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57 Jahre nach dem Flammen-AttentatKöln-Volkhoven hat wieder eine eigene Grundschule

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Köln-Volkhoven – Nachdem die Bauaufsicht das neue Gebäude abgenommen hat, ist die erste eigene Grundschule für den Stadtteil Volkhoven/Weiler betriebsbereit. Die Anna-Langohr-Grundschule kann endlich von ihrem provisorischen Standort in Heimersdorf an den Fühlinger Weg in Volkhoven ziehen.

Die Geschichte dieses Schulbaus ist ein weiteres Beispiel dafür, wie lange es in Köln dauert, bis aus einem politischen Beschluss ein nutzbares Schulgebäude wird. Der erste Planungsbeschluss fiel im Jahr 2009, der für 2012 geplante Baubeginn verschob sich ins Jahr 2017. Zuletzt musste die Eröffnung zum Start dieses Schuljahres abgesagt werden.

Grund für Umzug war ein grausames Attentat

Für die Familien im Doppelort im Kölner Norden fehlte bislang ein wohnortnahes Grundschulangebot. Die Kinder mussten mit dem Schulbus in den benachbarten Stadtteil gefahren werden, wo sich die Gemeinschaftsgrundschule einen Standort mit der Katholischen Grundschule teilte. Die Geschichte der Schule ist eng verbunden mit einem der schrecklichsten Verbrechen der Kölner Nachkriegszeit.

Am Morgen des 11. Juni 1964 war ein Attentäter in die Volksschule in Volkhoven eingedrungen und tötete mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze acht Kinder und zwei Lehrerinnen. Zwanzig weitere Kinder und zwei Lehrerinnen erlitten schwere Brandverletzungen. Der Täter tötete sich anschließend selbst, in dem er Pflanzenschutzmittel trank. Bei der furchtbaren Tat hatte sich die Lehrerin Anna Langohr schützend vor Kinder gestellt. Sie wurde dabei lebensgefährlich verletzt und musste vier Monate im Krankenhaus behandelt werden. In den Schuldienst kehrte sich nicht mehr zurück. Nach ihrem Tod im Jahr 1990 wurde die Gemeinschaftsgrundschule nach ihr benannt.

Seit 1957 ohne Stadtteilschule

Die Schule war unmittelbar nach dem Attentat nach Heimersdorf verlegt worden. Das alte Schulgebäude in Volkhoven wurde geschlossen und zum größten Teil abgerissen. Es blieb nur ein altes Schulhaus stehen, das unter Denkmalschutz gestellt wurde. Schon damals empfahl der Stadtrat einen Neubau der Schule. Das ist nun 57 Jahre her.

Dass es nach dem Planungsbeschluss 2009 noch so lange bis zur Fertigstellung dauerte begründet die Stadt mit dem Wechsel des Planerteams. In den vergangenen Monaten hätten sich die Arbeiten dann „Corona bedingt“ verzögert. Es habe unter anderem Schwierigkeiten bei Materiallieferungen aus Italien und den Niederlande gegeben. Hinzu kamen Firmenpleiten beim Trockenbau und im Sanitärbereich. Zuletzt waren bei den Raumluftmessungen überhöhte Werte gemessen worden, sodass die Eröffnung der Schule, die zum Schuljahresbeginn geplant war, erneut verschoben werden musste. Nach Angaben der Stadt waren so genannte Aromaten ausgedünstet, die in allen Baustoffen wie Farben und Lacken oder in Klebstoffen als Lösemittel enthalten sind. Mittlerweile entsprächen die Richtwerte in allen Gebäudeteilen der Norm, so dass die Schule nun einziehen kann.

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Mit dem Neubau wurden mehr als 15 Millionen Euro in diesen Schulstandort investiert. Die Schule ist vorerst zweizügig. Der Neubau bietet aber die Möglichkeit, die Anna-Langohr-Schule auf drei Klassen pro Jahrgang zu erweitern. Zum Neubau der Grundschule gehört auch eine neue Sporthalle. Auf ihrem Dach befindet sich eine große Photovoltaikanlage. Auf dem Außengelände gibt es ein grünes Klassenzimmer unter Bäumen. Baulicher Mittelpunkt der Schule ist ein rund 150 Quadratmeter großes Forum, die Flurbereiche des Schulgebäudes sind zu Aufenthalts- und Arbeitsbereichen erweitert worden.

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