Abo

Mehr Treffpunkte gewünschtSo steht es um die Jugendangebote in Köln-Chorweiler

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

In Köln-Chorweiler mangelt es an Treffpunkten für Jugendliche. (Bild: Seeberger Treff)

Köln-Chorweiler – Gute Nachrichten für die Jugendarbeit in der Stadt: Erstmals wurden Jugendliche für die konkrete Bedarfsermittlung für den neuen Kinder- und Jugendförderplan selbst befragt, auch im Bezirk Chorweiler mit seinen speziellen Bedingungen. Die Stadtteile des Bezirks wurden dabei in vier „Großräumen“ zusammengefasst betrachtet – Chorweiler gemeinsam mit Seeberg, Pesch mit Esch/Auweiler, Heimersdorf und Lindweiler gemeinsam mit Volkhoven/Weiler und schließlich die Stadtteile Merkenich, inklusive der Rheindörfer, mit Fühlingen, Blumenberg, Roggendorf/Thenhoven und Worringen.

In allen Stadtteilen wünschen sich die Jugendlichen freies W-Lan, mehr Ausgehmöglichkeiten und mehr Treffpunkte im öffentlichen Raum. In Pesch, Esch und Auweiler steht außerdem eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr weit oben auf der Wunschliste, ebenso wie eine bessere Ausstattung mit Jugendeinrichtungen oder entsprechenden Jugendkulturangeboten.

Größe der Bereiche kritisiert

„Das ist ja schon mal sehr positiv, dass man die Leute, die es betrifft, auch selbst fragt“, so Joshua Schlimgen, Vertreter der FDP in der Bezirksvertretung Chorweiler. Doch aus Sicht der Bezirksvertreter des Kölner Nordens gab der Plan Anlass für eine Reihe von Nachfragen und auch Kritik. Letztere entzündete sich vor allem an dem Zuschnitt der betrachteten Bereiche. „Merkenich und die Rheindörfer, Blumenberg, Fühlingen, Roggendorf/Thenhoven und Worringen ist ein extrem großer Bereich, für den sich kaum allgemeingültige Aussagen treffen lassen“, meinte etwa Schlimgen. „Die Situation in den Rheindörfern unterscheidet sich schon erheblich von der in Worringen, oder in Blumenberg.“

Auch Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner habe angesichts der Einteilung „schlucken müssen“, wie er sagte. „Es kann doch nicht sein, dass die Wahlkreise als Grundlage für so eine Untersuchung genommen werden. Da muss man völlig anders heran gehen.“

Klaus Roth (Die Linke) kritisierte, dass viele der beschriebenen Maßnahmen nicht in Chorweiler stattfinden, bezirksbezogene Mittel seien erst ab 2024 vorgesehen. Derweil herrsche in vielen Fragen der Jugendarbeit des Bezirks Ungewissheit oder Stillstand. „Das Blu4Ju in Blumenberg etwa soll seit Jahren ein vernünftiges Gebäude bekommen. Was passiert? Nichts“, so Roth.

Auch Wolfgang Kleinjans, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht Nachholbedarf. „Esch und Pesch wachsen und machen einen Wandel durch. Neue Jugendeinrichtungen sind dort aber nicht in Sicht – ein Unding bei fast 10.000 Einwohnern.“ Idealerweise sollten in den dort entstehenden Neubaugebieten entsprechende Angebote mitgeplant werden. Auch wies Kleinjans darauf hin, dass der Förderplan die OT Magnet in Heimersdorf noch an ihrer alten Adresse im Haselnussweg glaube. „Das Gebäude dort wurde abgerissen und die OT muss jetzt mit einem Ladenlokal im Einkaufszentrum vorlieb nehmen, was ich nicht so klasse finde – und die Jugendlichen bestimmt auch nicht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Inan Gökpinar, Vorsitzender der SPD-Fraktion, machte auf das Engagement der örtlichen Bürgervereine aufmerksam, die sich dafür einsetzten, das Schulgebäude im Lebensbaumweg, das durch den Umzug der Anna-Langohr-Schule an den Fühlinger Weg leer stehe, der Jugendeinrichtung zur Verfügung zu stellen. Besonders im Fokus des Interesses der Bezirksvertreter stand auch das weitere Schicksal des Krebelshofes, dessen Fortbestand noch nicht in trockenen Tüchern zu sein scheint. „Der Bericht gibt nicht her, dass dort der Wille besteht zu investieren“, meinte Roth. „Aber der Krebelshof ist ein Denkmal und die Stadt als Eigentümerin verpflichtet es zu erhalten“.

Jessica Mörtl und Daniela Grota-Wüst vom Amt für Kinder, Jugend und Familien bemühten sich, in ihren Antworten auf Kritik und Fragen der Bezirksvertreter einzugehen. Tatsächlich sei der Förderplan vor allem eine gesamtstädtische Betrachtung, weshalb nicht alle Besonderheiten einzelner Stadtteile abgebildet werden könnten. „Als eine der ersten Maßnahmen soll im kommenden Jahr dann in die bezirksbezogenen Planungen eingestiegen werden“, kündigte Mörtl an. Im Fall des Krebelshofes befinde sich das Liegenschaftsamt noch in Verhandlungen mit einer Stiftung, weshalb sie dazu noch keine konkreten Angaben machen könne. „Aber diese Verhandlungen entwickeln sich so, dass wir eine gute Perspektive für den Krebelshof sehen und geplant ist, in dem Gebäude zu bleiben.“

Was den Wunsch nach neuen Jugendeinrichtungen anging, bemühte sich Mörtl, keine allzu großen Hoffnungen zu wecken. „In den nächsten Jahren 50 neue Jugendeinrichtungen zu bauen, ist keine realistische Perspektive“, sagte sie. „Mit der Planung dauert das im Schnitt zehn Jahre.“ Die Stadt setze daher mehr auf den Aufbau von mobilen Angeboten, die sich viel schneller realisieren ließen.

Rundschau abonnieren