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Rinder auf der RheinaueWütende Worringer auf der Suche nach einem Kompromiss

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 Emotional ging es in der Sitzung der Bezirksvertreter zu.

 Emotional ging es in der Sitzung der Bezirksvertreter zu.

Chorweiler/Worringen – Seit Tagen sind sie das große Thema in Worringen: Die Glanrinder, die in der Rheinaue grasen. Genauer gesagt geht es weniger um die Rinder selbst als vor allem um den großen Zaun, der von Straßen.NRW im Auftrag der Stadtverwaltung gezogen wurde. Er soll verhindern, dass die Rinder frei laufen, aber auch dass Fußgänger über die direkt am Rhein gelegenen Weideflächen spazieren (die Rundschau berichtete).

Wütende Anwohner bei Ratssitzung

Aus diesem Anlass beantragte die SPD-Fraktion die Durchführung einer Aktuellen Stunde im Rahmen der Sitzung der Bezirksvertreter. Gleichzeitig waren etliche Anwohner, teilweise mit großen Schildern und Plakaten, gekommen. Begleitet von der Polizei kam die Gruppe im Bezirksrathaus an und folgte der Diskussion – allerdings bekamen sie kein Rederecht, denn dies ist laut Satzung nicht vorgesehen. Auch Vertreter des Worringer Bürgervereins waren vor Ort. Dr. Joachim Bauer vom Umweltamt nahm ebenfalls an der Sitzung teil und stellte sich den Fragen der Bezirksvertreter.

„Die Bürger müssen mitgenommen werden“, forderte Inan Göpkinar, SPD-Fraktionsvorsitzender. Der Treidelpfad müsse für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben, die Zäune müssten versetzt werden, und man fordere eine bessere Beschilderung, ergänzte er.

Die Pläne für die Beweidung waren bekannt

„Wir wollten erstmal hören, was Joachim Bauer uns mitteilen kann“, meldete sich Wolfgang Kleinjans, Bündnis 90/Grüne. Dieser gab zu, dass er noch keinen konkreten Vorschlag habe. „Wir haben das Thema schon viele Jahre diskutiert, und die Pläne wurden auch von Ihnen hier verabschiedet“, betonte Bauer mit Blick auf den im Raum stehenden Vorwurf, die Beweidung sei plötzlich und ohne Informationen vorgenommen worden.

Er räumte ein, dass die bisher vorgelegten Pläne das Ausmaß der nun umgesetzten Maßnahme vielleicht nicht ausreichend verdeutlicht hätten. Dennoch sei das Gesamtkonzept durch alle Gremien abgesegnet worden. „Wie der Prozess jetzt weitergeht, das muss unter anderem auch die Bezirksregierung entscheiden“, so Bauer. Dennoch sei er zuversichtlich, dass man bis zur nächsten Sitzung eine Lösung anbieten könne: „Wir haben den Schuss gehört“, versicherte der stellvertretende Amtsleiter.

„Wir hatten in unseren Beschlüssen auch gefordert, dass Informationsveranstaltungen stattfinden sollen. Und es gab auch konkrete Forderungen von uns. Der Naturraum sollte auch von Menschen zu nutzen sein und Hundefreilaufflächen geschaffen werden“, warf Rainer Stuhlweissenburg (CDU) ein.

Bauer wiederum verwies auf die öffentlichen Informationsveranstaltungen und erklärte, man hätte mehr solcher Veranstaltungen anbieten können. Der Weg zum Rhein sei aber nach wie vor offen, und auch die Aue an sich sei nutzbar.

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Katerstimmung am nächsten Tag

Er glaube, dass die meisten Anwohner nichts gegen eine Beweidung hätten. Es ginge vielmehr um die Frage, wie viel Platz dadurch in Anspruch genommen werde. „In einem gemeinsamen Gespräch müssen beide Seiten von ihrer Position abrücken“, stellte Eike Danke (SPD) fest. „Wir sind bereit, Kompromisse zu machen und wünschen uns, dass auch der Bürgerverein Worringen dies kann“, so Bauer. Er gab zudem bekannt, dass ein Termin schon für den nächsten Tag anvisiert sei. Aktuell werde nur eine der beiden Flächen beweidet, daher habe man auch der anderen Seite das Tor nun geöffnet. Wolfgang Kleinjans stellte abschließend fest, dass „wir bei unseren Beschlüssen von damals bleiben müssen – mich wundert die Überraschung, die Maßnahme war immer angekündigt“. Am Ende der langen Diskussion einigten sich die Bezirksvertreter einstimmig auf ein noch zu terminierendes Gespräch, bei welchem dann mit Vertretern der Bürgervereine Worringen und der Rheindörfer, der Bezirksvertretung und Vertretern des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen Lösungen gesucht werden sollen. Auch Vertreter des Ausschusses für Umwelt und Grün sollen beteiligt werden.

Schwierige Gespräche über ein „hochsensibles Thema“

Tatsächlich gab es einen Tag später ein weiteres Gespräch mit Bauer, Vertretern von Straßen.NRW und Vertretern des Bürgervereins. „Wir haben zwei Stunden diskutiert, und das war ein sehr ruhiges Gespräch in konstruktiver Atmosphäre“, zog Bauer ein erstes Fazit. Beide Seiten seien ein Stück weit aufeinander zugegangen, auch seien bestimmte Fakten noch einmal erläutert worden. Nun werde Straßen.NRW mit der Bezirksregierung sprechen. Die müsse erst zustimmen, daher könne man aktuell noch keine belastbaren Aussagen über die Umsetzung treffen, so Bauer.

Auch der Bürgerverein will sich noch weiter abstimmen. Eine weitere Versammlung wurde angekündigt, bei der man weiter überlegen wolle, erklärte Paul-Reiner Weißenberg, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins. Die Gespräche seien sehr schwierig gewesen, das Thema hochsensibel. Auch der Bürgerverein könne letzten Endes nur vermitteln: „Wir müssen eben schauen, bei welchem Konzept die Bürger mitgehen können. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass eine solche radikale Beweidung und die damit verbundene Einzäunung hochproblematisch ist“, führte er aus. Eine falsche Kommunikationsstrategie sei ein Teil der Ursachen für die jetzt entstandene und verfahrene Situation. „Es wird sehr schwierig werden, einen richtigen Weg zu finden“, so sein Eindruck.

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