Coronavirus in KölnDer Corona-Test an der Tankstelle – wie funktioniert das?

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Test an der Tanke: Kaufen kann man den Corona-Test dort nicht, aber einwerfen. Per Kurier geht’s ins Labor.

Test an der Tanke: Kaufen kann man den Corona-Test dort nicht, aber einwerfen. Per Kurier geht’s ins Labor.

Köln – „Wenn der Würgereiz kommt, liegen Sie richtig.“ So charmant bringt Dr. Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln auf einem You-Tube-Video medizinischem Personal den fachgerechten Corona-Abstrich nahe. Gar nicht so einfach, die richtige Stelle an der hinteren Rachenwand zu treffen. Doch ein Internetportal bietet jetzt den Corona-Test für zu Hause an: „Wenn man es gut erklärt bekommt und sich Zeit nimmt, ist es möglich“, meint deren Betreiberin Anke Müller-Peters.

Wer den Test für 107,50 Euro auf www.corona-test-zuhause.de bestellt, bekommt per Post ein Abstrichset mit bebilderter Anleitung. Den Abstrich soll er im Rachen nehmen, dann den Tupfer ins Röhrchen stecken und auf das Röhrchen einen mitgelieferten Barcode kleben. Das Ganze in einen weißen Umschlag und per Post zurückschicken – oder aber zur Tankstelle bringen.

Einwurf an der Tankstelle

Zur Tankstelle? „Wer sich krank fühlt, kann dort ohne Kontakt zu anderen Menschen den Umschlag aus dem Auto abwerfen“, erklärt Müller-Peters die Standortwahl. An einer Tankstelle an der Berliner Straße in Mülheim und am Maarweg in Braunsfeld stehen bisher Kästen von Corona-Test-Zuhause, weitere in Frechen und Solingen. Ein Kurierdienst bringt sie von dort ins Labor.

Das steht in Düsseldorf. Das Medizinlabor Zotz/Klimas arbeitet nach eigenen Angaben für Gesundheitsämter, Krankenhäuser, Altenheime und Arztpraxen und hat im Laufe der vergangenen Wochen seine Test-Kapazitäten ausgebaut. Jetzt liegen sie brach: Dank sinkender Corona-Verdachtsfälle werden weniger Tests angefordert als erwartet. „Wir können gut das Zehn- bis Fünfzehnfache bewältigen“, sagt Michael Walter von Zotz/Klimas.

Der Bundesverband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) beschreibt diese Situation für viele Labore: „Die vorhandenen Tests stehen für die Versorgung zur Verfügung, es gibt noch Potenzial für zusätzliche Testungen“, sagt deren Vorsitzender Michael Müller.

Kölner Labor könnte mehr testen

Eine Entwicklung, die Dr. Fabian Wisplinghoff vom gleichnamigen Kölner Labor bestätigt: „Wir sind zu 50 Prozent ausgelastet.“ 4000 bis 6000 Proben am Tag bearbeiten sie, die Zahl sei seit Beginn der Coronakrise relativ konstant geblieben. Doch möglich wäre mehr. Mittlerweile könnten sie sieben Tage in der Woche rund um die Uhr Tests auswerten.

Trotzdem testet das Labor Wisplinghoff weiterhin nur im Auftrag von Ärzten. Das Düsseldorfer Labor Zotz/Klimas dagegen hat sich entschieden, seine Dienste auch Privatleuten anzubieten. „Das hat keinen Einfluss auf den täglichen Betrieb“, sagt Michael Walter. „Medizinisch veranlasste Tests gehen immer vor“, erklärt Anke Müller-Peters. Material wie Reagenzien und Pipetten seien nach zeitweiligen Lieferengpässen jetzt ausreichend vorhanden.

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Sie sieht ihre Idee, Labore direkt mit zahlungswilligen Patienten zusammenzubringen, als Beitrag im Kampf gegen die Pandemie: „Wichtig ist, dass mehr getestet wird, um Infektionsketten zu erkennen.“ Wer den Selbsttest macht und von der Tankstelle abholen lässt, kann innerhalb von 24 Stunden mit dem Barcode online das Ergebnis abrufen. Ist es positiv, informiert das Labor das zuständige Gesundheitsamt.

Falsch-negatives Ergebnis als Risiko

Dr. Johann Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, sieht die Gefahr der Selbsttests eher bei negativem Ergebnis: Das könne den Tester in falscher Sicherheit wiegen. Weil es eben so schwierig sei, den Abstrich zu nehmen: „Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen.“ Trotzdem könne er sich Situationen vorstellen, in denen sich Menschen dazu entschließen. „Wer zum Beispiel künftig seine Mutter im Altenheim wieder besuchen darf, wenn er negativ getestet ist, und dafür nicht quer durch die Stadt fahren will.“ Bisher gebe es solche Regelungen noch nicht, doch man müsse in die Zukunft denken.

Antikörpertests sind bedenklich

Gar nichts hält er dagegen von privat bezahlten Covid-19-Antikörpertests, wie sie einige Ärzte anbieten. Denn die Forschung wisse noch nicht, wie viele Antikörper man braucht, um immun zu sein. Wer sich zurzeit testen lasse, erfahre also höchstens, dass er Covid-19 gehabt habe, aber nicht, ob er auch immun sei. „Das ist für ihn dann herausgeworfenes Geld.“

Dr. Thomas Kurscheid, der eben diese Blutabnahme für 70 Euro in seiner Praxis anbietet, sieht das anders: „Warum soll das bei diesem Virus anders sein als bei allen anderen Viren?“ Und bei denen wisse man: Wer’s einmal gehabt hat, ist jahrelang immun. Zumindest, bis es mutiert, wie bei der Grippe. Aber erstens gebe es bei Corona keine Anzeichen für Mutationen. „Und wenn ich wüsste, ich bin bis zur nächsten Saison immun, wäre mir ja auch schon geholfen.“

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