Defizit im BetriebKölner Odysseum will weniger Wissenschaft und mehr Spaß

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Das Kölner Odysseum

Köln – Das Odysseum wird sich verändern – so viel steht fest. Wie weitreichend die Veränderungen sein werden – darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Seit zehn Jahren ist das Abenteuermuseum in Kalk ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche spielerisch Naturwissenschaft und Technik lernen können. Dazu kommen Sonderaktionen, aktuell läuft eine große Lego-Ausstellung. Sie wird bis Ende Juni Besuchermassen anziehen. Aber das reicht nicht.

„Es gibt ein Defizit durch den Betrieb des Odysseums“, bestätigt Friedhelm Müller, Geschäftsführer der Stiftung Wissen der Sparkasse Köln Bonn. Die Stiftung ist Eigentümerin und Betreiberin des Odysseums. Das Defizit sei allerdings „branchenüblich“ und betreffe die meisten Science-Center in Deutschland.

Sonderausstellungen wie die aktuelle Legoshow „Bricklive“ sollen mehr junge Besucher ins Odysseum locken.

Sonderausstellungen wie die aktuelle Legoshow „Bricklive“ sollen mehr junge Besucher ins Odysseum locken.

In der Vergangenheit hat die Stiftung, die ihre Einkünfte grundsätzlich aus den Zinsen auf das Stiftungskapital und Eintrittsgelder bestreitet, das Defizit gedeckt. Aber jetzt wird die Reißleine gezogen. „Wir sind dabei, neue Konzepte zu durchdenken“, erklärt Friedhelm Müller.

Dazu gehört ein möglicher Verkauf der Immobilie, ebenso wie eine Neuausrichtung der Themenbereiche: Es wird wohl auf weniger Wissenschaft und dafür mehr Spiel und Spaß hinauslaufen. Alles mit dem Ziel, das Odysseum attraktiver zu machen und mehr Besucher anzuziehen.

„Geht nicht um die Schließung des Odysseums“

Das Thema Lernen solle dabei „auf keinen Fall bagatellisiert oder in eine Ecke verdrängt“ werden, wie Friedhelm Müller betont. „Es geht auch nicht um die Schließung des Odysseums.“ Das Haus habe pro Jahr zwischen 160 000 und 200 000 Besucher. Zum Vergleich: Ins städtische Römisch-Germanische Museum kamen 2017 etwa 180 000 Besucher.

Es sieht so aus, als könnte im Odysseum der Bereich für die jüngeren Kinder, zu dem das „Museum mit der Maus“ und als Partner der WDR gehören, unverändert bleiben. Das ebenfalls 1000 Quadratmeter große Science-Center für Jugendliche steht dagegen in seiner bisherigen Gestaltung zur Disposition. Diese Fläche könnte verkleinert und zum Beispiel mit Trampolinen bespielt werden. Die Stiftung hat für Jugendliche noch andere Angebote wie Feriencamps in den Schulen im Portfolio. Im Auftrag der Stiftung betreibt derzeit die Explorado Group das Odysseum. Explorado gilt auch als ein Kandidat für den Kauf der Immobilie. Dann wäre die Stiftung als Mieter im Haus.

Andreas Henseler war 2009 Gründungsgeschäftsführer des Odysseums. Er sagt, dass es über die Jahre nicht gelungen sei, das Odysseum „in der Kölner Schullandschaft fest zu verankern“. Aus seiner Sicht ist es kein Problem, mehr Entertainment zu bieten, um Besucherzahlen zu steigern. Das sei kein Widerspruch zum ursprünglichen Konzept.

Das Stiftungs-Kuratorium wurde Anfang der Woche bereits über Veränderungen informiert. Wann diese umgesetzt werden, ist unklar – möglicherweise aber noch in diesem Jahr. Wie aus dem Umfeld der Stiftung zu hören war, hat auch die Stadt spontan Interesse am Odysseum bekundet. Nach Rundschau-Informationen sollen in der kommenden Woche weitere Gespräche geführt werden.

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