Das große StaunenTausende Teilnehmer bei der siebten „Nacht der Technik“

Lesezeit 3 Minuten
20190628_tb_Technik_Nacht_014

Momente wie dieser auf dem Colonius sind es, die den Reiz der „Nacht der Technik“ ausmachen.

Köln – Auf dieses Hochgefühl hat Marianne Vasbender aus Erftstadt 75 Jahre gewartet. Zum ersten Mal in ihrem Leben steht sie im einstigen Restaurant des Colonius, 164 Meter unter ihr liegt die Stadt. „Das war immer mein Wunsch. Es ist anders als auf dem Dom oder dem Triangel-Turm in Deutz“, sagt sie und genießt die Aussicht. Bei der Führung für Rundschau-Leser durch den Fernsehturm reicht der Blick bis hinüber nach Düsseldorf.

20190628_tb_Technik_Nacht_009

Im Colonius gibt es viel Technik zu sehen.

Momente wie dieser sind es, die den Reiz der „Nacht der Technik“ ausmachen, an deren siebter Auflage wieder viele Besucher teilgenommen haben – manche begehrte Führungen war seit Wochen ausgebucht. Die Vielfalt ist enorm, mehr als 50 Unternehmen aus Köln und Bergisch Gladbach ermöglichten Besuchern einen Blick hinter die Kulissen, in Labore, Werkshallen und an Produktionsstätten patentierter und gut gehüteter Innovationen. Während einige Auserwählte mit dem Aufzug den Colonius erklommen, durften andere im Fernwärmetunnel der Rheinenergie AG den Rhein unterqueren und über ihnen den Motoren der Frachtschiffe lauschen. Die Höhen und Tiefen dieser Nacht.

„Vielleicht ist ja die chinesische Mafia dabei“

Während die Menschen auf dem Colonius den Speicher ihrer Handys mit unzähligen Fotos füllen, ist das Fotografieren an vielen anderen Stationen streng verboten. Zum Beispiel bei Leybold an Bonner Straße, dem Spezialisten für Vakuumpumpen. „Vielleicht ist ja die chinesische Mafia dabei“, sagt einer der Führer, wohlgemerkt, das Unternehmen hat sogar eine Niederlassung in China. Mit den Vakuumpumpen lasse sich ein Luftdruck von wenigen Millibar erreichen, „das ist Weltraumatmosphäre, teilweise sogar besser“, sagt Stefan Wolter, langjähriger Mitarbeiter. Das Staunen ist fester Bestandteil der Techniknacht, die von der Rundschau präsentiert wird.

20190628_tb_Technik_Nacht_004

Fotografieren ist bei der Firma Leybold verboten. „Vielleicht ist ja die chinesische Mafia dabei“, sagt einer der Führer.

Die Idee für die Nacht voller Technik hatten einst der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Verband der Elektrotechnik (VDE), inzwischen hat das Ereignis einen festen Platz im Städtischen Veranstaltungskalender, Busse kreisen wie Satelliten auf festen Bahnen durch die Nacht und bringen die Menschen zu den Schauplätzen der Wissenschaft. Die Motive der Teilnehmer sind völlig unterschiedlich. „Ich möchte gerne ein Praktikum bei einer interessanten Firma machen“, sagt Industriekauffrau Viktoria Wagner. Für BWL-Student Thilo Heyer ist der Blick über den Tellerrand interessant. „Die Anwendungsfelder der Wissenschaft sind faszinierend, das Potenzial ist riesig“, sagt er beeindruckt.

Keine Pause für die Maschinen

Draußen ist es schon dunkel, als der Student und andere Besucher im Forschungslabor COPT am Eifelwall, in einer Schleuder ultradünne Farbschichten erzeugen. „Die Stärke der Schichten liegt im Nanometer-Bereich. Mit einem Kilogramm Flüssigkeit lassen sich mit unserer Technik Zweidrittel eines Fußballfeldes besprühen“, erklärt André Joppich. Bei COPT tüfteln junge Wissenschaftler im Bereich der organischen Elektronik an Ideen für die Industrie. Benötigt werden diese Techniken für die Herstellung moderner Solarzellen, dreidimensionaler Auto-Rückleuchten und für die neueste Smartphone-Technologie.

20190628_tb_Technik_Nacht_016

Eindrücke und Erfahrungen sammeln im Center For Organic Electronics.

Es sind vor allem die Höchstleitungen der Technik, die sich an diesem Abend in dünner Schicht auf das Gedächtnis legen. Computergesteuerte Turbo-Molekularpumpen, die das ganze Jahr durchlaufen, Triebwerke, die sich 72.000 Umdrehungen pro Minute schaffen, Werkzeuge, die bis zu 5000 Euro kosten. Und Mitarbeiter, die auf die harmlose Frage eines Besuchers, ob so eine Maschine auch mal Pause machen darf, einfach antworten: „Um Himmels Willen“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rundschau abonnieren