Bundespolizei am Breslauer PlatzContainer kommen noch dieses Jahr

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Viel freie Fläche, auf der bald 28 Container der Bundespolizei stehen, die viele Reisende sehen werden. Links steht eine Wurstbude, weiter oben ein Brunnen.

Viel freie Fläche, auf der bald 28 Container der Bundespolizei stehen, die viele Reisende sehen werden. Links steht eine Wurstbude, weiter oben ein Brunnen.

Köln – Die ersten Container für das vielfach kritisierte neue Containerdorf der Bundespolizei stehen möglicherweise schon in wenigen Wochen auf dem Breslauer Platz. Eine Sprecherin der Bundespolizei teilte der Rundschau am Dienstag mit: „Nach derzeitigem Planungsstand sollen die ersten Container im vierten Quartal auf dem Breslauer Platz aufgestellt werden.“

Schon in wenigen Wochen sollen die ersten Container auf dem Breslauer Platz stehen.

Schon in wenigen Wochen sollen die ersten Container auf dem Breslauer Platz stehen.

Das könnte also sogar schon im Oktober sein, aber auch erst im Dezember. Insgesamt dauert der Aufbau zehn Wochen, demnach könnte das komplette Dorf schon dieses Jahr stehen oder bis März 2020. Später zieht die Bundespolizei in die umgebaute Buchhandlung Ludwig. Es geht um insgesamt 28 Container, auf zwei Etagen gestapelt, vermutlich rund fünf Meter hoch. 1,5 Millionen Euro investiert die Bundespolizei. Allerdings hat die Bundespolizei den Beginn der Bauarbeiten noch nicht der Stadt mitgeteilt, wie eine Stadtsprecherin am Dienstag sagte.

Heimat zwischen Wurstbude und Brunnen

Damit veröffentlicht die Behörde erstmals einen relativ konkreten Zeitplan für ihre neue Interimsheimat, bislang sind die Mitarbeiter am Hauptbahnhof an zwei Standorten verteilt – und zwar einem früheren Ladenlokal in der A-Passage sowie in Containern am Rande des Bahnhofsvorplatzes, also auf der anderen Seite des Verkehrsknotenpunktes (siehe Grafik).

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Für den Übergang: Der aktuelle Standort der Bundespolizei.

Für den Übergang: Der aktuelle Standort der Bundespolizei.

Doch in den beiden Wachen sind die Räume zu klein, laut Bundespolizei kann es gefährlich werden, wenn etwa ein Festgenommener auf engem Raum randaliert und nebenan jemand gerade eine Anzeige aufgibt. Deshalb will die Bundespolizei in die Buchhandlung Ludwig ziehen, der Mietvertrag von Ludwig mit der Bahn läuft Ende 2019 aus (siehe Info-Kasten). Daran hält die Bundespolizei trotz der langwierigen Planungsphase fest. „Die Pläne zum Einzug in die Buchhandlung Ludwig haben weiterhin Bestand“, sagte die Sprecherin. Aber: Ein Mietvertrag ist immer noch nicht unterschrieben.

Selbst innerhalb der Stadtverwaltung wunderte sich in den vergangenen Monaten manch hochrangiger Mitarbeiter, wann die Bundespolizei beginnt zu bauen, denn schon im vergangenen September waren die Pläne öffentlich geworden. Die Sprecherin der Behörde teilte mit: „Der aufwendige Planungsprozess, die hohen polizeilichen Anforderungen an ein solches Projekt sowie die Angebotsausschreibung ließen keinen früheren Zeitpunkt der Umsetzung zu.“

Umbau der Buchhandlung beginnt nächstes Jahr

Eine Baugenehmigung hat die Stadt schon länger ausgestellt, sie ist wie üblich befristet und läuft am 30. Juni 2021 ab. Bis dahin muss das Containerdorf also stehen , sonst verfällt die Genehmigung – wovon angesichts der Aussagen der Bundespolizei nicht auszugehen ist.

Die Buchhandlung Ludwig am Hauptbahnhof

Die Buchhandlung Ludwig am Hauptbahnhof

Ab dem nächsten Jahr beginnen die Umbauarbeiten in der Buchhandlung Ludwig, daraus soll eine repräsentative und moderne Wache entstehen. Die Arbeiten dauern vermutlich länger als ein Jahr. Und für eben jene Zeit braucht die Behörde eine Zwischenlösung – die Wahl fiel auf den Breslauer Platz. Die Sprecherin teilte mit: „Diese Interimslösung soll solange genutzt werden, bis die neue Dienststelle umgebaut wird.“

Zwischen Wurstbude und Frittenbude, ganz in der Nähe zum Busbahnhof und dem Musical Dome, hat die Bundespolizei also bald ihre Heimat – auf einem Platz, den nahezu jeder Bahnreisende bei An- und Abreise sieht. Städtebaulich ist das umstritten, unter anderem hatte Reinhard Angelis, Chef des Kölner Ablegers des Bundes Deutscher Architekten (BDA), im vorigen September gesagt: „Es wird die gefühlte Sicherheit nicht fördern, wenn den Besuchern Kölns der Eindruck einer Art Belagerungszustand des Hauptbahnhofs vermittelt wird.“ Er bezweifelte auch den provisorischen Charakter des Containerdorfs. „Es muss davon ausgegangen werden, dass auch dieser Notbehelf darüber hinaus Bestand haben wird.“

Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels hatten wir berichtet, dass die Buchhandlung mit Ablauf des Mietvertrages schließt. Tatsächlich besteht aber die Option, dass sie noch etwas länger dort bleibt.

Was passiert mit der Buchhandlung Ludwig?

Die Unternehmensgruppe Dr. Eckert will auch wie bisher zwei Ludwig-Buch- und Presseläden im Hauptbahnhof betreiben. Doch zunächst läuft für das zweistöckige Geschäft am Eingang der B-Passage zum Jahresende der Mietvertrag aus. Wann sie dort tatsächlich auszieht, steht noch nicht fest, ein Sprecher teilte mit: „Es ist durchaus möglich, dass die Buchhandlung Ludwig auch über den 31. Dezember 2019 hinaus in den jetzigen Räumen bleibt und beispielsweise erst später innerhalb des Kölner Hauptbahnhofs in andere Räumlichkeiten umziehen wird.“ Die Deutsche Bahn als Eigentümer hatte den Mietvertrag nicht mehr verlängert, um Platz für die Bundespolizei zu machen.

Aktuell stehen die Container der Bundespolizei nur wenige Meter von der Buchhandlung entfernt vor dem Bahnhof, auch ihre Wache im Gebäude liegt ganz in der Nähe. Die B-Passage ist die nördliche der beiden Passagen, weiter vom Dom entfernt. Zudem gibt es in der A-Passage noch eine kleinere Presse- und Buchhandlung namens Ludwig.

Eckert-Sprecher Hansgert Eschweiler sagte am Dienstag: „Ich gehe mit Sicherheit davon aus, dass es eine zweite Buchhandlung geben wird.“ In drei bis vier Wochen könne das Unternehmen eine Entscheidung verkünden, aktuell laufen die Verhandlungen mit der Bahn.

Die Buchhandlung Ludwig ist ein Traditionsbetrieb im Hauptbahnhof. Das erste Ladenlokal eröffnete Gründer Gerhard Ludwig (1908 bis 1994) schon im Dezember 1948 im Haupteingang, zwei Jahre zuvor hatte er mit einem provisorischen Zeitungsstand sein Unternehmen gegründet, unter anderem verkauft er auch die Rundschau.

Das aktuelle Ladenlokal in der B-Passage öffnete am 1. Mai 1994 seine Türen, gegen seine Schließung sammelten hundert Kunden im Januar 2017 Unterschriften. Damals war bekannt geworden, dass die Buchhandlung der Bundespolizei weichen muss. Seinerzeit unterstützten die Kunden über die Listen das „Kulturgut Buch“ und sagten „Nein“ zum „ersten Hochsicherheitsbahnhof in Deutschland“. (mhe)

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