Breitbandausbau in Köln„Bei Glasfaser wollen wir 100 Prozent bis 2025“

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Breitbandkoordinator Thomas Rossbach.

Breitbandkoordinator Thomas Rossbach.

Köln – Thomas Rossbach (43) ist seit Januar „Breitbandkoordinator“ der Stadt Köln. Michael Fuchs sprach mit ihm über  die Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur, Glasfaser, WLAN und Vorbehalte der Netzbetreiber.

Was sind Ihre Aufgaben?

Ich kümmere mich um den weiteren Ausbau der digitalen Kommunikationsstruktur in Köln, sei es per Glasfaser oder Funk. Dazu gehört auch das öffentliche WLAN-Netz, das gerade von 850 Antennen auf mehr als 1000 erweitert wird.

Wo steht Köln beim Breitbandausbau?

Die Breitband-Abdeckung in Köln ist nach heutigen Maßstäben sehr gut, im bundesweiten Vergleich liegen wir auf einem Spitzenplatz, haben das größte zusammenhängende kommunale WLAN-Netz in Deutschland. Aber wir müssen mehr tun, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Wie viele Haushalte in Köln haben Zugang zu schnellen Anschlüssen ins Internet?

Wenn man die in den heutigen, teils kupferbasierten Netzen üblichen Bandbreiten von 50 bis maximal 100 Mbit pro Sekunde zum Maßstab nimmt, dann sind in Köln bereits 97,4 Prozent der Haushalte gut versorgt. Aber in naher Zukunft benötigen wir zukunftssichere Gigabit-Netze, die pro Sekunde 1000 Mbit und ein Vielfaches mehr übertragen können. Das geht nur mit Glasfaserkabeln.

Wie weit ist Köln da?

Mein früherer Arbeitgeber Netcologne – ein Unternehmen der Stadtwerke und der Stadt Köln – hat schon 55 Prozent der Kölner Haushalte an sein Glasfasernetz angeschlossen und will den Anteil in den nächsten Jahren auf 70 Prozent erhöhen. Das ist ein guter Wert. Bis Ende dieses Jahres werden alle Kölner Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen sein.

Was ist mit den restlichen 30 Prozent der Stadt?

Die restlichen Gebiete sind nach heutigem Kenntnisstand wirtschaftlich nicht zu erschließen. Das heißt, die Kosten zur Verlegung von Glasfaserkabeln sind hier so hoch, dass sie sich auf Jahre und Jahrzehnte nicht amortisieren werden. Um trotzdem Glasfaser oder schnelle Funktechnologien in diese Häuser zu bekommen, brauchen wir Anreize, die private Unternehmen dazu bringen, zu investieren. Bund und Land wollen dafür öffentliche Fördergelder bereitstellen. Meine Aufgabe wird sein, dafür zu sorgen, dass Köln bei der Verteilung angemessen berücksichtigt wird.

Wo sind denn die größten Lücken im Kölner Breitbandnetz?

Betroffen sind in erster Linie dünner besiedelte Gebiete am Stadtrand, vor allem im Norden, Osten und Süden der Stadt. Aber auch in dicht besiedelten Vierteln gibt es Bereiche, die unterversorgt sind. Wir sind gerade dabei, ein genaues Kataster der vorhandenen Leitungen zu erstellen.

Wie gehen Sie da vor?

Wir fragen alle relevanten Unternehmen wie Telekom, Netcologne und Unitymedia: Wo liegen Leitungen mit welcher Kapazität? Wo liegen Leerrohre, die sich nutzen lassen, um schnell und günstig Kabel verlegen zu können? Für die Förderung des Glasfaserausbaues wäre wichtig, dass es einen offenen Zugang gibt, so dass jeder Netzbetreiber gegen Entgelt die Leitungen anderer Unternehmen mitnutzen kann – der sogenannte Open Access. Da haben manche Betreiber bislang aber noch Vorbehalte.

Um den Ausbau zu beschleunigen, müssen Sie alle Betreiber unter einen Hut bringen. Ist es hilfreich oder hinderlich, dass Sie von Netcologne kommen?

Aus meiner früheren Tätigkeit bringe ich viel praktische Erfahrung beim Breitbandausbau mit. Und ich habe schon damals gut mit Kollegen der anderen Unternehmen zusammen gearbeitet.

Wo können sich Bürger und Firmen beschweren, die keinen Zugang zu schnellem Internet erhalten

?

Wer bei den Internetanbietern mit diesem Thema nicht weiterkommt, kann sich unter der Telefonnummer 115 an die Stadt Köln wenden. Je genauer wir die Problemzonen kennen, desto besser können wir das bei den Ausbauplanungen berücksichtigen.

Was wollen Sie in zehn Jahren erreicht haben?

Mein Ziel deckt sich mit den politischen Zielen von Land und Bund, dass wir bis 2025 bei den Glasfaseranschlüssen in Köln eine Abdeckung von nahezu 100 Prozent haben. Und bis 2028 möchte ich auch eine bedarfsgerechte Funk-Versorgung in Entwicklung sehen – wie wir sie für das Internet der Dinge oder das vernetzte Fahren brauchen.

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