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Corona-KriseIn Köln entsteht eine Quarantäne-Einrichtung für Pflegebedürftige

Lesezeit 3 Minuten
Neue Nutzung: Im Haus Simeon in Rodenkirchen wird wieder als vollstationäre Pflegeeinrichtung hergerichtet.

Neue Nutzung: Im Haus Simeon in Rodenkirchen wird wieder als vollstationäre Pflegeeinrichtung hergerichtet.

Köln – Auf dem Gelände der Diakonie Michaelshoven in Rodenkirchen entsteht eine Isolier- und Quarantäne-Einrichtung für Pflegebedürftige. Sie soll Platz für bis zu 96 Senioren bieten. Dazu wird das ehemalige Alten- und Krankenhaus Haus Simeon genutzt. Zudem soll eine Kurzzeitpflege für 19 Senioren eingerichtet werden. Bereits nach Ostern sollen bei Bedarf die ersten Menschen einziehen können.

Aktuelle Lage

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus ist bis Montag um 16 Uhr auf 1792 angestiegen. (Vortag 1768). 880 Menschen gelten als geheilt. 142 Patienten befinden sich im Krankenhaus, davon 72 (Vortag 68) auf der Intensivstation. Zwei weitere Menschen sind verstorben. Die Zahl der Todesopfer liegt jetzt bei 33. Bei den Verstorbenen handelt sich sich um eine 88-Jährige und einen 89-Jährigen.

Das Maternus-Seniorenzentrum beklagt drei weitere Todesopfer. Dort sind inzwischen elf Menschen im Pflegeheim und einer im Betreuten Wohnen gestorben. (dha)

Nötig wird die neue Einrichtung wegen der Corona-Pandemie. Pflegeheime geraten immer mehr unter Druck. Der Großteil der Kölner, die in Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion verstorben sind, lebte in einer Pflegeeinrichtung. Dies trifft auf mindestens 21 der inzwischen 33 Todesopfer zu. In Köln waren bis zum Freitag 22 infizierte Heimbewohner im Krankenhaus, 69 Senioren standen in Heimen unter Quarantäne.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat nicht nur die Heime, sondern auch alle Kreise und Kreisfreien Städte angewiesen, Quarantäne- und Isoliereinrichtungen vorzubereiten. „Wir bauen ein Sicherheitsnetz für das Pflegesystem“, erläutert Gesundheitsdezernent Harald Rau und macht klar: „An der Pflege wird sich entscheiden, wie wir mit der Corona-Krise zurecht kommen.“ Die Gebäude in Rodenkirchen hat die Diakonie Michaelshoven von sich aus vor etwa zwei Wochen der Stadt angeboten. „Wir wollen einfach helfen. Wir sehen unsere menschliche Verpflichtung, an unsere Grenzen zu gehen“, begründet Uwe Ufer, kaufmännischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven.

Situation belastet vor allem Demenzkranke

Die Einrichtungen auf dem weitläufigen Gelände im Kölner Süden eignen sich gut. Das Gebäude der Tagespflege, in das Menschen ziehen können, die auf Kurzzeitpflege angewiesen sind, ist nagelneu. Es war bisher nur einen Tag geöffnet. Das Haus Simeon indes stammt aus den 1970er Jahren. Eigentlich war geplant, es aus Brandschutzgründen abzureißen. Bis 2016 lebten dort rund 300 Senioren. Danach diente es als Unterkunft für unbegleitete geflüchtete Jugendliche. Alle Zimmer haben Balkon. Zudem gibt es den Wohnbereich, in dem früher die Gerontopsychiatrie war. Es ist ein Bereich mit Garten, in dem Demenzkranke sich ungefährdet bewegen können.

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Gerade für Demenzkranke, die infiziert, aber nur leicht erkrankt sind, ist  eine Isolation in einem Heim schwierig. Ihnen fehlt das Verständnis für die Maßnahme. „Hier wäre es möglich, Bewegungsfreiraum zu ermöglichen“, sagt Sozialamtsleiterin Katja Robinson.

Grundsätzlich kommt die Einrichtung in Rodenkirchen nur für Menschen infrage, deren Erkrankung einen unkritischen Verlauf nimmt. „Wer im Heim gepflegt werden kann, sollte dort gepflegt werden“, stellt Rau klar.

Obwohl Senioren die Hauptzielgruppe für die Einrichtung sind, können auch Risikopatienten mit Behinderungen aufgenommen werden. Für die Pflege werden neben den Mitarbeitern der Diakonie Michaelshoven weitere Kräfte gesucht. Sowohl die Stadt aus auch die Diakonie haben Aufrufe gestartet. Fachkräfte melden sich per E-Mail.

Pflegepersonal@stadt-koeln.de.

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