Demo gegen Wohnungsnot in KölnZwei Bündnisse wollen 5.000 Menschen mobilisieren

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Wohndemo

Demo gegen Wohnungsnot im September

Köln – Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen – das gilt auch im Kampf gegen teure Mieten und zu wenige Wohnungen, vor allem in Großstädten. Deshalb haben sich für eine Kundgebung mit anschließender Demonstration am Samstag in Köln ungewöhnliche Partner zusammengefunden – unter anderem eine Initiative, die sich für die Enteignung großer Wohnungsbauunternehmen ausspricht, aber eben auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) NRW. Der Chef des Köln-Bonner-Ablegers, Wittich Roßmann, sagt: „Bevor wir fünf Aktionen an fünf Tagen machen, ist es besser, alles an einem Tag zu machen.“

Dann müsse man auch nicht mit allen Positionen aller Beteiligten übereinstimmen, zumal formal die beiden Veranstaltungen getrennt voneinander sind. In der Sache vereint, in der Herangehensweise getrennt – auch um möglichst viele Betroffene anzusprechen.

Wie berichtet, gibt es an diesem Samstag zunächst um 14 Uhr eine Kundgebung am Heumarkt, Björn Heuser singt. Dazu aufgerufen hat das Bündnis „Wir wollen wohnen“, dazu zählen unter anderem die NRW-Vertretungen des DGB, der Caritas, der AWO oder des Mieterbundes. Die Initiative fordert den Erhalt und Ausbau des Mieterschutzes sowie bezahlbaren Wohnraum.

Von 6,99 Euro je Quadratmeter auf 9,78 Euro ist laut „Wir wollen wohnen“ der Mietpreis in einer Neubauwohnung in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Und: 80.000 neue Wohnungen müsste es demnach jährlich in NRW geben, um den Bedarf zu decken. Tatsächlich gebaut werden: 48.000. Deshalb wollen die Verantwortlichen Menschen mobilisieren, das Problem sichtbar machen, zumindest für einen Nachmittag.

„Gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“

Danach beginnt um 16 Uhr die Demonstration „Gemeinsam gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn“, sie führt vom Heumarkt zum Friesenplatz und wieder zurück. Weitere beteiligte Städte sind Berlin, Leipzig, Stuttgart, München oder auch Amsterdam, wie Kalle Gerigk sagt, der sogenannte Miet-Rebell ist einer der Initiatoren. Die Veranstalter hoffen auf mehr als 5.000 Besucher am Samstag. Sie fordern günstigeren Boden, keine Umlegung von Sanierungskosten auf Mieter oder keine Kündigung wegen Eigenbedarf. Jan Sperling von „Vonovia, Deutsche Wohnen, LEG & Co. enteignen“ sagt: „Wir haben in der Gesellschaft ein Problem: Wohnungen sind Profit-Maschinen, und die Bewohner sind zweitrangig.“

Tatsächlich wird es in Köln eher schlimmer als besser: Bis 2025 verlieren weitere 8.400 öffentlich-geförderter Wohnungen ihre Preisbindung. Aktuell gibt es 38.623, 1996 waren es 75.077. Volker Eichener, Politikwissenschaftler und Wohnungsbauexperte an der Hochschule Düsseldorf, hatte der Rundschau voriges Jahr gesagt: „Der Bodensatz ist in Köln erreicht.“ 

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