Chaos-BaustelleFertigstellung der Kölner Oper verzögert sich bis Mitte 2023

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Die Sanierung der Kölner Bühnen wird teurer und dauert länger

Köln – Man hat schon schlimmere Nachrichten zur Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz gehört als die, die Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Betriebsleiter Bernd Streitberger am Dienstag der Presse und den Ratspolitikern verkündeten. Die Fertigstellung verschiebt sich um sechs Monate, und die Sanierung wird voraussichtlich etwas teurer als bisher geplant.

Die Schlüsselübergabe für alle vier Häuser der Bühnen – also Oper, Schauspiel, Kleines Haus und Kinderoper – solle „im zweiten Quartal 2023“ erfolgen, sagte Streitberger. Im August 2018 hatte er noch gehofft, die Baustelle bis Ende 2022 fertigstellen zu können.

Aktuell beziffere man die Baukosten mit 554 Millionen Euro, vor zwei Jahren habe man mit 545 Millionen Euro gerechnet, sagte Streitberger. Sollten alle bisher kalkulierten Risiken tatsächlich eintreten, liege der Gesamtkostenrahmen jetzt bei 571 Millionen – eine Million mehr als bislang erwartet. Das zeige, dass die Zahlen, die er 2017 präsentiert habe, realistisch gewesen seien , sagte Streitberger und betonte: „Ich gehe nicht davon aus, dass wir die 571 Millionen brauchen.“

Einen konkreten Termin für die Inbetriebnahme will er nicht nennen, das soll erst in zwei Jahren geschehen. Zu groß seien die Unwägbarkeiten etwa bei der Vergabe von Aufträgen – wenn sich bei Ausschreibungen keine Bieter melden, könnten sich die Arbeiten verzögern. Dem wirke man mit Markterkundung, Firmengesprächen und besonderen Ausschreibungskriterien, bei denen nicht nur der Preis ausschlaggebend sei, aktiv entgegen. „Die Vergabe ist jetzt ein ganz großes Thema für uns.“ Es gehe vor allem um die fünf großen Gewerke Wärme, Kälte, Lüftung, Elektro und Sprinkler.

Anschaulich erläuterte Streitberger die Herausforderungen der Sanierungsplanung, beschrieb Probleme wie den Kabelschacht 11, der nach Einziehen von zwei Drittel der Leitungen bereits voll belegt war und durch einen neu zu bauenden „Schacht 16“ ergänzt werden musste. Mehr als 5000 Dokumente und Pläne zu den rund 2300 Räumen habe man geprüft.

Man habe sich bewusst dagegen entschieden, einen Risikozeitpuffer einzubauen, sagte Streitberger, weil die Erfahrung lehre, dass solche Puffer „ziemlich schnell weg sind“.

Angesichts der Verschiebung des Fertigstellungstermins auf Mitte 2023 erscheint es unrealistisch, dass die neuen Spielstätten am Offenbachplatz bereits zu Beginn der Spielzeit 2023/24 genutzt werden können, da die neue Theatersaison schon im September beginnt und die Rückkehr der Ensembles in die frisch sanierten Häuser sowie die Inszenierung der Stücke auf den neuen Bühnen am Offenbachplatz mehrere Monate in Anspruch nehmen dürfte. Die Verträge für die Interimsstätten von Oper (Staatenhaus) und Schauspiel (Depot) müssen daher wohl erneut verlängert werden, was weitere Kosten in Millionenhöhe verursacht.

Die Sanierung der Bühnen begann 2012 und war ursprünglich mit 253 Millionen Euro kalkuliert. Dass sie nun elf Jahre dauern und mehr als 550 Millionen Euro kosten werde, sei „eigentlich unvorstellbar“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Trotz der hohen Kosten und der langen Zeitspanne habe sie aber „überhaupt keine Angst“ vor der Wiedereröffnung, erklärte die OB. Dann werde nur noch darüber gesprochen, wie schön alles geworden sei – diese Erfahrung habe sie in anderen Städten gemacht. „Ich habe den Eindruck, dass die ganze Stadt sich auf den Moment freut, wenn sich die Theatervorhänge wieder öffnen“, so Reker.

Anders als 2015 und 2017 nahm Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach nicht an der Pressekonferenz teil. Nach Rundschau-Informationen hatte man ihr zu verstehen gegeben, dass ihre Anwesenheit nicht erforderlich sei. Auch die Intendanten Birgit Meyer und Stefan Bachmann waren nicht dabei.

Reaktionen und Stimmen

Bernd Streitberger hat seit seiner Berufung als technischer Betriebsleiter der Bühnen so viel Vertrauen in der Politik schaffen können, dass seine Präsentation der neuen Zahlen und Daten im gestrigen Kulturausschuss viel Zustimmung, lobende Kommentare und nur wenige kritische Fragen nach sich zog.

Es sei eine „zuverlässige Grundlage, die Sie uns da präsentiert haben“, befand etwa Klaus Schäfer (SPD), „nur schade, dass es sechs Monate länger dauert. Aber am Ende ist es dann wie es ist – wenn es dann auch wirklich fertig ist.“

Auch Ulrich Wackerhagen (FDP) ist „erfreut und überrascht, wie glimpflich das ausgegangen ist“, dafür gebühre Streitberger und seinem Team „großes Lob“.

Seine Kollegin von den Grünen, Birgitta von Bülow ist sich „sicher, dass wir jetzt Wahrheit und Klarheit auf dem Tisch liegen haben“ und es sei ja „nicht so schlimm, wie wir erwartet haben“. Ihre Frage nach einem Öffnungstermin der Bühnen beantwortete Streitberger damit, dass dies nicht in seinen Bereich falle, er sei nur für die Fertigstellung zuständig, „die Eröffnung ist dann deren Spaß“.

Horst Thelen (Grüne) fragte, ob der Bau des benötigten neuen Schachtes Nr. 16 mit dem Denkmal abgestimmt sei, was Streitberger verneinen musste. Aber aus seiner bisherigen Erfahrung wisse er, dass vor allem die Bereiche der Haustechnik nicht unter Denkmalschutz stünden.

Patrick Wasserbauer, geschäftsführender Direktor der Bühnen, erläuterte auf Nachfrage die Situation der Interimsspielstätten: „Beim Staatenhaus bestimmen wir das Ende des Vertrages.“ Beim Depot laufe der Mietvertrag bis Ende 2022. Doch man habe eine Option auf Verlängerung, „die wir einseitig ziehen können“. Doch es müsse auch noch ein erneuter Ratsbeschluss zur Verlängerung des Interims gefällt werden.

Offen ist natürlich die Frage, welche Intendanten die Eröffnung bestreiten dürfen: Schauspiel-Chef Stefan Bachmann hat ja klar gemacht, nur „das Interim voll zu machen“. Der Vertrag von Opernintendantin Birgit Meyer läuft am 31. August 2022 aus. Zu solchen Personalfragen wollte sich OB Reker aber nicht äußern.

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