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Demozug durch Köln10.000 Schüler und Lehrer bei „Fridays for future“-Protest

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„Wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“, intonierten die Schüler und forderten mit vielen bunten Schildern eine Klimawende.

„Wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“, intonierten die Schüler und forderten mit vielen bunten Schildern eine Klimawende.

Köln – Rund 10.000 Schüler ließen an diesem Freitagmorgen den Unterricht sausen – fünf Mal so viele wie erwartet. Das Weltklima als Thema der „Fridays for Future“-Demonstration (FFF, Freitags für Zukunft) war ihnen wichtiger, und weder die Fehlstunden auf dem Zeugnis noch der Regen hielten sie davon ab. „Wir sind aus Nister im Westerwald und haben um 7.40 Uhr den Zug in Hachenburg genommen, um hier in Köln dabei zu sein“ sagte Lisanne (15) aus einer Gruppe von fünf Mädchen.

Tausende zogen bereits am Vormittag vom Dom zum Neumarkt. In großen Gruppen schleusten Ordner die Demonstranten am Überweg vor der Richmodstraße auf den Neumarkt. Und es wurden noch mehr. Per Handy lotsten Schüler ihre Freunde zu der Kundgebung, von der jedoch nur wenige etwas hörten. Die Stimmen aus den Lautsprechern in einem Lieferwagen drangen nicht weit.

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Teilnahme trotz Fehlstunden

Doch auch die Tausende, die nichts von aufgesagten Gedichten und Forderungen nach einem Klimawandel mitbekamen, reckten unbeirrt selbst gefertigte Protestschilder hoch. „Kohle oder Klima“ hatte Lenka (14) auf einen Karton gemalt und mit dunklen Wolken und einer Sonne den Unterschied verdeutlicht: „Wenn wir aus der Kohle aussteigen würden und den Klimawandel stoppen, schmelzen die Eisberge nicht“, erklärte die Schülerin vom Herder-Gymnasium in Buchheim: „Einige mussten noch eine Arbeit schreiben. Die kommen gleich nach.“

„Wir wissen, dass wir eine Fehlstunde auf dem Zeugnis bekommen, aber das hier ist uns wichtiger“, sagte Sina (13) von der Königin-Luise-Schule in der Innenstadt. Sie zeigte am „globalen Streiktag“ ein Schild in Englisch: „There is no Planet B“, es gibt keinen Ersatzplaneten für die Erde. „Wenn hier einer schwänzt, dann die Politik“, ist zu lesen und ein Zeugnis für die Regierung zu sehen. Auf ihm gibt es eine Eins plus für „Leute verarschen“ und eine glatte Sechs für „Klima retten“. Auch Bäume fällen und „Reden statt Handeln“ hat Lisanne, die das Schild geschrieben hat, bewertet: „Ich habe ihnen diese Noten gegeben, damit sie sehen, was sie eigentlich machen sollen.“

Yusuf As hatte keine Zeit zum Schilder zeigen. Er gehörte zum Organisationsteam aus 20 engagierten jungen Leuten und musste improvisieren. Per Megafon suchte das Team volljährige Streikende und schulte sie als Ordner, damit der Demonstrationszug zum Heumarkt weiterziehen konnte. Autofahrer mussten sich hinten anstellen.

Greta Thunberg als Vorbild

Und das alles, weil die Schwedin Greta Thunberg voriges Jahr die Streik-Bewegung FFF losgetreten hat. Der pensionierte Gymnasiallehrer Werner Philippi hat eine Greta aus Holz gebaut und mit Kleidung und Schulranzen einer Enkelin ausgestattet. „Ich heiße auch Greta“, erklärt die Zwillingsschwester von Nele (10). Sie ist von der Holzfigur so begeistert wie von Greta selbst: „Die Figur hat ein grünes Gesicht, denn jeder kann Greta sein. Sie hat geschafft, dass alle auf die Straße gehen.“ Mit ihrer Mutter Silvia Delonge und Klassenkameraden von der Gemeinschaftsgrundschule Balthasarstraße demonstriert sie schon seit Sommer. Denn in der britischen Dokumentation „Der blaue Planet“ erfuhr sie vom Plastik im Meer und dem Leid der Tiere. Da wollte sie mehr wissen.

Erwachsene bekundeten ihre Unterstützung, auch  Michael Krzyzek (33), der einen SFF-Button trug. „Wir ,Scientists for Future‘ haben uns erst vor zehn Tagen organisiert. 23 000 Kollegen haben schon unterschrieben“, sagte der Elektro-Ingenieur beim Fraunhofer-Institut: „Das Anliegen der Kinder ist richtig. Es muss einfach bei Verkehr, Energie, Ernährung und vielem mehr etwas getan werden.“

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