Das Haus der hundert BalkoneNeues „Opal“-Hochhaus in Mülheim ist fertig

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Seine Fassade ist mit tausenden anthrazitfarbenen Klinkern versehen.

  • Das Gebäude ist 67 Meter hoch und die Tiefgarage besitzt Platz für 107 Autos.
  • Am Freitag sollen die ersten Mieter in den Turm einziehen können.
  • Aktuell sind rund 60 Prozent der 102 Wohnungen mit hundert Balkonen vermietet, kaufen kann man sie nicht.

Köln – Mit einem Hochhaus ist es wie mit dem richtigen Leben: Es gibt Höhen – und es gibt Tiefen. Das ist beim neuen Wohnturm „Opal“ in Mülheim nicht anders. Die Höhen, das sind vor allem die oberen der 20 Etagen. Die Tiefe, nun ja, das ist die Tiefgarage für 107 Autos.

In den vorigen Wochen sind die letzten Arbeiten an dem 67 Meter hohen Turm erledigt worden, am heutigen Freitag sollen die ersten Mieter einziehen. Für Hans-Peter Gozdz ist es das erste Hochhaus, das er für Bauunternehmer Kondor Wessels verantwortet, der Bauleiter ist zufrieden, dass alles gut ausgegangen ist – trotz unvorhergesehener Schwierigkeiten.

24 Millionen Euro kostet der Neubau

Im heißen Sommer 2018 gab es tatsächlich eine wochenlange Schlechtwetterphase, aber nicht wie im Winter üblich wegen Regen oder Kälte. Stattdessen heizten sich aufgrund der Hitze die anthrazitfarbenen Klinkersteine an der Fassade auf mehr als 60 Grad Celsius an, die Arbeiter konnten sie nicht anpacken. Doch jetzt sind solche Probleme passé: Nach gut zweieinhalb Jahren steht der „Opal“, 24 Millionen Euro teuer.

Es ist viel Geld, das der niederländische Besitzer Reggeborgh Vastgoed B.V. hereinholen muss. Aktuell sind rund 60 Prozent der 102 Wohnungen mit hundert Balkonen vermietet, kaufen kann man sie nicht. Noch nicht weg sind die zwei Penthouse-Wohnungen, die sich über die Etagen 19 und 20 erstrecken, eine ist laut Gzodz reserviert. „Je höher die Wohnung liegt, desto teurer wird sie“, sagt Gzodz.

Monatlich kostet eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 148 Quadratmetern 3111,15 Euro

Wer die 148 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung beziehen will, zahlt monatlich 3111,15 Euro. Die Gegenleistung: ein famoser Blick Richtung Innenstadt und nach Düsseldorf. Es geht aber auch günstiger, eine 90-Quadratmeter-Wohnung im zweiten Geschoss kostet 1534,46 Euro.

Viele Jahre lang galten Hochhäuser laut des Immobilienspezialisten Bulwiengesa als problembehaftet. „Das Image der Wohnhochhäuser war in Deutschland lange Zeit nicht gut.“ Dafür verantwortlich sei der soziale Wohnungsbau in den 60er- und 70er-Jahren. Aber Flächenmangel und Wohnungsnachfrage lassen die Bedeutung von Wohnhochhäusern steigen. 

Das bestätigt Reinhard Angelis, Chef des Kölner Ablegers des Bundes Deutscher Architekten, er sieht auch „einen kleinen Trend“ zum Hochhaus. Laut Bulwiengesa entstehen zwischen 2012 und 2020 insgesamt 66 neue Hochhäuser in Berlin, Frankfurt/Main (beide je 19 Stück), München (9), Düsseldorf, Hamburg (beide je 5), Köln (5) und Stuttgart (2).

1000 Euro teurer je Quadratmeter

Hochhaus-Bauprojekte sind aber riskant, wie Reinhold Knodel sagt. Knodel führt die Geschäfte des Kölner Immobilienunternehmens Pandion, er sagt: „Ein Wohnhochhaus lässt sich nicht wie ein klassischer Wohnblock in Bauabschnitte unterteilen. Wer anfängt zu bauen, muss es durchziehen und von vornherein richtig kalkulieren. Nachjustieren bei den Verkaufspreisen funktioniert nicht, da es keinen weiteren Bauabschnitt gibt.“ Er beziffert die Baukosten auf 1000 Euro höher pro Quadratmeter.

Ein wesentlicher Grund dafür ist der Brandschutz, für Hochhäuser gelten besondere Sicherheitsbestimmungen. Es braucht etwa ein zweites Treppenhaus, wenn ein Hochhaus mehr als 60 Meter misst. Das ist beim „Opal“ zwar der Fall, aber entscheidend ist nicht der höchste Punkt, sondern „das Maß der Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Aufenthaltsraums über der Geländeroberfläche“. Und das sind beim „Opal“ laut Gzodz 59,80 Meter. Eine Punktlandung. Die Logik: Ein zweites Treppenhaus braucht Platz. Platz, der sich nicht vermieten lässt und auch kein Geld kostet.

Hochhäuser und ihre Sicherheit

Der Brand des Greenfell Tower in London mit 72 Toten am 14. Juni 2017 hat Hochhäuser und ihre Sicherheit wieder in den Fokus gerückt. In Köln prüft die Feuerwehr alle drei bis fünf Jahre die Sicherheit der Hochhäuser. Als Hochhaus gelten in Deutschland Gebäude, bei denen ein Raum mehr als 22 Meter über der Geländeoberfläche liegt. Als Richtwert gilt die Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Aufenthaltsraumes.

Per Gesetz ist festgelegt, wie die Häuser gebaut sein müssen. Zum Beispiel muss die Feuerwiderstandsfähigkeit tragender Bauteile bei Gebäuden mit einer Höhe von mehr als 60 Metern 120 Minuten betragen.

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Hochhäuser gibt es ungefähr in Köln laut Stadt. Das höchste Hochhaus ist der Kölnturm im Mediapark mit 149 Meter Höhe. Für Neubauten gilt etwa, dass Estriche, Dämmschichten und Sperrschichten nicht brennbar sind. Hochhäuser müssen auch Feuerwehraufzüge haben, im „Opal“ wird einer der beiden Aufzüge im Brandfall umgewidmet. Hochhäuser unter 60 Metern können statt zwei Treppenhäusern nur ein Sicherheitstreppenhaus aufweisen, in das Feuer Rauch nicht eindringen.

Eine Sicherheitsbeleuchtung ist ebenso Pflicht wie eine Sprinkleranlage. Hinzu kommt eine Stromversorgung, die beim Ausfall der allgemeinen Stromversorgung „für mindestens drei Stunden den Betrieb der sicherheitstechnischen Gebäudeausrüstung übernehmen“.

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