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Bücherei-Neustart im BaulärmZentralbibliothek bleibt während Sanierung geöffnet

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„Hochgradig abgenutzt“ ist die Zentralbibliothek am Neumarkt von 1979.

„Hochgradig abgenutzt“ ist die Zentralbibliothek am Neumarkt von 1979.

Köln – Die Zentralbibliothek am Neumarkt wird ab 2020 für fünf Jahre zur Dauerbaustelle. Baudezernent Markus Greitemann sagte am Freitag: „Die Einschränkungen sind erheblich.“ Ab 2020 soll das „hochgradig abgenutzte“ Gebäude aus dem Jahr 1979 grundsaniert werden, unter anderem wegen gebundener Schadstoffe. Ob es sich um Asbest handelt, sagte Greitemann auf Nachfrage nicht. Der Stadtrat soll am 27. September über dass Projekt entscheiden. Der stellvertretende Bibliotheksleiter Christian Schmid sagte: „Es ist ein komplett neues Nutzungskonzept. Es wird sehr viel mehr Veranstaltungsflächen geben und die Aufenthaltsqualität nimmt zu.“ Zuletzt hätten Besucherzahl und Verweildauer zugenommen (siehe Kasten).

Kosten von 58 Millionen Euro

Wie die Rundschau am Freitag exklusiv berichtet hatte, kostet die von der Verwaltung favorisierte Sanierung bei laufendem Betrieb rund 58 Millionen Euro, darin enthalten ist ein sehr großer Risikopuffer von 22 Prozent, also 9,1 Millionen Euro. Konkret heißt das: Geht alles gut, kostet die Sanierung 48,75 Millionen Euro, andernfalls mehr. Die Bibliothek bleibt während der in drei Phasen aufgeteilten Arbeiten geöffnet, wenn auch teils eingeschränkt. Das Haus soll am Abend länger öffnen – dann ruhen die Bauarbeiten. Wie lange, steht noch nicht fest.

Greitemann hat noch zwei andere Varianten prüfen lassen. Erstens: Einen Abriss an Ort und Stelle samt Neubau, rund 78 Millionen Euro teuer. Eine Komplettauslagerung scheiterte aber an einer fehlenden Übergangsheimat. Darunter war auch das alte Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring, dort zieht nun eine Schule ein. Und die zweite Option war ein Neubau an ganz anderer Stelle, rund 140 Millionen Euro teuer, allerdings auch größer. Greitemann sagte: „Das wäre dann aber irgendwo in Ossendorf oder so gewesen.“

Der Risikoaufschlag ist mit 22 Prozent großzügig gewählt, beim Jüdischen Museum/Archäologischen Museum („Miqua“) etwa sind es nur fünf Prozent. Auf den Hinweis, dass es zwar transparenter für die Politiker sei, aber auch weniger Verständnis für Mehrkosten nach sich ziehen könnte, sagte Greitemann. „Das kann durchaus so sein, oder wir müssen es vernünftig begründen.“

Steigerung von 20 Prozent entspricht dem Risikopuffer

Ursprünglich war die Sanierung mal mit 38,3 Millionen Euro angesetzt worden, so hatte es der Stadtrat im März 2015 verabschiedet. Dabei handelte es sich aber um den Planungsbeschluss, nun geht es um den Baubeschluss des Stadtrates. Vereinfacht gesagt hat jedes Bauprojekt neun Phasen, mit jeder werden die Pläne und Kosten konkreter. In diesem Fall ist zum Beispiel allein die Auslagerung nun mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Der Baubeschluss erfolgt nach der Entwurfsplanung, die jetzt vorliegt, sie ist die dritte von neun Phasen. Laut Stadt Köln erkennen Gerichte selbst danach noch Steigerungen von 20 Prozent an, das entspräche in diesem Fall dem Risikopuffer.

Zentralbibliothek

Die Stadtbibliothek besteht aus den Stadtteilbibliotheken, der Zentralbibliothek und dem Bücherbus. Etwa 2,4 Millionen Besucher nutzen das Angebot pro Jahr, rund 9000 am Tag. Allein auf die Zentralbibliothek entfallen 1,12 Millionen Besucher, 4000 täglich.

In dem Haus sind rund 400 000 Medien untergebracht, die Hälfte des Gesamtbestandes. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach sagte zur Zentralbibliothek: „Es ist der Wissensort in der Stadtmitte.“ (mhe)

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