Das Ende einer Kult-ÄraChristoph Dieckmann stellt Bonanzarad-Produktion ein

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Christoph Dieckmann Bonanza

In diesem Jahr verlassen die letzten Bonanzaräder made by Crazy D die Werkstatt in Longerich.

Köln – Dass Christoph Dieckmann als Kind überhaupt kein Fan der Bonanzaräder war, mag man kaum glauben. Seit gut zwei Jahrzehnten ist sein Name nämlich unweigerlich mit den kultigen Bikes verbunden, die mit „Bananensattel“ samt Lehne, der Federung-Imitation an der Vorderradgabel und dem Hirschgeweih-Lenker ein wenig an einen zu kurz geratenen Chopper erinnern und vergangenes Jahr 50. Geburtstag feierten. Und das weit über die Grenzen Kölns hinaus.

Es stimmt aber dennoch, beteuert der 1962 in Köln geborene Hobbybastler und Vintage-Fan, der sich selbst als ein Überbleibsel aus seiner aktiven Skateboard-Zeit Crazy D nennt. „Ich hatte keins, und ich wollte keins. Aber mein Freund Klaus hatte eins, und mir hat es gereicht, ein wenig neben ihm herfahren zu dürfen“, lacht er. Zu sehen, wie sich ein 30 Kilogramm schwerer Junge mit einem fast gleichschweren Fahrrad abmüht, habe ihn einfach nicht gereizt. Kurz darauf verdrängte ohnehin das flinke BMX-Rad seinen etwas prolligen Verwandten vom Markt.

Leuchtende Augen an der Rheinpromenade

Die Früh-Aktion

Mit etwas Glück kann man eines der letzten Bonanzaräder von Crazy D gewinnen. Die Brauerei Früh verlost im Zuge ihres Jubiläums „50 Jahre Früh in Flaschen“ fünf der kultigen Retroräder. Die Kronkorken-Aktion läuft noch bis Ende September. (roe)

Der Reiz entstand erst im Erwachsenenalter, als er 1999 sein altes DKW-Motorrad restaurierte und seinen Freunden zeigte. „Klausi meinte dann, dass er gerne wieder ein Bonanzarad hätte“, erinnert sich Crazy D. Mit etwas Glück kam er kurz darauf günstig an alte Exemplare heran und begann sie aufzupäppeln. Als er dann mit Klausi gemeinsam die Rheinpromenade entlang cruiste, bemerkte er sofort die leuchtenden Augen der Umstehenden, die die zwei großgewordenen Jungs auf ihren orangenen Drahteseln beobachteten. Von da an begann Dieckmann damit, die mittlerweile zu Kult gewordenen „Rabaukenräder“, wie er sie scherzend nennt, in liebevoller Handarbeit wieder herzustellen. „Rabaukenrad“ deswegen, weil sie damals nahezu ausschließlich von Jungs gefahren wurden. Er habe aber, wie er versichert, auch viele Exemplare an Frauen verkauft. In der Regel seien seine Kunden, die in der ganzen Welt verstreut sind, einfach „großgewordene Kinder“, die ein Stück ihrer eigenen Vergangenheit zurückhaben wollen. Dadurch, dass er ihnen das ermöglichte, wurde der 56-Jährige über die Jahre selbst zu einem echten Kult.

Damit ist jedoch bald Schluss. In diesem Jahr verlassen die letzten Bonanzaräder made by Crazy D – die sogenannte „Last Edition“ – die Werkstatt in Longerich. Nicht etwa, weil er die Lust daran verloren hat, sondern weil sein Hang zur Perfektion und seine Liebe zum Original es quasi verlangen. Dieckmann hat nämlich stets nur Originalteile verbaut. Diese werden aber schlichtweg nicht mehr hergestellt. Der letzte Bestand, den er vom ehemaligen Hersteller „Kynast“ aufgekauft hatte, war irgendwann aufgebraucht. Dennoch wird Dieckmann den Kinderchoppern wohl auf ewig treu bleiben. „Ansprechpartner werde ich sowieso mein Leben lang sein“, lacht er.

www.bonanzarad-crazy-d.de

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