Das sind die RegelnDer 1.FC Köln darf Samstag 9200 Besucher ins Stadion lassen

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Hymne nur mit Maske: Beim Pokalspiel am vergangenen Samstag durften bereits 300 Zuschauer ins Stadion.

  • Singen nur mit Maske, nur jede zweite Reihe besetzt – wir verraten die Regeln, die beim Stadionbesuch in Müngersdorf gelten.

Köln – Dietmar Hopp muss keine Schmähgesänge fürchten. Wenn der 1.FC Köln am Samstag die TSG Hoffenheim zum Bundesliga-Auftakt ins Stadion bittet, dürfte der Mäzen des Gästeclubs mal nicht im Fokus stehen. Die Ultra-Szene hat angekündigt, keine Spiele unter Corona-Hygieneauflagen zu besuchen. Alle anderen bis zu 9200 Besucher werden sich vermutlich freuen, überhaupt mal wieder bei einem Spiel dabei sein zu dürfen. Die wichtigsten Fragen zum ersten Corona-Spiel der neuen Saison.

Wer darf ins Stadion?

In einer sechswöchigen Testphase dürfen bei Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern 20 Prozent der Plätze besetzt werden. Da Stehplätze bis auf Weiteres nicht vorgesehen sind, muss der 1.FC Köln mit 46 000 statt 50 000 Plätzen im Rheinenergie-Stadion kalkulieren. Unter Corona-Schutzbestimmungen sind 9200 Besucher zugelassen. Diese Regel gilt nur, wenn die 7-Tage-Inzidenz der Covid-19-Infizierung sich unterhalb des Werts 35 befindet. Der Wert gibt an, wie viele Menschen in einer Region in sieben Tagen neu erkrankt sind, bezogen auf 100 000 Einwohner. In Köln liegt er derzeit bei 27,6.

Welche Regeln gelten?

Die wichtigste: Zutritt ist nur mit Maske möglich. Sie soll während des ganzen Besuchs getragen werden. Auf dem Sitzplatz angekommen, können die Fans sie wieder abnehmen. Mit der Hymne und wenn das Spiel läuft, muss sie aber wieder getragen werden. Die Theorie dahinter: Mit Anpfiff geht die Erregungskurve nach oben, es wird geschrien, gejubelt, alles Umstände, unter denen sich die Aerosol-Teilchen besonders gut verteilen. Geöffnet werden alle vier Tribünen. Die Fans bekommen Plätze zugeteilt, die in etwa dem Niveau ihrer ursprünglichen Karten entsprechen. Anders als üblich können sie sich nicht im Stadion frei bewegen, sondern nur in der Zone, in der ihr Platz liegt (Nord, Ost, Süd, West).

Kritisch ist die An- und Abfahrt. Der FC bittet – anders als sonst – mit dem Auto, Roller oder dem Fahrrad, aber nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) setzen ab 13.30 Uhr und nach dem Spiel zusätzliche Bahnen ein und fahren fast wie bei einem Bundesligaspiel mit 50 000 Besuchern. Die Fans werden um frühzeitige Anreise gebeten, um den Zustrom zu entzerren. Der FC fragt die Besucher bei der Kartenvergabe ab, wer wie anreist.

Welche Fans können das Spiel sehen?

25 500 Dauerkarten verkauft der 1.FC Köln Jahr für Jahr für den offenen Tribünen - und den Logenbereich. Alle Dauerkarteninhaber wurden angeschrieben und konnten unter drei Optionen wählen: die Dauerkarte für eine Saison aussetzen, die Karte nutzen und sich das Geld bei Nicht-Einlass erstatten lassen oder die Karte nutzen und auf eine Erstattung verzichten. Die Gruppe, die auf eine Erstattung verzichtet, hat bei jedem Heimspiel das Zugriffsrecht. Dies waren 6500 Stammkunden. Somit bleiben nach derzeitigem Stand 2700 Karten übrig, die bei den nächsten Heimspielen unter den anderen Dauerkarteninhabern verlost werden. Da die Frist bis zum Samstag sehr knapp ist, werden die Karten ab Donnerstag über die FC-App und im Netz nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst vergeben.“

Wie werden die Tickets zugeteilt?

Es gibt ausschließlich personalisierte digitale Karten. „Es muss genau dokumentiert werden, wer wo im Stadion gesessen hat“, sagt der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, Dr. Johannes Nießen. So können unsere ,Corona-Detektive„ bei einer Infektion die Kontaktpersonen schneller ausmachen.“ Die Zuteilung wird über die App des Vereins und im Netz geregelt. Fans haben die Möglichkeit, eine Begleitung anzugeben, neben der sie sitzen dürfen. Bis zum nächsten Besucher bleiben drei Plätze frei, je eine Reihe davor und dahinter ebenfalls. Für jede Karte ist eine Zugangszeit angegeben, das Stadion wird zwei Stunden vor Anpfiff geöffnet. Zudem gibt es einen äußeren Sicherheitsring, um einen großen Menschenauflauf zu vermeiden.

Im Gegensatz zu den 6500 spendierfreudigen Fans des FC werden die zugelosten Besucher mit einem Häkchen versehen. Das heißt: Wer ein Spiel besucht hat, wird für das nächste gesperrt, so dass andere zum Zuge kommen können. Möglich ist also, dass einige Fans zum Auftakt verzichten, um beim nächsten Heimspiel, dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach, die Gelegenheit zu haben.

Wer kontrolliert die Einhaltung der Regeln?

Der Sicherheitsdienst wird in angemessener Form vertreten sein, teilt der Club mit. Über die Anzeigetafeln, das Stadion-TV und Info-Zettel werden die Regeln erläutert. Es soll umfassend Desinfektionsspender geben, beim Besuch der WC gibt es eine Begrenzung der Personenzahl. Um einen Stau in der Halbzeit an der Würstchenbude zu vermeiden, werden alle Gastrobüdchen geöffnet. Es gilt ein Alkoholverbot. Um Andrang zu vermeiden, sind nach dem Spiel alle Buden ebenso geschlossen wie die Fan-Artikel-Shops.

Kölner Haie fordern staatliche Hilfe

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Volles Haus: Vorige Saison haben die  Haie ihren besten Zuschauerschnitt erzielt, nun drohen starke Einbußen.

4400 Zuschauer dürften nach den Corona-Bestimmungen des Landes die Heimspiele der Kölner Haie verfolgen. Das sind 20 Prozent der   maximalen Kapazität  der Lanxess-Arena – laut Genehmigung liegt diese bei 22 000 Zuschauern.  Für die Haie bedeutet diese Nachricht ein finanzielles Desaster. „Ohne staatliche Hilfen ist eine Saison unter diesen Bedingungen schlicht und ergreifend nicht möglich“, sagt Haie-Geschäftsführer Philipp Walter. Eine deutlich höhere Zuschauerkapazität hätte sich auch Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher gewünscht. Er hätte sich für die Haie und für seine Halle eine Genehmigung für den Spielbetrieb vor 7000 bis 9000 Zuschauern gewünscht.

5000 Dauerkarten haben die Kölner Haie bereits für die Mitte November beginnende Spielzeit verkauft.  „Im  Hintergrund gibt es Überlegungen, wie wir mit dieser Situation umgehen könnten“, meint Walter. Vorige Saison hatten die Haie einen Zuschauer-Rekord aufgestellt und einen Saisonschnitt von 13 333 Besuchern pro Heimspiel erreicht – Bestwert der Liga. „Wir fallen bei den neuen Einschränkungen am tiefsten“, bilanziert Philipp Walter.

60 Prozent des Saisonetats der Kölner Haie werden in etwa durch den Ticketverkauf gedeckt.

Die Haie wollen in den kommenden Wochen versuchen, weitere Lockerungen für den Bundesliga-Betrieb in großen Hallen zu erreichen. „Wir werden die Drähte glühen lassen. Die Politik muss sich der Dimension ihrer Entscheidung bewusst sein“, meint Walter.Vorige Woche hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) „passgenaue Konzepte für alle Sportarten“, versprochen. Nun herrscht Ernüchterung .   „Wirtschaftlich ist eine Kapazität von 20 Prozent für die Haie  nicht tragfähig. Wir vermieten die Arena bereits auf Selbstkostenbasis“, sagt Stefan Löcher.

Die Lanxess-Arena hatte  Mitte Juni als erste große Halle in Deutschland wieder ein Konzert veranstaltet. Der Sänger Wincent Weiss trat vor 900 Besuchern auf, inzwischen ist die Kapazität für Konzerte in der Arena auf 2400 Besucher erhöht worden. Dabei sitzen die Besucher mit Abstand auf der Tribüne und in Plexiglas-Boxen im Innenraum.   Für die Genehmigung war ein umfangreiches Hygienekonzept erforderlich.  Für die Zaubershow der „Ehrlich Brothers“ am Sonntag sind 3000 Zuschauer zugelassen worden. (tho)

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