Streit im Kölner NordenChorweilers Politiker lehnen Konzept für Neubaugebiet ab

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Planung Baptiststraße abgelehnt  (1)

Am Ortsrand von Roggendorf/Thenhoven soll neuer Wohnraum entstehen.  

Roggendorf/Thenhoven – Wenige Wochen ist es her, dass das Planungskonzept für das Neubaugebiet an der südlichen Baptiststraße der Öffentlichkeit in einer digitalen Informationsveranstaltung vorgestellt wurde. Diesen Planungen zufolge sollen zwischen dem südlichen Ortsrand des Doppeldorfes und dem Pletschbach insgesamt 385 neue Wohneinheiten entstehen, sowohl in Geschossbauten, als auch in Reihen- und Einfamilienhäusern, außerdem eine Kindertagesstätte und ein Spielplatz. Eigentlich dringend benötigter Wohnraum für die wachsende Stadt Köln, doch bei den Politikern in Chorweiler stießen die Pläne auf wenig Gegenliebe.

Vorlage mit großer Mehrheit abgelehnt

Der Plan wurde nun mitsamt den im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung getätigten Stellungnahmen von Bürgern und Institutionen auch von der Bezirksvertretung Chorweiler in einer Beschlussvorlage behandelt. Die Verwaltung hatte darin außerdem auf die besondere Dringlichkeit des Vorhabens hingewiesen: Um Verzögerungen des Bauleitplanverfahrens zu vermeiden, sollte diese noch vor der Sommerpause beschlossen werden, um sie auch in der anstehenden Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss  behandeln zu können. Doch die Chorweiler Bezirksvertreter ließen sich davon nicht beeindrucken: Sie lehnten die Vorlage mit breiter Mehrheit ab.

In der Sitzung machten sie zunächst ihrem Ärger über den Ablauf der digitalen Bürgerinformation zum Planungskonzept Luft. „Die Veranstaltung war ein Paradebeispiel dafür, wie man Bürger verschreckt“, sagte etwa Wolfgang Kleinjans, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Wenn man sich Bürgerbeteiligung auf die Fahne schreibt, muss man die Bürger auch ernst nehmen, das war in dieser Veranstaltung nicht zu erkennen.“ Auch Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (CDU) bezeichnete die Veranstaltung als „sicherlich nicht optimal“, denn eine Beteiligung habe dabei nicht stattgefunden. „Es ist nur aus einer Richtung gesendet worden. Einige Fragen konnten zwar gestellt werden, aber längst nicht alle wurden beantwortet“, machte Zöllner geltend. Ein Bürger habe ihm die Antworten von Verwaltung und Investoren auf dessen Fragen während der Veranstaltung zur Verfügung gestellt - ein gutes Drittel dieser Fragen sei nicht beantwortet worden, so Zöllner.

Viele Fragen blieben offen

Auch für die Bezirksvertreter blieben nach der Vorlage noch ungelöste Fragen – namentlich eine unzureichende Ausstattung mit Grundschulplätzen und die Problematik der Verkehrsanbindung des Neubaugebietes. „Der Ausbau der Grundschule in Roggendorf ist seit Jahren geplant“, so Zöllner, „kommt aber nicht voran, weil erst die benachbarte Kita in das alte Grundschulgebäude umziehen muss. Das wird allerdings seit gefühlt 15 Jahren saniert, ein Ende ist immer noch nicht abzusehen. Das heißt, eine weitere Planung für den Ausbau der Grundschule gibt es bis heute nicht.“ 

Schon in diesem Jahr habe die Grundschule daher bereits neue Schüler ablehnen müssen – eine Problematik, die sich durch den Zuzug ins Neubaugebiet nur verschärfen würde. „Es kann nicht sein, dass die Kommune keine wohnortnahen Grundschulplätze anbieten kann“, sagte Zöllner. Was den Verkehr angehe, so werde aus dem Verkehrskonzept nicht ersichtlich, wie der Verkehr in und aus dem Neubaugebiet fließen solle. „Das Gutachten geht etwa davon aus, dass das Quartier über den Escher-Thenhover Weg angefahren werden wird. Der ist aber jetzt schon eine Katastrophe und die Verkehrsproblematik wird damit auf Esch ausgeweitet.“

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Einen Fürsprecher fand die Vorlage in Joshua Schlimgen, dem Vertreter der FDP. „Es handelt sich um eine gutes Planungskonzept, in das 361 Stellungnahmen eingeflossen sind“, sagte er. Man solle sich klar machen, dass man auch die Kita, den Spielplatz und Gemeinschaftsräume ablehne. „Alles Dinge, die wir für Roggendorf und andere Viertel schon gefordert haben.“

Doch für die Vertreter der übrigen Fraktionen konnte dies die Nachteile nicht aufwiegen. „Ein Neubaugebiet ohne weitere Schulplätze zu planen, ist unverantwortlich“, war etwa Klaus Roth (Linke) überzeugt. „Wir fordern immer wieder den Ausbau der Schulen und den Ausbau des Blumenbergswegs, aber letztendlich bleiben diese Probleme bestehen“, so Kleinjans. „Darum sagen wir, macht erst den Blumenbergsweg, sorgt für Schulplätze, dann kann man bauen.“ Reinhard Zöllner mahnte letztlich auch eine baldige Rückkehr zu analogen Publikumsveranstaltungen an. „Diese Turnhallentreffen, die sie alle schon einmal erlebt haben, erlauben einfach eine ganz andere Dynamik der Debatte“, sagt er. „Das kommt bei einer Online-Veranstaltung einfach nicht herüber.“

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