Doku zur NachkriegszeitNeuer Film zeigt den Wiederaufbau Kölns in Farbe

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Eine Trümmerlandschaft blieb Köln noch viele Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Eine Trümmerlandschaft blieb Köln noch viele Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Köln – Mehr als 20 Dokumentarfilme über das historische Köln hat Hermann Rheindorf (56) seit 2005 produziert. Unermüdlich hat der Journalist in Filmarchiven und privaten Sammlungen einzigartiges Material aufgespürt, um seinen Zuschauern in authentischen Bewegtbildern einen Eindruck vom früheren Leben in der Domstadt zu vermitteln – von den filmischen Anfängen in der Kaiserzeit bis hinein in die 1980er-Jahre. Dieser, man möchte fast sagen, Lebensaufgabe ist Rheindorf in seinem neuen Werk „Köln nach dem Krieg in Farbe“ auf besonders eindrucksvolle Weise nachgekommen. Nach dem 2020 veröffentlichten Streifen „Das alte Köln in Farbe“ ist dies sein zweiter Film mit digital nachkoloriertem Schwarzweiß-Material.

Farbe bringt den Betrachter näher ans Geschehen

Das Ergebnis des aufwendigen Verfahrens unter Einsatz von künstlicher Intelligenz ist frappant. Die ursprünglich schwarz-weißen Filmsequenzen wirken, als wären sie seinerzeit in Farbe gedreht worden, und fügen sich mit den rund 20 Prozent Original-Farbmaterial zu einem harmonischen Gesamtbild. Die Farbigkeit lässt den Betrachter näher an das Geschehen heranrücken, man atmet sozusagen den Geist der Geschichte, und die hat es in sich.

Mit den Augen der damaligen Kameraleute sehen wir die gewaltige Zerstörung, die der Zweite Weltkrieg in der Stadt hinterlassen hat. Die Menschen hausen unter erbärmlichen Bedingungen in Kellerlöchern und halten sich mit Maggeln auf dem Schwarzmarkt und „Vringsen“ (also Klütten klauen) irgendwie über Wasser. Zu Zehntausenden strömen die Kölner über eine behelfsmäßig auf Holzpfählen errichtete Brücke zurück in ihre Heimatstadt. Das Wunder, dass der Dom noch steht, gibt ihnen Hoffnung. Und so werden Pläne, das fast völlig zerstörte Köln auf freiem Feld im Norden völlig neu aufzubauen, bald ad acta gelegt. Doch die Not ist anfangs unbeschreiblich. Briten und Schweizer drehen sogar Filme darüber, um Spendengelder einzuwerben. Bald kommen die ersten Touristen, um die Kölner Trümmerlandschaft zu bestaunen und zu filmen, darunter Ex-Kölner, die in die USA ausgewandert sind. Es ist kaum zu glauben, wie viele freie Flächen es in der Innenstadt damals gibt.

Von der enormen Kraftanstrengung des Wiederaufbaus

Rund zehn Jahre wird es dauern, die Stadt vom Schutt zu befreien. Mit der Währungsreform 1948 geht es aufwärts, die Geschäfte füllen sich wieder mit Waren. Bald wird wieder kräftig gebaut, im Rekordtempo entstehen Wohnungen, Geschäfte und Büros. Heute wird oft beklagt, wie hässlich Köln an vielen Stellen sei, doch der Film macht deutlich, welche Leistung dahinter steckte, die so stark zerstörte Stadt so schnell wiederaufzubauen.

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Köln wird wieder zur Metropole des Westens – eine Stadt der Wirtschaft, der Kultur und des Sports. Wir sehen ein Fußballspiel des 1. FC Köln gegen Preußen Dellbrück, und der legendäre Boxkampf, bei dem „Müllers Aap“ 1952 den Ringrichter k.o. schlug, wird erstmals in Farbe präsentiert. „Die Kolorierung erhöht den Schauwert der Bilder. Die gefühlte zeitliche Distanz schmilzt zusammen“, beschreibt Rheindorf den Effekt für den Betrachter. Der Aufwand, den er und sein Team betrieben haben, hat sich gelohnt

Köln nach dem Krieg in Farbe. DVD, VoD. 100 Minuten. 14,80 Euro. Erhältlich im Rundschau-Shop unter Telefon 0221 - 56799307 oder shop.rundschau-online.de sowie im Handel.

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