CoronavirusWie Polizeipräsident Jacob die aktuelle Situation in Köln sieht

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„Die größte Herausforderung für uns alle ist, das wir gesund bleiben“, betont der Polizeipräsident.

  • Polizeipräsident Uwe Jacob und seine Beamte stehen in der Corona-Zeit vor neuen Aufgaben und veränderten Arbeitsabläufen.
  • Über fehlende Schutzanzüge, Einsätze wegen Klopapier und infizierte Polizisten sprach Daniel Taab mit dem Chef der Behörde.

Köln – Kölns Polizeipräsident Jacob spricht über den Rückgang der Straftaten, fehlende Schutzanzüge, Einsätze wegen Klopapier und infizierte Polizisten.

Kriminalität

Die Kriminalität in Köln ist deutlich zurückgegangen. Es gibt weniger Einbrüche, Taschendiebstähle und Körperverletzungen. „Wer soll auf der Domplatte noch bestohlen werden. Der Bereich ist weitgehend leer“, sagt Jacob. Auch auf den Ringen, der Vergnügungsmeile, sei es ruhiger und es gebe weniger Straftaten. Auf den Straßen kommt es zudem zu weniger Unfällen, weil die Bürger ihre Fahrzeuge stehen lassen. Beim Thema „Häusliche Gewalt“ gibt es keinen Anstieg, obwohl seit Tagen viele Familien in ihren Wohnungen zusammen sind. Auffällig sei aber, dass falsche Polizisten in diesen Tagen wieder vermehrt in Köln Senioren anrufen, um sie um ihre Wertsachen zu bringen. Konkrete Zahlen liegen der Polizei noch nicht vor. Dies müsse erst in der Zukunft ausgewertet werden.

Schutzausrüstungen

Der Polizei fehlen Schutzanzüge. Not macht erfinderisch: Vereinzelt wurden weiße Schutzanzüge, die Beamte der Spurensicherung bei der Aufnahme von Mordfällen tragen, an die Streifenpolizisten übergeben. Diese Anzüge würden gebraucht, wenn die Beamten Kontakt zu schwer kranken Menschen hätten. Sonst sei die Polizei mit Schutzmasken, Handschuhen und Schutzbrillen gut ausgerüstet. Tausende weiter Masken seien bestellt und sollten am Mittwoch bei der Polizei eingehen.

Verhalten der Bürger

„Mittlerweile ist es bei den letzten Kölnern angekommen, dass die Situation ernst ist“, sagt Jacob. Eine Ausgangssperre sei im Gespräch gewesen, doch nun würde sich der Großteil der Bürger an die aufgestellten Regeln halten. Noch vor Tagen hatten sich am Rheinboulevard viele Menschen eng an eng hingesetzt und die Sonne genossen. „Es gibt immer noch Einzelfälle, in denen Menschen in der Öffentlichkeit in kleinen Gruppen Kölsch trinken“, sagt Jacob. In diesen Fällen würden die Beamten mit dem Menschen sprechen und ihnen die Regeln erklären.

Corona bei der Polizei

Bei der Kölner Polizei sind ebenfalls Beamte mit dem Corona-Virus infiziert. Jacob sprach von einer „geringen zweistelligen Zahl“. Unter Corona-Verdacht würden ebenfalls einige Beamte stehen und seien nicht auf der Arbeit. Es handelt dabei um eine „mittlere zweistellige Zahl“. Auch 100 Polizisten , die aus Krisengebieten gekommen sind, bleiben derzeit aus Sicherheitsgründen zu Hause.

Schutz für Apotheken

Weil besonders in den Abendstunden Apotheken die einzigen noch geöffneten Geschäfte auf manchen Straßenzügen sind, kontrolliert die Polizei diese Bereiche. „Wir haben da ein Auge drauf und lassen die Apotheker und Apothekerinnen nicht alleine“, betont Jacob.

Raser auf leeren Straßen

In den vergangenen Tagen nutzten Raser die leeren Straßen um Rennen zu fahren. Mehrfach stoppten Beamten der „EG Rennen“ die Raser. Die Kommission wurde nach einem tödlichen Raser-Unfall auf dem Auenweg in Deutz im Jahr 2015 in Köln gegründet. „Mittlerweile hat sich die aktuelle Situation beruhigt“, sagt Jacob.

Krisenstab der Polizei

Täglich zwei Mal lässt sich Polizeipräsident Uwe Jacob vom Krisenstab über den Stand der Dinge informieren. Jacob arbeitet im Home-Office. „Es gibt Videokonferenzen, Telefonkonferenzen und viele Besprechungen“, erläutert der Behördenleiter. Damit die Behörde in der Corona-Zeit dienstfähig ist, arbeitet eine Schicht 14 Tage, dann kommen die anderen Kollegen dran.

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Durch das Schichtsystem könnte im Ernstfall auf gesunde Mitarbeiter zurückgegriffen werden. „Die Beamten, die frei haben, sollen in dieser Zeit keinen Kontakt mit den anderen Kollegen haben“, so Jacob. Dies gilt auch für Jacob – nach 14 Tagen ist Vize-Präsidentin Miriam Brauns dran. „Die größte Herausforderung für uns alle ist, das wir gesund bleiben“, betont der Polizeipräsident.

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