihuana, ging in eine Bar in der Nähe. Gegen 4 Uhr verließ er diese angetrunken und setzte sich auf eine Bank auf dem Ebertplatz.

Da tauchte plötzlich der Bekannte in Begleitung von vier, zum Teil unbekannten Männern auf. Die Gruppe habe sofort eine Prügelei mit ihm vom Zaun gebrochen. Das Handy des 24-Jährigen sei kaputt gegangen, eine Flasche habe ihn am Kopf getroffen und zu Boden gezwungen. Dann habe er ein Messer in der Hand seines Bekannten gesehen. Panisch und aus Angst habe er nach dem erstbesten gegriffen, dass er zu fassen bekam, um sich damit zu verteidigen: „Mir war nicht bewusst, dass die Flasche kaputt war. Ich habe sie auch nicht kaputt gemacht. Erst als ich das Blut sah, wurde mir bewusst, was ich getan habe.“

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