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Der Gentleman-JongleurKris Kremo ist der älteste Künstler im Circus Roncalli

Lesezeit 3 Minuten
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Kris Kremo bei der Jonglage 

Köln – Mehrere Jahrzehnte lang ging jeder Versuch schief, den Circus Roncalli und den Jongleur Kris Kremo zusammenzubringen. Entweder war er gebucht, oder er passte nicht zum Motto. Als der Circus in diesem Monat kurz vor dem Beginn des Kölner Gastspiels bemerkte, dass das Programm noch zu kurz war, ging plötzlich alles ganz schnell.

„Ich wurde gefragt, bin angereist, dann musste ich durch die Musik- und Lichtprobe und dann war auch schon Premiere. Ich war fix und fertig mit den Nerven.“ Am nächsten Tag schrieb der Schweizer eine Nachricht an Zirkusdirektor Bernhard Paul. „Ich habe mich bedankt und gesagt, dass ich seinen Circus sehr genieße und dass ich immer gewusst habe, dass es ein guter Zirkus ist.“ Paul schrieb voller Überzeugung zurück: „Siehste.“

Eine Legende in seiner Branche

Kremo ist in diesem Jahr der Roncalli-Senior, mit seinen 71 Jahren ist er der älteste Künstler im Programm. In seiner Branche gilt der Schweizer ohne zu übertreiben als Legende. Er selbst sieht sich natürlich nicht als eine solche. „Ich gehe einfach raus und versuche die Leute mit viel Herz zu unterhalten“, sagt Kremo. Gut fünf Jahrzehnte macht er das nun.

Kris Kremo ist nicht einfach nur Jongleur. Kris Kremo ist ein Entertainer der alten Schule. Sein Auftritt lebt nicht von Attributen wie höher, schneller oder weiter. Er lebt von der charmanten Art des Künstlers und seinem Spiel mit dem Publikum. Im schwarzen Anzug kommt er leichtfüßig in die Manege getänzelt, mit dem ersten Lächeln hat er die Zuschauer bereits auf seiner Seite. Mehr als drei Gegenstände gleichzeitig jongliert er nie. Erst Bälle, dann Zylinder, dann Zigarrenkästen. Als er mit seinen Hüten eine besonders schwere Kombination erfolgreich meistert, steckt er sich selbst eine Medaille an. Als die nächste Figur misslingt, lässt er sie schnell wieder in der Tasche verschwinden. Das Publikum gackert – und steckt auch Kremo an. Ein Grinsen, ein Schulterzucken – weiter geht’s.

Kremo ist Jongleur in der vierten Generation. Bereits sein Vater Béla prägte die Bezeichnung als Gentleman-Jongleur. „Mein Vater hat mir den Stil in die Wiege gelegt. Ich habe ihn nur weiterentwickelt“, sagt Kremo. „Manche sagen, mein Vater hatte eher einen englischen Humor, und ich habe eher einen amerikanischen Humor.“ Extra eingebaute Fehler, die Sache mit der Medaille oder Pirouetten – all das habe sein Vater nicht gemacht. Auch Kremos Sohn Harrison ist bereits ein talentierter Jongleur. Auch ihn hätte Bernhard Paul gerne in seinem Zirkus gesehen, doch er absolviert aktuell seinen Zivildienst.

Schon vor der Queen seine Kunst gezeigt

Sein Beruf führte Kremo in die ganze Welt. In London jonglierte er vor der Queen, in Paris war er Gast im weltberühmten Revuetheater Lido, das Stardust-Casino in Las Vegas engagierte ihn gar für ganze zwölf Jahre. „In Las Vegas war ich noch Junggeselle, irgendwann kamen Familie und Kinder. Es war alles schön, aber sehr unterschiedlich.“

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In Köln aufzutreten sei ein „großer Genuss“. Das Publikum sei „extrem dankbar“. Bis auf den Dom kenne er die Stadt aber noch nicht so gut. Er habe schon viel erlebt, aber der Komfort beim Circus Roncalli sei etwas Besonderes. Die Toilettenwagen, die Garderoben oder der Duschwagen – das sei „super.“ „Man muss nur lange genug im Geschäft bleiben, damit man alles erlebt.“

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