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Expertin für den Kölner NordenLokalreporterin Karine Waldschmidt gestorben

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Karine Waldschmidt

Karine Waldschmidt

Köln – Karine Waldschmidt ist am Samstag an ihrer Krebserkrankung gestorben. Sie arbeitete seit zehn Jahren als Freie Mitarbeiterin für die Stadtteil-Redaktion und berichtete aus dem Kölner Norden. Gebürtig aus Bad Hersfeld in Hessen, ging sie zum Studium nach Bielefeld, wo sie für das Bielefelder Stadtblatt Artikel verfasste. Vor 30 Jahren zog es sie nach Köln.

Unterwegs im Kölner Norden

Für Karine war das Fahrrad ihr Fortbewegungsmittel der Wahl. Wenn andere Kollegen über Einsätze in Auweiler oder Merkenich nicht gerade erfreut waren, radelte Karine begeistert los und dokumentierte ganz nebenbei noch den Weg dorthin.

Auch für die Reihe Stadtspaziergänge leistete sie ihren Beitrag. Vor genau einem Jahr erschien ihre 13 Kilometer lange Tour durch die Schrägstrich-Dörfer des Kölner Nordens. Karines Ortskenntnis suchte ihresgleichen. Mit Akribie und Eifer arbeitete sie sich auch in sperrige Themen ein, wie die Klärschlammverbrennungsanlage in Merkenich. Journalistische Sorgfalt war ihr immens wichtig, wobei nicht immer Einigkeit mit der Redaktion herrschte über den genauen Umfang ihrer Texte.

Als studierte Literaturwissenschaftlerin zeigte sie sich kämpferisch, wenn es um Wortwahl und Sprache ging: auch das Adjektiv „stur“ kommt manchen Kollegen spontan in den Sinn. Mich persönlich beeindruckte ihre Haltung zum Leben allgemein. Ihre angeborene Beeinträchtigung der Füße und Hände verstand sie als Herausforderung und nicht als Last. Immer konzentrierte sie sich auf das, was geht, nicht auf das, was nicht geht. Wichtiger waren ihr das künstlerische Zeichnen und die Begegnung mit anderen Menschen.

Journalistische Neugier

Ihre Krebsdiagnose nahm sie mit nüchterner Sachlichkeit und journalistischer Neugier auf. So kam es mir jedenfalls vor, als sie mir von ihrer Therapie und der exzellenten medizinischen Versorgung berichtete. Es erstaunte sie, wie gut die Ärzte sich um sie kümmerten. Gleichzeitig hatte sie sich frühzeitig vertraut gemacht mit den Gegebenheiten eines Hospizes in ihrer Nähe. Karine sah dem Tod genauso realistisch entgegen, wie sie auch ihr Leben meisterte. Ein Kollege bezeichnet sie zurecht als „Solitär“.

Einzigartig in ihrer individuellen Betroffenheit und gleichzeitig immer anderen zugewandt. Oft war sie etwa auch auf dem Krebelshof, einer Jugendeinrichtung in Worringen, zu Gast, wo sie besonders die Ferien-Aktivitäten der jungen Gäste mit Empathie begleitete. Auch war sie ein großer Familienmensch, kümmerte sich um die betagte Mutter in der hessischen Heimat, unternahm Radtouren mit ihrem Bruder und pflegte ein inniges Verhältnis zu ihrer Zwillingsschwester.

Karine Waldschmidt gehörte zu den eher zurückhaltenden Vertreterinnen des Journalismus. Ihre Begeisterung und Offenheit für alles Neue und vor allem für die Menschen, die sie traf, werden fehlen. Sie starb am Samstag im Alter von 63 Jahren in Köln.

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