Bundestagswahl in KölnSPD-Frau Sanae Abdi erobert Porzer Direktmandat zurück

Lesezeit 3 Minuten
Ein Prosit auf das gute Ergebnis der SPD: Sanae Abdi (M.)  mit ihrem Vorgänger Martin Dörmann (l.) und Ex-SPD-Chef Jochen Ott.

Ein Prosit auf das gute Ergebnis der SPD: Sanae Abdi (M.)  mit ihrem Vorgänger Martin Dörmann (l.) und Ex-SPD-Chef Jochen Ott.

Köln – Der Bundestag soll jünger und weiblicher werden, ist oft zu hören – die Kölner SPD trägt nun ihren Teil dazu bei. Neben Bundestagsfraktionschef Rolf Mützenich (62) und SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (58) zieht auch die 35-jährige Projektmanagerin Sanae Abdi erstmals als direkt gewählte Abgeordnete ins Berliner Parlament ein.

Am späten Abend lag sie nach Auszählung von vier Fünftel der Stimmen im Wahlkreis 93 (Porz, Kalk, Deutz, City Süd) mit je sechs Prozentpunkten vor der Konkurrenz von CDU und Grünen. Damit zeichnete sich klar ab, dass die Juristin mit marokkanischen Wurzeln den Wahlkreis, den ihr Vorgänger Martin Dörmann 2017 knapp an Karsten Möring (CDU) verloren hatte, für die SPD zurückerobert hat.

„Es ist phänomenal, wenn man sich vor Augen führt, dass die SPD vor einem Jahr in den Umfragen bei 13 bis 14 Prozent lag“, jubelte Abdi. Wie sie das geschafft hat? „Wir haben den Wahlkampf unseres Lebens hingelegt – mit den Jusos und der ganzen Partei. Das war eine tolle Kollektivleistung.“

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Bei der Aufstellung der SPD-Bundestagskandidaten im März hatte sich Abdi gegen zwei männliche Konkurrenten durchgesetzt, nun gelang ihr auf Anhieb der Einzug ins Parlament. Bei ihrer Bewerbungsrede hatte sie Chancengleichheit zum Thema gemacht. Ihre alleinerziehende Mutter sei putzen gegangen, um ihr eine gute Bildung zu ermöglichen. Als Abgeordnete wolle sie für eine Gesellschaft kämpfen, in der Bildung keine Frage des Geldbeutels sei.

Am Dienstag ist die erste Fraktionssitzung in Berlin

Am Montag wird Abdi im Zug nach Berlin sitzen, um am Dienstag im Bundestag an ihrer ersten Fraktionssitzung teilzunehmen. Dort wird sie auf Mützenich und Lauterbach treffen, die ihre Direktmandate im Nordwesten sowie in Leverkusen und Mülheim erneut verteidigt haben. Aus Köln wird lediglich Marion Sollbach nicht dabei sein, ihr gelang es im Wahlkreis 94 (Lindenthal, Rodenkirchen) nicht, das Direktmandat zu holen, und sie hatte auch keinen guten Listenplatz.

Bei der SPD-Wahlparty im Altstadtlokal „Stapelhaus“ war die Stimmung unter den Genossen von Anfang an hervorragend an diesem Wahlabend. Kölns Parteivorsitzende Christiane Jäger sagte: „Die SPD hat Vertrauen und Stimmen zurückgewonnen. Das ist ein guter Abend für die Sozialdemokratie.“ Olaf Scholz habe „einen sensationellen Wahlkampf gemacht“. Es habe sich gezeigt, dass soziale Themen wieder eine zentrale Rolle spielten, so Jäger. Von einer „enormen Leistung“ sprach Ex-SPD-Chef Jochen Ott. „Wer hätte vor zehn Wochen gedacht, dass wir so ein Ergebnis holen werden?“ Die Landtagsabgeordnete Susana dos Santos Herrmann gab umgehend eine Empfehlung für die Koalitionsverhandlungen ab. „SPD und Grüne legen zu, die Union verliert: Das ist ein klarer Auftrag für die Ampel.“ Demnach solle die nächste Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP gebildet werden – mit Olaf Scholz als Kanzler.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Olaf Scholz hat der Partei Einigkeit gebracht“, rief Lauterbach in den jubelnden Saal. Die SPD habe binnen eines Jahres ihren Zweitstimmenanteil verdoppelt. „Das hat noch nie eine Partei in so kurzer Zeit und so nachhaltig geschafft.“ Die Hegemonie der Union sei gebrochen. „Sie hat einen schlechten Kandidaten gebracht, aber das ist nicht der eigentliche Grund für die Niederlage. Die Union hat nicht mehr die Ideen gehabt, um dieses Land nach vorne zu bringen“, sagte Lauterbach. Er glaube „nach wie vor, dass eine Ampelkoalition für das Land das Beste wäre, weil sie die Ideale von sozialer Gerechtigkeit, Ökologie und Freiheit miteinander verbinden könnte“. Dagegen würde eine Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP seiner Meinung nach „in Stillstand enden“, erklärte Lauterbach.

Rundschau abonnieren