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Debatte um Kölns FernsehturmVerband prüft Denkmalwert des „Colonius“

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Colonius_in_Koeln

Der Kölner Fernsehturm

Köln – Das Amt für Denkmalpflege im Rheinland prüft, ob der Fernsehturm „Colonius“ zum Denkmal erklärt wird. Das hat Helmtrud Köhren-Jansen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) am Freitag gegenüber der Rundschau angekündigt, sie sagte: „Wir nutzen die aktuelle Diskussion, um den Denkmalwert des Kölner Fernsehturms zu prüfen.“ Und: „Die grobe Tendenz lautet: Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir den Denkmalwert sehen.“ Eine detaillierte Prüfung stehe aber noch aus.

Aussicht auf Fördergelder

Köhren-Jansens Einschätzung ist aus zwei Gründen interessant. Erstens: Wird der „Colonius“ zum Denkmal erklärt, könnte das die Aussichten auf Fördergelder und damit auf eine Wiedereröffnung der Besucherplattform erhöhen, sie ist seit Ende der 90er-Jahre geschlossen. In anderen Städten wie Dresden zahlt der Bund beispielsweise 50 Prozent der 25,8 Millionen Euro für die nötige Sanierung, je 25 Prozent übernehmen Land und Stadt. In Köln ist die Sanierung laut einer Studie zwischen 38 und 44 Millionen Euro angesetzt. Die Ratsgruppe „Gut“ hatte sich dafür stark gemacht. Unter anderem sollte die Stadtverwaltung sich in Berlin und beim deutschen Haushaltsausschuss für die Fördermittel stark machen, doch dort war der „Colonius“ wohl keine Thema in der Sitzung am Donnerstag.

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Und zweitens erhöht Köhren-Jansens Aussage etwas den Druck auf Stadtkonservator Thomas Werner, er ist in Köln für den Denkmalschutz zuständig und war bislang eher skeptisch. Er verwies am Freitag auf seine Aussagen aus dem Juli, damals hatte er gesagt: „Ob der Kölner Fernsehturm in den Reigen der bereits unter Schutz stehenden Türme aufgenommen werden kann, ist fraglich.“ Und: „Einzig und allein seine städtebauliche Qualität würde hier in Frage stehen, die allerdings durch eine umfassende fachliche Bewertung überprüft werden müsste.“Der Stadtentwicklungsausschuss (Stea) soll die Frage entscheiden, ob Werner den Denkmalstatus prüfen soll. Aber der Stea ist noch nicht gegründet.

Denkmalstatus hätte Konsequenzen für Nachbarn

Steht also ein Streit um den Denkmalstatus bevor? Köhren-Jansen betonte, mit Werner einvernehmlich an einer Lösung arbeiten zu wollen, „das letzte Wort hat der Stadtkonservator, er ist der Herr des Verfahrens“. So ist es im Denkmalschutzgesetz geregelt, demnach ist jede der 396 Gemeinden in NRW die Untere Denkmalbehörde für ihr Gemeindegebiet. Allerdings gibt es Ausnahmen, Köhren-Jansen sagte: „Bei hochrangigen Objekten gibt es die Möglichkeit, dass Bauministerin Ina Scharrenbach entscheidet.“ Auf die Frage, ob der „Colonius“ dazu zählt, sagte sie: „Das kann ich nicht sagen.“ Sie verwies aber unter anderem auf die Relevanz des verstorbenen Bauingenieurs Fritz Leonhardt, der beim Bau des „Colonius“ beteiligt war. Sein Büro entwarf das berühmte Zeltdach des Münchner Olympiastadions.

Wird der „Colonius“ zum Denkmal, hat das laut Werner Konsequenzen für die Nachbarn auf dem 500 Meter langen Stück der Inneren Kanalstraße zwischen Subbelrather und Venloer Straße. Nördlich will ein Investor zwei neue Hochhäuser bauen, südlich davon steht ein Hochhaus der Telekom, auch dort gab es mal Baupläne. Werner hatte gesagt: „Eine Unterschutzstellung des ’Colonius’ würde eine unmittelbar angrenzende Hochhausbebauung sicher nicht zulassen.“ Dann wäre wohl der Stea-Beschluss hinfällig. Demnach soll die Verwaltung ein Verfahren aufsetzen, das unter anderem die Frage klärt: Wie hoch soll dort gebaut werden? Der Denkmalstatus könnte die Stadtentwicklung an dieser Stelle – wenn sie den gewünscht ist – erschweren oder verhindern.

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