Corona in KölnHausarzt wagt kurioses Experiment – Impfstoff beim Bäcker angeboten

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Dr. Michael Kapp aus Heimersdorf

Köln – Mit diesem Ausgang seines Experiments hatte Dr. Michael Kapp nicht gerechnet. Nachdem er am Mittwoch in seiner Praxis in Heimersdorf etwa 100 seiner Patienten gegen das Coronavirus geimpft hatte, waren noch sieben Impfdosen übrig. Um hierfür Abnehmer zu finden, ging er kurzentschlossen durch die Geschäftsstraße und sprach willkürlich Passanten an, unter anderem beim Bäcker.

„Ich habe oft die Antwort gehört: 'Nein, ich lasse mich doch nicht impfen.' Da war ich platt“, resümiert der Hausarzt. Noch immer seien viele Menschen „nicht aufgeklärt“ über die Vorteile einer Impfung gegen das Virus, Sorge bereitet ihm vor allem die Generation älterer Migranten.

Michael Kapp ist einer von mehreren Ärzten im Kölner Norden, die im Heimersdorfer Taborzentrum eine gemeinsame Impfpraxis geplant haben. Die Eröffnung war im Mai geplant, doch immer wieder musste der Start wegen fehlendem Impfstoff verschoben werden. „Es gibt für unsere Praxen nun etwas mehr Impfstoff, aber nicht die Menge, die wir bräuchten“, sagt er. Alle Appelle an die Stadt und das Gesundheitsministerium für eine Impfstoff-Sonderlieferung in den Kölner Norden blieben bislang unerhört.

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Veranstalter planen Tanz-Demo am Samstag

Doch nicht nur im Norden hat sich die Infektionslage inzwischen deutlich entspannt. Selbst in Volkhoven/Weiler, wo die Sieben-Tage-Inzidenz vor Wochenfrist noch bei 83 lag, ist der Wert auf 16,7 gesunken. Selbst Gremberghoven (zuletzt noch 130) liegt bei Null. In vielen Stadtteilen gibt es kaum noch Neuinfektionen, Spitzenreiter ist derzeit Meschenich (49,9) mit seinem Kölnberg, wo die Stadt am 30. Juli all diejenigen zur Zweitimpfung erwartet, die sich Mitte Mai bei der Sonder-Impfaktion hatten impfen lassen. Am heutigen Freitag endet die Impfaktion in Höhenberg, dort können sich die Bewohner festgelegter Adressen gegen das Virus impfen lassen. Zu der Aktion hatte sich die Stadt nach einer Studie des Fraunhofer Instituts entschieden, bei der erhöhte Infektionszahlen in Hochhaussiedlungen und anderen Quartieren mit beengten Wohnverhältnissen festgestellt worden waren.

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Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Gesamtstadt ist inzwischen auf 8,5 gesunken, nur elf Neuinfektionen wurden dem Gesundheitsamt gemeldet. Angesichts des geringen Infektionsgeschehens beklagt die Veranstaltungsbranche die Hürden für einen Kultursommer. Die Organisation „Klubkomm“ wirft der Stadt bürokratische Hürden vor und hat für Samstag zu einer Tanz-Demo eingeladen. Auftakt ist um 14 Uhr am Neptunplatz in Ehrenfeld.

Seinen Impfstoff ist Dr. Michael Kapp in Heimersdorf schließlich doch noch losgeworden: Abnehmer fand er beim Metzger, in der Apotheke, in der Drogerie und bei der Post.

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