Abo

Die Geschichte eines GebäudesDas Bürohaus „Dominium“ eröffnete vor 10 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Das umstrittene Bürohaus „Dominium“

Köln – Manchmal gerät die Entwicklung einer Stadt wie Köln zum Streitfall, der Bau einzelner Häuser weckt Emotionen, positive wie negative. Es ist nicht immer ganz klar, wann das passiert und wovon das abhängt. Bei den Plänen für das neue Kölnische Stadtmuseum am Roncalliplatz war das gut zu bestaunen, für die einen war der Kubus „wie hingeküsst“, für andere ein „Beton-Bunker“. Ein ähnlicher Fall ist das sogenannte „Dominium“ an der Tunisstraße, das Bürohaus polarisiert seit Baubeginn und sogar bis heute, selbst zehn Jahre nach seiner Eröffnung.

Es ist die Geschichte eines Hauses, zu dem viele Menschen eine Meinung haben – positiv wie negativ. Der Streitpunkt: die Höhe. Der Komplex ersetzte die frühere Commerzbank, ist unterteilt in sechs einzelne Häuser – die an zwei Stellen zehn Geschosse und 33 Meter hoch sind.

Schon während des Baus nach den Plänen von Architekt Hans Kollhoff gab es Kritik, der damalige Vorsitzende des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins Hanns Schaefer etwa sagte 2008: „Es entstand regelrecht ein Turmgebäude. Dieses gigantische Monstrum flankiert nunmehr mit dem hässlichen Archivbau des Westdeutschen Rundfunks die Silhouette der Hohen Domkirche.“

Nach dem seit 2007 gültigen Höhenkonzept wären solche Ausmaße nicht zulässig, Ausnahmen müsste der Stadtrat abnicken. Die zulässige Traufhöhe liegt bei 22,50 Metern. Das Konzept soll die freie Sicht auf Kirchen und Dom bewahren.

Stadtkonservator Thomas Werner sagt zum „Dominium“: „Was da jetzt hochgewachsen ist, hat mit der Maßstäblichkeit der Stadt aus dem 19. Jahrhundert an dieser Stelle nichts mehr zu tun.“ Dagegen hält der damals zuständige Baudezernent und heutige Bühnensanierer Bernd Streitberger die Entscheidung für richtig: „Dieses Haus trumpft nicht auf, es ordnet sich ein und kaschiert seine gewaltige Baumasse sehr geschickt.“ In der Umgebung gebe es das größere WDR-Filmhaus. Streitberger sagt: „Die splitternden Glaskristalle, die uns an dieser Stelle ansonsten angeboten wurden, könnten wir wahrscheinlich heute schon nicht mehr sehen.“

Generali Zentrale

Das „Dominium“ ist losgelöst von seiner Gestaltung auch ein Beispiel, wie schnelllebig der Immobilienmarkt sein kann. Schließlich hatte der Versicherungskonzern Generali das Haus während des Baus gekauft, die Raumaufteilung verändert. Statt 45 Einzelmietern wollte der Versicherungsriese das Haus als repräsentative Zentrale nutzen, also zog Generali 2009 von Aachen nach Köln. 290 Büroräume, 15 Teeküchen und eine Kantine beherbergte das Haus. Ex-Konzernchef Walter Thießen sagte: „Köln ist verkehrstechnisch hervorragend angebunden und bietet optimale Kommunikationsmöglichkeiten.“ Es sind die üblichen Sätze, mittlerweile ist die Generali weniger gesprächig, beantwortet keine der zehn Fragen der Rundschau.

Letztlich blieb die Generali-Zentrale nur wenige Jahre, 2015 kündigte das Unternehmen an, nach München zu gehen. Wie viele Mitarbeiter noch im „Dominium“ arbeiten? Keine Antwort. Ob das Haus verkauft werden soll und wie schwierig das sei? Keine Antwort. Zwei Gebäude nutzt sie wohl noch, im Foyer steht an der Wand: „Generali Deutschland AG“ sowie „Generali Investments Europa S.p.A.“.

Vom Prachtbau zur Ramschware

In der Vergangenheit soll die Generali das „Dominium“ sogar im Internet auf einer gängigen Immobilienplattform angeboten haben: vom Prachtbau zur Ramschware sozusagen. Zumindest hat sich der Büroraum-Vermieter „Design Offices“ seit 2017 für zehn Jahre auf 9300 Quadratmetern eingemietet.

Ein zweiter Ankermieter folgt im November 2021: Die Oberfinanzdirektion des Landes NRW zieht mit 350 Mitarbeitern ins „Dominium“, der Vertrag läuft laut einer Sprecherin 15 Jahre. Bis dahin bleibt die Behörde an ihrem Standort am Riehler Platz.

Das „Dominium“ bekommt also nach und nach neue Mieter – doch der umstrittene Bau bleibt wohl noch Jahrzehnte.

Rundschau abonnieren