Bundestagswahl in KölnCDU holt keinen Wahlkreise direkt – Rettet Serap Güler Bilanz?

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Bernd Petelkau 

Köln – Für die Kölner CDU ist dieser Wahlsonntag ein bisschen wie früher eine Klassenarbeit, aus der man als Schüler mit mulmigem Gefühl rausgeht und hofft, dass es am Ende doch nicht ganz so schlimm wird, wenn der Lehrer die Noten verteilt.

Zu schlecht ist der Wahlkampf gelaufen, zu schlecht sind die Umfragen der vergangenen Wochen. Und je mehr Stimmen die Helfer auszählen am Sonntagabend, desto klarer ist: Die CDU gewinnt wohl keinen der vier Kölner Wahlkreise, es ist ein Scheitern mit Anlauf. Die schwarze Null.

Möring: „Das ist ein katastrophales Ergebnis für die Kölner CDU“

Übertragen auf den Klassenarbeits-Modus heißt das: Das mulmige Gefühl wird tatsächlich zur miesen Note. Sandra von Möller (52), Serap Güler (41), Gisela Manderla (63), Karsten Möring (72): Sie alle gehen leer aus. Bei den Zweitstimmen reicht es nur für knapp 19 Prozent (Stand 23.40 Uhr), 2017 sind es noch 26,38 Prozent, die CDU ist seinerzeit stärkste Kraft. Vorbei. CDU-Parteichef Bernd Petelkau (56) sagt: „Gegen den Bundestrend hatten wir keine Chance.“ Das Ergebnis nannte er „nicht zufriedenstellend“, auf die Frage, ob es nicht eher katastrophal sei, nannte er es erneut „nicht zufriedenstellend“. Möring sagt: „Das ist ein katastrophales Ergebnis für die Kölner CDU.“

Vor vier Jahren sind es noch zwei Direktmandate gewesen, Heribert Hirte (63) und Möring sichern sich damals die beiden Süd-Wahlkreise, sie haben auch dieses Jahr als realistischste Optionen gegolten – am Ende bleiben es aber genau das: Optionen. Nicht mehr. Von Möller verliert den Südwest-Wahlkreis, traditionell eine CDU-Festung.

Bundestagswahl in Köln: Rettet Serap Güler die Bilanz?

Ob NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (41) über NRW-Listenplatz acht in den Bundestag zieht, ist bei Redaktionsschluss offen, sie weilt in Berlin. Es wäre trotz ihres schalen Ergebnisses zumindest ein kleiner Grund zur Freude an einem Abend, an dem sich die CDU in Köln viele Schrammen holt. Manderla auf Listenplatz 26 ist unwahrscheinlich, Petelkau will es am späten Sonntagabend aber nicht ganz ausschließen.

Seit 2016 sind die Christdemokraten im Stadtrat mit am Drücker, seit 2017 auch im Land, doch seither hageln miese Wahlergebnisse rein. Die Europawahl 2019: 19,79 Prozent. Die Kommunalwahl 2020: 21, 49 Prozent, schlechtestes Ergebnis aller Zeiten. Woran nun das erneut maue Ergebnis liegt? Das ist häufig die Frage an solchen Abenden: Hat die Bundes-CDU samt der Dauer-Fettnäpfchen-Performance von Kanzlerkandidat Armin Laschet den Kölner Kandidaten die Ergebnisse verhunzt?

Oder hat die Kölner CDU selbst Schuld? Als gefühlt die ganze Republik sich mit der Bundestagswahl beschäftigte, hielten die Kölner vor drei Wochen einen Parteitag ab, um zu klären, ob Petelkau weiter Parteichef sein sollte. Möring sagt nun: „Das hat vielleicht eine Rolle gespielt, ob es ausschlaggebend war, dahinter setze ich mal ein Fragezeichen.“ Petelkau verneint eine Auswirkung.

Bundestagswahlergebnis 18 Uhr: Eingefrorene Mienen bei Kölner CDU

Um 18 Uhr, als auf dem TV-Schirm im Restaurant „Konsilium“ die ersten Umfragewerte erscheinen, ist die Stimmung wie die Gesichter der drei anwesenden Kandidaten: eingefroren. Erst fünf Minuten später ändert sich das, da geht es aber nicht um die CDU, sondern darum, dass Rot-Grün-Rot keine Mehrheit im Bund zusammenbekommen wird.

Nächstes Jahr wählt NRW sein neues Parlament, es wird spannend zu beobachten sein, was der CDU als Regierungspartei gelingt. Und für Köln: Packt Petelkau es im Südwesten wieder nach Düsseldorf? Er ist Berufspolitiker, es geht um seinen Job nächsten Mai – und auch um seine Position in der Kölner CDU.

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Auf die Frage, was die Ergebnisse von Sonntag für die NRW-Wahl heißen, sagt Petelkau: „Das kann man heute nicht sagen, die Ergebnisse sind zu volatil.“

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