BundestagswahlKölner Grüne setzen Kurs aufs Direktmandat

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Grüne Symbolbild

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Köln – Gut vier Monate vor der Bundestagswahl am 26. September sind die Kölner Grünen mit großem Selbstbewusstsein ins Rennen um die Macht in Berlin gestartet. Man sehe sich an „einem historischen Moment“, sagte die Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge (36) am Mittwoch bei einem Pressegespräch der grünen Bewerber für die vier Kölner Wahlkreise. „Wir gehen zum ersten Mal in unserer Geschichte mit einer Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl. Wir treten zum ersten Mal an mit einer realistischen Option, dieses Land auch verantwortungsvoll führen zu können. Und wir treten in Köln mit dem Ziel an, zum ersten Mal Direktwahlkreise zu gewinnen“, so Dröge, die im Wahlkreis 95 Köln III (Chorweiler, Nippes, Ehrenfeld) kandidiert und seit 2013 dem Bundestag angehört.

Dass die Grünen als womöglich stärkste Kraft die nächste Bundesregierung anführen könnten, wie es Umfragen momentan suggerieren, elektrisiert die Partei. „Wir brauchen jetzt eine Bundesregierung, die den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt“, betonte Dröge. Man wolle die Wirtschaft so umbauen, dass sie klimaneutral werde „und gleichzeitig den Beschäftigten eine gute Perspektive bietet“. In Köln verfolgten die Grünen weiterhin das Ziel, ein Nachtflugverbot für Passagierflüge zu erreichen.

Wahlchancen

Wie stehen die Chancen von Bundestagskandidierenden, ihren Wahlkreis direkt zu gewinnen? Der Hamburger Informatiker Matthias Moehl gibt dazu seit 2002 auf seinem Portal election.de Prognosen ab, die auf verschiedenen Daten und Analysen beruhen.

Seine jüngste Auswertung vom 7. Mai sieht die Grünen in den Kölner Wahlkreisen 93, 94 und 95 vorn. Im Wahlkreis 101 (Leverkusen/Köln-Mülheim) würde demnach derzeit mit 94-prozentiger Wahrscheinlichkeit SPD-Kandidat Karl Lauterbach gewinnen. Die CDU-Bewerber würden leer ausgehen. Es handelt sich um Momentaufnahmen. (fu)

Sven Lehmann (41), seit 2017 im Bundestag und Direktkandidat im Wahlkreis 94/Köln II (Lindenthal, Rodenkirchen, City Süd) bekräftigte ebenfalls, dass er den Wahlkreis zum ersten Mal direkt gewinnen wolle. 2017 habe er einen Zweitstimmen-Wahlkampf gemacht, das sei diesmal anders. Es gehe um eine Richtungswahl. „Man kann das auf die Formel bringen: Schwarz oder Grün – welche Politik prägt das nächste Jahrzehnt?“Grüne stünden für eine klimagerechte, soziale und demokratisch offene Politik. Man wolle sich für mehr bezahlbaren Wohnraum und Hilfen für Menschen und Familien mit geringem Einkommen einsetzen. Den Bundesverkehrswegeplan bezeichnete Lehmann als „Fehlplanung“, weil darin „doppelt so viel Geld für den Ausbau von Straßen wie für den Neubau von Schienen und Radverkehrsinfrastruktur“ vorgesehen sei. Die Grünen seien gegen eine neue Autobahnbrücke im Kölner Süden sowie gegen einen Abriss und Neubau der Rodenkirchener Brücke.

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Lisa-Marie Friede (28) bewirbt sich im Wahlkreis 93 (Porz, Kalk, Deutz, City Nord), den Martin Dörmann (SPD) 2017 knapp gegen Karsten Möring (CDU) verloren hatte. Sie unterstrich, neben Energie- und Verkehrswende lege man Wert auf Arbeitsmarktpolitik, Stärkung der Ausbildung und bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege.

Beim Klimaschutz stehe die Partei an der Seite der Jugend, sagte Nyke Slawik (27), Kandidatin im Wahlkreis 101 (Leverkusen/Köln-Mülheim). „Es gibt ein Recht auf Zukunft für junge und nachkommende Generationen.“ Die Grünen lehnten den Ausbau der Autobahnen A1 und A3 ab. Köln-Mülheim leide auch stark unter Lkw-Verkehr und Fluglärm. Dies zeige, dass es bei der Verkehrswende nicht nur ums Klima gehe, „sondern auch um Lebensqualität“. Mit Listenplatz elf hat Slawik gute Chancen, ins Parlament zu kommen. Sie wäre die erste trans-idente Frau im Deutschen Bundestag.

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